Kleve Eine Schweizerin im Museum Kurhaus

Kleve · Die Schweizer Kunsthistorikerin Susanne Figner wird stellvertretende Leiterin des Museums Kurhaus Kleve. Ihr Weg führt von Zürich über New York und Amsterdam nach Kleve. Figner lebt jetzt in Nimwegen.

 Susanne Figner im Spiegel von Lothar Baumgartens Kunst.

Susanne Figner im Spiegel von Lothar Baumgartens Kunst.

Foto: Gottfried Evers

50 Kunsthistoriker haben sich auf die Stelle beworben, neun kamen in die engere Wahl. Susanne Figner schließlich wurde auserkoren: Sie wird künftig die Stellvertreterin von Direktor Prof. Harald Kunde als Leiter des Museums Kurhaus Kleve sein und damit die Nachfolge von Dr. Roland Mönig antreten. Figner wurde vor 40 Jahren in der Schweiz geboren, wuchs in Zug auf, lebte und studierte in Zürich (Kunstgeschichte und Psychologie) und New York (Kunstgeschichte). Nach Abschluss des Studiums und der Arbeit an der Promotion (Ph.D) in den USA arbeitete sie in New York, Amsterdam und schließlich bei der Kestner-Gesellschaft in Hannover. Die Schweizerin wohnt, wie Kundes Vorgänger Guido de Werd, in Nimwegen.

"Kleve ist ein junges Haus mit einer langen Tradition und wunderbaren Ausstellungssälen und -Räumen", sagt Figner. Die Sammlung sei großartig. Hier liegt ihr Blick auf die Minimalisten: "Das Kurhaus hat mit der Ausstellung über Carl André diesem Künstler einen Schub gegeben - das bedeutet schon etwas", sagt sie und verweist damit auf die Ausstrahlung des Hauses, das nur scheinbar in der Provinz am Rande der Republik liegt. Bedeutend sei aus ihrer Sicht natürlich auch Beuys und dessen hier im Haus befindliches Atelier, sagt sie. Sie finde im Museum Kurhaus ideale Voraussetzungen, um Ausstellungen zu kuratieren, fügt Figner an. Und weiß aus eigener Nimweger Anschauung, dass das Kurhaus ein "Grenzgängerhaus" ist - also eine nicht unbedeutende Zahl Besucher aus dem Nachbarland hat. Die Ausstellungen zu André und zu Richard Serra sieht sie als Beispiele, wie sie sich ihre Arbeit künftig mit etablierten Künstlern und Positionen vorstellt, daneben würde sie gerne junge Künstler zeigen. Eine ihrer Lieblingsarbeiten im Museum Kurhaus ist der Spiegel vor der langen Treppe im Wandelsaal von Lothar Baumgarten, den sie noch unter seinem ursprünglichen Titel "Angezogener Akt eine Treppe hinauf steigend" kennt. Auch wenn Baumgarten der Arbeit inzwischen einen neuen Titel ("Lebensbaum") gegeben hat, sieht sie doch darin immer noch ihre Lieblingskünstler vereint: Zum einen der große Marcel Duchamp, der mit einem fast gleichnamigen Bild Anfang des 20. Jahrhunderts für einen Skandal sorgte. Zum anderen Gerhard Richter, der seine einstige Frau Ema als Akt die Treppe herabsteigendend malte und Duchamp zitierte.

Über Richter, dessen umgeschlagenes Blatt einer der herausragenden kleinen Arbeiten zur Klever Sammlung ist, schrieb sie ihre Masterarbeit, über Martin Kippenberger arbeitet sie in ihrer Ph.D.-Arbeit. Für die Zukunft sieht die Kunsthistorikerin spannende Möglichkeiten, Ausstellungen in Kleve inszenieren zu können. "Ich denke da an Malerei, auch an Skulptur, ich habe auch schon Künstler im Blick", macht sie neugierig.

Kunde hieß gestern in seinem kleinen, effektiv arbeitenden Team die "dreisprachige Schweizerin" (so der Direktor) willkommen, die jetzt in den Museumsalltag einsteigt. Auch der starke Freundeskreis des Hauses freut sich auf die Zusammenarbeit mit der Schweizerin, sagt Ulrike Sack. Die Vorsitzende der Freunde war neben Kunde, Bürgermeister und Kämmerer auch Mitglied der Auswahlkommission.

(RP)
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