Museum Schloss Moyland Eine digitale Liebeserklärung

Bedburg-Hau · Das Museum Schloss Moyland feiert sein 20. Jubiläum - auch im Internet. Seit dem Jahresende laufen unter dem Hashtag #moylove alle Aktionen zur Jahresfeier zusammen. Es ist nicht das erste Mal, dass das Museum online erfolgreich ist.

 Digital erfolgreich ist das Museum unter anderem bei Facebook und Twitter. Sofia Tuchard kümmert sich um die Inhalte auf den Kanälen.

Digital erfolgreich ist das Museum unter anderem bei Facebook und Twitter. Sofia Tuchard kümmert sich um die Inhalte auf den Kanälen.

Foto: Stade

Das Museum Schloss Moyland liegt ein wenig versteckt. Inmitten von Bäumen außerhalb von Bedburg-Hau verbirgt es sich hinter Tennisplätzen und dem Schlosspark. Doch wer will, der hat das Museum auch im Wohnzimmer oder in der Jackentasche. Denn Moyland macht regelmäßig im Internet von sich reden. Auch aktuell läuft eine Aktion zum 20. Jubiläum des Museums in den sozialen Netzwerken - mit Erfolg.

Aus den bunten Postkarten für die Jubiläumsaustellung "Liebling Moyland" bastelt Sofia Tuchard, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit des Museums, Ketten, Geschenkverpackungen oder eine Moyland-Rakete zum neuen Jahr und stellt die Fotos davon auf Twitter und bei Facebook ein. Sie versieht die Posts mit dem Hashtag #moylove, also einem Schlagwort mit Rautezeichen, damit es besser auffindbar ist. Der Hashtag - wie die gesamte Ausstellung auch - ist eine Liebeserklärung an das eigene Museum, sagt sie.

In dieser Jubiläumsausstellung (ab 19. Februar) stellen Mitarbeiter ihre Lieblingswerke vor. Es ist ein Konzept, das sich gut in die sozialen Medien übertragen lässt. Also fragt Tuchard Mitarbeiter des Museum an, ob sie ihr Lieblingswerk auch vor der Kamera erklären würden. Dann kommt sie mit Stativ und Handykamera vorbei und produziert kurze Filme. Einige davon gibt es schon auf Facebook und Twitter zu sehen.

Aber warum sollten Museen überhaupt Social Media nutzen? "Weil sie dort auf ihr Publikum treffen, sie können mit ihm ins Gespräch kommen, feststellen, wofür es sich interessiert und welche Bedürfnisse es hat", erklärt Anke von Heyl, eine Bloggerin, die Kulturinstitutionen bei Social-Media-Aktionen berät. Anfang 2016 hatte sie auch dem Museum Schloss Moyland unter die Arme gegriffen.

Mit dem in Zusammenarbeit mit Moyland-Direktorin Bettina Paust initiierten Hashtag #beuysheute bewarben sie zusammen die Ausstellung zum 30. Todestag vom Künstler Joseph Beuys und konnten Erfolge im Netz feiern. Fünfmal mehr als vor der Aktion wurde das Museum auf Twitter erwähnt und die Tweets wurden dreimal mehr gelesen. Schluss- und Höhepunkt des sechswöchigen Projekts war eine Podiumsdiskussion zu Beuys. Tuchard twitterte live aus dem Diskussionssaal und bekam prompt Rückmeldungen. "Wir konnten Fragen und Anregungen von Twitternutzern, die nicht anwesend waren, in die Diskussion einbringen", erklärt Tuchard begeistert. Ihr Ziel war erreicht: das Museum war in die Gesellschaft hinein erweitert worden.

Heute hat das Moyland über 2450 Follower auf Twitter - das sind in etwa so viele wie die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf hat. Generell schneidet das Moyländer Museum im Vergleich mit anderen großen Kunstmuseen in Nordrhein-Westfalen gut ab. Das Museum Küppersmühle in Duisburg hat etwa 1900 Follower, selbst das weltweit bekannte Museum Ludwig in Köln kommt "nur" auf 3500 Follower.

Zum ersten Mal in den sozialen Medien unterwegs war das Museum Schloss Moyland im Jahr 2010. Das größte Problem: Für die vielen neuen Aufgaben gibt es kein zusätzliches Personal. "Die digitalen Medien erfordern einen wahnsinnig hohen personellen Aufwand", weiß Tuchard aus eigener Erfahrung. Videos drehen und schneiden, Fotos machen und bearbeiten, die verschiedenen Kanäle mit kreativen Inhalten bespielen - Tuchard knappst ihrer Stelle für Öffentlichkeitsarbeit rund sechs Stunden pro Woche für diese Arbeit ab. Es könnten noch mehr sein, wenn es nach ihr ginge. "Meistens gibt es keine Ressourcen, die für diese wichtige Art der Kommunikation bereitgestellt werden. Das ist dann schon eine große Hürde", weiß auch von Heyl.

Eine andere große Hürde vor allem für Museen sind die Bildrechte. Im Fall von Beuys, dessen Werke das Moyland präsentiert werden, ist die Verbreitung der Bilder über soziale Medien nicht erlaubt, erklärt Tuchard. Doch wie zeigt man Kunst, ohne ein Kunstwerk zu zeigen? Ganz einfach: Indem man darüber spricht. Bei der Aktion #beuysheute schickten die Macher den Satz "Wenn ich an Beuys denke, denke ich an..." ins Netz und bekamen prompt Rückmeldungen: "... an Demokratie", schrieb jemand, ein anderer: "... an Vergänglichkeit und Neubeginn." Oder das Museum postet die Schatten von Kunstwerken. Oder Blicke hinter die Kulissen.

"Wir wollen Kunst vermitteln und nicht in den Archiven versauern lassen", sagt Tuchard. Zudem ist die Aktivität im Internet für sie eine Art Imagekampagne. Und man trete leicht in Kontakt mit der jungen Generation, die mit dem Internet großgeworden ist - den Digital Natives. "Die hätten wir sonst nicht erreicht", sagt Tuchard. Und: "Das Internet werden wir nicht mehr los."

(mre)
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