Kleve Eine-Million-Euro-Yacht aus Klever Werft

Kleve · "Coenen Yacht and Boats" hat für einen ostdeutschen Geschäftsmann einen Trawler gebaut. Damit will der Software-Entwickler die Weltmeere bereisen. Am Montag wird das schwimmende Luxusheim ins Wasser der Spoy gelassen.

 Geschäftsführer Peter Ringswandl präsentiert die große Wohnküche. Der Induktionsherd fehlt dort ebenso wenig wie eine elektrische Orgel.

Geschäftsführer Peter Ringswandl präsentiert die große Wohnküche. Der Induktionsherd fehlt dort ebenso wenig wie eine elektrische Orgel.

Foto: Evers, Gottfried (eve)

Die Inneneinrichtung der Wohnküche ist perfekt. Der Induktionsherd liegt in Greifweite des Kühl- und des Gefrierschranks, ebenso die Mikrowelle. Die Stereoanlage fehlt genauso wenig wie der temperierte Weinschrank. Nur ein Fach im Wohnzimmerschrank wirkt deplatziert. Doch das ist es nicht, denn es beherbergt eine elektrische Orgel. Was man halt so braucht auf hoher See!

 Das 15 Mal fünf Meter große Boot, das zurzeit noch vor der Werft liegt, ist komplett aus Aluminium.

Das 15 Mal fünf Meter große Boot, das zurzeit noch vor der Werft liegt, ist komplett aus Aluminium.

Foto: Gottfried Evers

In der Klever Werft "Coenen Yacht and Boats", direkt am Spoykanal, entsteht gerade ein großer Trawler. Ein Geschäftsmann aus dem deutschen Osten hat ihn in der von dort aus fast 600 Kilometer entfernten Schwanenstadt in Auftrag gegeben. Eine Millionen Euro investiert der Mann in sein schwimmendes Luxusheim.

Und das mit gerade mal Anfang 40. In jungen Jahren hatte der Mann, der seinen Namen nicht nennen möchte, ein zündende Idee für eine Software. Die Geschäfte liefen so gut, dass der Unternehmer es sich leisten kann, sich fortan größere Auszeiten zu nehmen und gemeinsam mit seiner Frau die Weltmeere zu bereisen.

Im September 2011 wurde der Trawler in der Klever Werft auf Kiel gelegt. "Das ist beim Bootsbau so etwas wie der Spatenstich", erläutert Peter Ringswandl, einer der beiden Geschäftsführer der Werft. Nur vier Monate dauert der Rohbau, danach kam der Innenausbau, an dem auch andere Klever Unternehmen beteiligt sind. Coenen arbeitet mit Partnerfirmen in unmittelbarer Nachbarschaft zusammen: Haven Haustechnik baut die Heizung- und Sanitäranlagen ein, der Maler- und Lackierbetrieb Hendricks sorgt für die frischen Farben und die Tischlerei Killewald verschafft den Schiffen eine Wohnatmosphäre, die man passend mit behaglich und exquisit umschreiben kann.

Denn nicht nur die große Wohnküche beherbergt viele Dinge, die das Leben an Bord angenehmer machen. Das Schiff ist mit einer Gästekabine mit eigenem Bad inklusive Badewanne ausgestattet. In der bordeigenen Sauna kann man sich an kalten Seetagen aufwärmen.

15 Mal fünf Meter misst der komplett aus Aluminium gefertigte, unlackierte Kahn. "Das war dem Auftraggeber wichtig, denn so fällt man nicht so auf. Das kann in einigen Gegenden der Welt von Vorteil sein", sagt Ringswandl. Zwei 100-PS-Motoren sorgen für den Vortrieb, der mit acht bis neun Knoten pro Stunde eher gemächlich ausfällt. "Der Kunde hat sich mit seinem Boot komplett selbst verwirklicht", betont Ringswandl. Will heißen: Er hat bis ins Detail selbst bestimmt, wie sein Boot aussehen soll. Deswegen hat er sogar in der Bauphase mehrere Wochen auf dem Schiff gewohnt. "Custom made" heißt dieses Konzept, mit dem sich "Coenen Yacht and Boats" in der Klasse der Boote von 4,50 bis 30 Metern nahezu konkurrenzlos gemacht hat. "Wir haben nur einen Mitbewerber", sagt Ringswandl.

Am kommenden Montagvormittag wird das Boot in der Spoy zu Wasser gelassen. Dann wird es einige Probeläufe absolvieren, bevor es vom Emmericher Hafen aus über diverse Wasserwege bis nach Berlin geht. Von dort aus will der neue Eigner die weite Welt bereisen. Einen Namen hat das Boot noch nicht. Der Eigentümer wollte es ursprünglich "WBS 70" taufen — so lautete der Name eines in der DDR häufig verwendeten Plattenbau-Typs. Doch diesen Plan hat er verworfen. An der Idee, auf See sein Büro weiterzuführen, will er jedoch festhalten. Dank PC und Satellitenverbindung sollte dies kein Problem sein.

(RP)
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