Bürgermeisterwahl Kleve Erdrutsch-Sieg für Sonja Northing

Kleve · Sensation in der Kreisstadt Kleve: Die Kandidatin von SPD, FDP und Offenen Klevern schaffte mit 64,48 Prozent einen Kantersieg gegen den CDU-Kontrahenten Udo Janssen und den Grünen Leenders. Wahlbeteiligung lag bei 40,89 Prozent.

Sonja Northing ist neue Bürgermeisterin
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kleve Mit dem Traumergebnis von 64,48 Prozent nahm die parteilose Sonja Northing erstmals seit Kriegsende den Christdemokraten das Bürgermeisteramt ab und wird zudem die erste Frau an der Spitze der Kreisstadt. Mit "Sonja-Sonja-Rufen" feierten Sozialdemokraten, Freidemokraten und Offene Klever ihre Kandidatin, die einen Durchmarsch mit Spitzenergebnissen von bis zu 80 Prozent im Wahlbezirk Schenkenschanz hinlegte.

Aber auch im Moment des Triumphes hatte Northing die Mehrheitsverhältnisse im Rat der Stadt im Blick. "Alle meine Wünsche haben sich erfüllt. Das ist ein klares Signal für die Stadt Kleve. Ich möchte für die Arbeit im Rat ein konstruktives Miteinander und ich werde mit der CDU und mit den Grünen ebenfalls zusammenarbeiten, so wie ich es von Anfang an gesagt habe. Ich möchte Bürgermeisterin für alle Klever sein", sagte sie. Am Nachmittag war sie noch mit Hund Dexter beim Hundeschwimmen und habe ein gutes Gefühl für den Wahlausgang gehabt, sagt sie. Sie werde bis zur Vereidigung im November ihre Aufgabe als Fachbereichsleiterin fortsetzen, vielleicht auch mit Theo Brauer über eine Einarbeitung bis November nachdenken. Der gratulierte der künftigen Bürgermeisterin, ebenso wie die beiden Dezernenten Jürgen Rauer und Willibrord Haas.

Brauer wünschte Northing eine gute Zukunft, viel Kraft und Erfolg und zunächst einmal eine gute Party. Northing feierte mit ihren Wahlteam und den vielen Helfern im Clivia-Haus. SPD-Fraktionschefin Petra Tekath durfte sich über eine gewonnene Wette freuen: Sie hatte das erdrutschartige Wahlergebnis vorhergesagt. "Kleve hat Veränderung verdient", sagt sie. Aber die Arbeit beginne Montag. FDP-Fraktionschef Daniel Rütter sah alle Erwartungen angesichts des klaren Ergebnisses übertroffen: "Das Ergebnis ist ein Traum!". "Wunderbar - ich bin nur noch begeistert", sagte Fabian Merges (Offene Klever).

Northings Hauptgegner, der Christdemokrat Udo Janssen, war einsilbig. "Ich habe verloren. Mehr sage ich nicht", sagte er. Über mögliche Konsequenzen angesichts der 23 Prozent, die er geholt hat, werde er eine Nacht nachdenken. CDU-Fraktionschef Gebing sagte mit Blick auf die Ergebnisse von Landrat Wolfgang Spreen, der in gleichen Wahlbezirken wie Janssen bis zu 30 Prozentpunkte mehr Wählerstimmen gewinnen konnte, dass dies ein desaströses Ergebnis für den CDU-Kandidaten sei. Er setze auf eine weitere gute Zusammenarbeit mit den Grünen und sei zuversichtlich, dass dies gelinge. "Das war eine Personalwahl, wie sich an den Ergebnissen in den Wahlbezirken zwischen Bürgermeisterkandidat und Landrat feststellen lässt", analysierte CDU-Stadtverbandsvorsitzender Aloys Hermanns das Ergebnis. Der Generationswechsel innerhalb der CDU werde jetzt weiter umgesetzt und man werde als Stadtverband in fünf Jahren mit verjüngter, weiblicherer Mannschaft wieder antreten.

Dr. Artur Leenders gewann dem Ergebnis eine positive Seite ab: seine Patienten und Mitarbeiter dürfen sich freuen. "So sei es", sagt er zum Ergebnis. Es sei sein vierter und angesichts persönlicher Angriffe schwierigster Wahlkampf gewesen.

"Wünsche, wie sie während des Wahlkampfes geweckt wurden, können Probleme schaffen", so Fraktionschefin Hedwig Meyer-Wilmes (Grüne). Fraktionssprecher Michael Bay hofft, dass Northing die unter Brauer gewohnte effiziente Zusammenarbeit zwischen Rat und Verwaltung fortsetze, mit der Schwarz-Grün einen immensen Investitionsstau gelöst habe.

(RP)
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