Kreis Kleve Erstes Interesse an Hospitanz-Modell

Kreis Kleve · Der Kreis Kleve hat eine ungewöhnliche Initiative gestartet, um junge Mediziner für die Übernahme einer Praxis zu begeistern. Wer hospitiert, bekommt 2000 Euro in der Woche. Auf die Idee gibt es positive Resonanz, auch regionweit.

Es ist ein Modell, das für Gesprächsstoff gesorgt hat. Wie berichtet, hat der Kreis Kleve ein Hospitations-Projekt gestartet, um potenzielle Nachfolger für Ärzte zu finden, die ihre Praxis übergeben wollen. 2000 Euro pro Woche bekommt jeder interessierte Mediziner, wenn er sich eine solche Praxis einmal über längere Zeit ansieht. Die durchaus stattliche Summe begründet Landrat Wolfgang Spreen damit, dass Interessenten für eine solche Zeit ja eventuell Urlaub opfern, sich um eine Wohnung oder die Betreuung ihrer Kinder kümmern müssten. Natürlich sei das Geld aber auch als Anreiz zu sehen, sich überhaupt auf dieses Modell einzulassen.

Hintergrund der Initiative ist die Tatsache, dass im Kreis Kleve auf Dauer ein Ärztenotstand droht. Bis zum Jahr 2030 fehlen im Kreisgebiet nach aktuellen Prognosen 130 Ärzte in Fach- und Hausarztpraxen. Mit dem neuen Modell soll jungen Ärzten der Alltag in der Praxis gezeigt werden. Die Hoffnung: Das macht Lust darauf, aufs Land zu gehen und hier eine Praxis zu übernehmen.

Kaum ist das Programm gestartet, gibt es bereits die ersten positiven Rückmeldungen. "Die ersten Anfragen von Interessenten sind bereits da", sagt Kreissprecherin Elke Sanders. Sie sind durch Medienberichte auf das Modell aufmerksam gekommen und haben sich per E-Mail an den Kreis gewandt, um weitere Informationen zu bekommen. Der konkrete Vertrag zum Hospitantenmodell wird dann allerdings zwischen dem Arzt und dem Kreis Kleve geschlossen. Der Kreis kann also nicht die Rolle des Vermittlers übernehmen.

Die Initiative des Kreises Kleve ist auch überörtlich auf positive Resonanz gestoßen. Dr. Heiko Schmitz, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, meint: "Grundsätzlich begrüßen wir jede Initiative, die dazu beitragen kann, einem drohenden Ärztemangel vor allem in ländlichen Regionen vorzubeugen. Die Arbeit vor Ort unter attraktiven Bedingungen kennenzulernen, kann möglicherweise den einen oder anderen Nachwuchsmediziner in seiner Entscheidung für die Niederlassung beeinflussen. Wobei wir mit Interesse verfolgen werden, ob das Modellprojekt positive Ergebnisse hervorbringt." Positiv sei in jedem Fall, dass der Kreis Mitverantwortung übernehme und seine Möglichkeiten nutze, um für eine Niederlassung im Kreis Kleve zu werben. Die Initiative sei im KV Nordrhein einzigartig.

Der Anstoß dazu war von Dr. Wolfgang Brüninghaus gekommen, bei dem vor einiger Zeit ein Mediziner hospitierte. Der Arzt aus Kleve war von den Erfahrungen sehr angetan. Wichtig sei, dass junge Ärzte durch den Einblick in die Praxis Lust bekommen, raus aufs Land zu ziehen.

Für Dr. Heiko Schmitz kommt es allerdings auch darauf an, die Bedingungen in ländlichen Regionen vor Ort auf Dauer so zu gestalten, dass eine Niederlassung für mehr Nachwuchsmediziner in Frage kommt. "Dabei zählen nach unseren Erkenntnissen weniger finanzielle Anreize als vermeintlich weiche Faktoren wie eine gute Infrastruktur, Beschäftigungsmöglichkeiten für Lebenspartner, gute Kitas und Schulen sowie Kultur- und Freizeitangebote. Die nachrückende, zunehmend weibliche Ärztegeneration will vor allem Beruf und Familie vereinbaren können", meint Schmitz.

(RP)
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