Kranenburg Erste Vollversammlung von Flüchtlingen

Kranenburg · In der Grenzgemeinde Kranenburg haben rund 150 Flüchtlinge und Einheimische an einem Treffen im Bürgerhaus teilgenommen. Die Asylbewerber wählten zwei Sprecher, die ihre Interessen in Zukunft vertreten sollen.

Kranenburg: Erste Vollversammlung von Flüchtlingen
Foto: Gottfried Evers

Die Erwartungen von Koordinator Fred Kahm und seinen Helfern vom "Runden Tisch" sind übertroffen worden: Zur Vollversammlung aller Asylbewerber in und um Kranenburg kamen rund 150 Personen aus allen Erdteilen im Bürgerhaus zusammen. Auch die Kranenburger waren gut vertreten. Fred Kahm stellte zu Beginn auch Polizeihauptkommissar Klaus Dercks "als Freund und Helfer" vor.

"Ich bin froh und überrascht", sagte Bürgermeister Günter Steins, "hier sind viele Einzelschicksale versammelt. Die Erwartungen bei den Flüchtlingen und der Kranenburger Bevölkerung sind unterschiedlich. Jetzt gilt es, dass Miteinander so gut wie möglich zu gestalten." Steins betonte, man habe durch die Flüchtlinge "eine Situation wie noch nie." Er sei glücklich, dass es bisher gelungen sei, in Kranenburg alle Asylbewerber in festen Häusern unterzubringen.

Stolz suchten die Flüchtlinge ihre kleinen National-Fahnen auf den Tischen, um sich mit den deutschen Teilnehmern als Sprachgruppen zu versammeln. Es gab für die meisten Sprachen Dolmetscher. Für Kinder war eine Betreuung eingerichtet, alle bekamen ein Namensschild.

Zunächst galt es, für alle Sprachgruppen einen Sprecher zu wählen. "Ich freue mich, dass es gelang, dass die Asylbewerber aus ihren Reihen einen Sprecher fanden", sagt Fred Kahm. Die Sprecher waren Ansprechpartner für Probleme in ihren Gruppen. Sie sollen mit der Verwaltung und dem "Runden Tisch" Kontakt halten sowie Multiplikator für soziale Events und dergleichen sein. Die Hauptsprachen sind Arabisch, Persisch, Albanisch, Pakistanisch, Französisch und Englisch. Einen kleinen Sprachtest gewann Florida Avdiu, die wie alle anderen Sprecher und engagierten Flüchtlinge einen Gutschein für die Teilnahme an der Niederrheinischen Kaffeetafel am 10. Januar in Kranenburg entgegennehmen konnte.

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Foto: dpa, rwe jai

Die neue Organisation der Sprachkurse wurde vorgestellt. Danach zahlt jeder Teilnehmer zehn Euro für das Buch und zehn Euro als Kaution für eine regelmäßige Teilnahme. Eine erfolgreiche Teilnahme wird durch ein Zertifikat bescheinigt. Es bestand die Möglichkeit, sich sofort anzumelden.

Dann wurden die Flüchtlinge gefragt, wie sie selbst helfen könnten: Wie kann man Gaststudent an der Hochschule Rhein-Waal werden? Gibt es Leute, die Gesangsgruppen organisieren können? Wer ist in der Lage, in verschiedenen Sportarten Leute zusammenzubringen? Wer kann Fahrräder reparieren? Wer ist imstande, Computer zu installieren oder Gruppen für Tischspiele ins Leben zu rufen? Wer hat spezielles Interesse an Theater, Tanz oder dergleichen? Wer möchte Texte oder Fotos zum Newsletter "Kranenburg International" beisteuern? Wer möchte an einem Buchprojekt von Theo Schlaghecken mitwirken?

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Foto: dpa, fg jai

Zur Auflockerung gab es durch Karimi Abdulrahim aus Afghanistan ein Trommelsolo. Auch Marjet de Boer vom "Runden Tisch" und ihre Mitstreiter sorgten bei Musik und Tanz für internationale Stimmung.

Dann stand aus den Reihen der Sprachgruppen-Sprecher die Wahl der beiden Hauptsprecher für alle Asylsuchenden an. Gewählt wurden Florida Avdiu aus Albanien für die Frauen und Raid Soubh aus Syrien für die Männer. Nach Kenntnis der Verantwortlichen war diese Vollversammlung bisher einzigartig in Nordrhein-Westfalen. "Thank you for your cooperation", sagte der Koordinator Fred Kahm.

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(RP)
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