Kleve Eleganz zwischen Mode und Kunst

Kleve · Ausstellungen in Berlin und Kleve erinnern an den 30. Todestag von Willy Maywald. Der Klever war der Fotograf der Pariser Haute Couture in den 1950er Jahren und schuf bekannte Künstlerporträts.

Die beiden Männer sitzen an einem großen, schweren Tisch. Brot und Kaffeetassen stehen darauf, auf einer Untertasse ein Stück Butter. Ein Weckglas, halb gefüllt, wohl mit einem Brotaufstrich. Links sitz ein grauhaariger älterer Herr, er hält elegant-lässig eine Zigarette zwischen Mittel- und Zeigefinger, der andere, den Hut auf den Kopf, hält am ausgestreckten Arm ein Foto gegen das Licht. "Willy Maywald zeigt Joseph Beuys Modefotographien", titelt das Bild, das am 8. Januar 1985 entstand. Nur fünf Monate später, am 21. Mai, stirbt Maywald in Paris.

An den Todestag des Klever Fotografen, der im mondänen Hotel Maywald aufwuchs, erinnern jetzt zwei Ausstellungen. Das Berliner Museum für Fotografie lädt am Donnerstag, 23. April, 19 Uhr zur Eröffnung ein. Motto: "Ein wichtiger Protagonist der Fotografie ist neu und wiederzuentdecken". In Kleve richtet ihm das Museum Kurhaus zwei Räume über der Mataré-Ausstellung ein. Räume, die der Modefotografie und den Künstlerporträts gewidmet sind. "Für mich ist Maywald eine Entdeckung", sagt Kleves Museumsdirektor Prof. Harald Kunde. Er sei der Mann, der das alte Kleve fotografiert hat, die zerstörte und die "neue" Stadt der 1960er Jahre, der Mann, der dazwischen "den Traum des süßen Lebens von Paris gelebt hat", sagt Kunde. Und das gleich zwei Mal: Denn Maywalds Karriere als Fotograf der Pariser Boheme und der Haute Couture hatte gerade erst richtig Fahrt aufgenommen, als sie jäh vom Einmarsch der Wehrmacht in Paris unterbrochen wurde.

Er musste in die Schweiz fliehen. Nach dem Krieg schaffte er es aber erneut mit seinen Bildern in die Vogue oder in Harper's Bazaar, war er der Star in den Salons von Paris, wenn es darum ging, die neuesten Creationen zu fotografieren. Oder die Stars der Kunst, wie Picasso unterm Sonnenschirm bei Golfe Juan vor Antibes an der Cote d'Azur.

Schön zeigt die von Valentina Vlasic eingerichtete Klever Ausstellung, wie sich Mode, Kunst und vor allem immer wieder seine Heimat Kleve verschränken. Da ist Haus Wylerberg, da sind die Porträts von Beuys und daneben die eleganten Kleider von Dior, getragen von den schlanken Models, die damals noch namenlos waren und die von Maywald glamourös in Szene gesetzt wurden. Im Kurhaus bis 28. Juni zu sehen, Dienstag bis Sonntag 11 - 17 Uhr.

(RP)
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