Kranenburg Erweiterung der Einkaufsarena in Gefahr

Kranenburg · Der Ausbau des Kranenburger Einkaufszentrums gilt bislang als reine Formsache. Doch droht das Projekt zu scheitern. Der Nabu ist gegen die Umsetzung.

 Hier muss erst noch Baurecht geschaffen werden: Es ist geplant, die "Frischearena" auf der linken Seite weiter auszubauen.

Hier muss erst noch Baurecht geschaffen werden: Es ist geplant, die "Frischearena" auf der linken Seite weiter auszubauen.

Foto: Gottfried Evers

Das Kaufparadies an der Umgehungsstraße in Kranenburg soll weiter wachsen. Die neuen Geschäfte brauchen Platz. Dort, wo jetzt noch Grünland ist, ist die Erweiterung der "Frischearena" geplant. Die Vorbereitungen laufen, um noch mehr kaufwillige Niederländer in die Grenzgemeinde zu locken. Der Projektentwickler Landmarken AG ist bereits dabei, Verträge mit interessierten Unternehmen auszuhandeln. Doch könnte das voreilig sein, denn der Naturschutzbund (Nabu) positioniert sich klar gegen das Bauvorhaben.

"Die Fläche grenzt an das Naturschutzgebiet. Es ist nicht sinnvoll, hier ein Einkaufszentrum zu bauen", sagt Dr. Volkhard Wille, Vorsitzender der Nabu-Station Niederrhein. Ein weiterer Grund für die ablehnende Haltung der Naturschützer ist der Kiebitz. Denn auf dem und rund um das geplante Baugebiet gibt es eines der größten Vorkommen von Kiebitzen in Nordrhein-Westfalen. Der Kiebitz steht auf der Roten Liste der bedrohten Tier- und Pflanzenarten. Hier ist er in die dritte Kategorie eingeteilt. Was bedeutet: akut gefährdet. Bislang musste der Nabu offiziell keine Stellungnahme zu der Weiterentwicklung der Einzelhandelsfläche abgeben. Der Antrag auf Änderung des Flächennutzungsplans ist noch nicht gestellt. "Aber wir werden uns äußern", verspricht Wille.

Doch kennen die Naturschützer das Gebiet nicht allein durch Tierbeobachtungen. Vor knapp vier Jahren wurde den Biologen vorgeschlagen, dort selbst zu bauen. "Wir hatten uns damals auf den Vorschlag der Gemeinde eingelassen, weil er uns nicht völlig abwegig erschien. Aber schon bei den ersten Vorprüfungen mit verschiedenen Behörden wurde klar, dass es gewichtige und prinzipielle Argumente gegen eine Bebauung in diesem Bereich gab", sagt Volkhard Wille. Damals wie heute ist ihre Station - für Naturschützer eher ungewöhnlich - immer noch in dem Gewerbegebiet "Im Hammereisen" untergebracht. Schon 2013 stoppte der Kiebitz die Planungen. Der Kranenburger Landwirt Andreas Natrop hatte dort die bedrohten Vögel beobachtet, die an der Stelle brüteten. Daraufhin wurde das Projekt nicht weiter verfolgt.

Wille hatte einst betont, dass für den Nabu dieselben Gesetze gelten wie für alle anderen Bauherren auch. Daraus zieht er den Schluss: "Die Argumente, die damals eine Bebauung unmöglich erschienen ließen, bestehen nach wie vor."

Bürgermeister Günter Steins kommentiert die Bedenken der Naturschützer zurückhaltend: "Darüber wäre ich sicherlich nicht glücklich." Es sei jedoch nicht das erste Verhinderungsprojekt, das der Nabu anstrebe. Steins hält die Einwände für überzogen. "Ich kenne die vordere Ackerfläche, da sind sicherlich Kiebitze. Aber im hinteren Bereich, dort wo gebaut werden soll, ist mir das nicht bekannt." Der Nabu sehe auch manchmal Kiebitze, wo gar keine seien. Einer Meinungs sind Steins und Wille darin, dass beide ein geordnetes Verfahren anstreben, bei dem Belange geprüft würden - auch die naturschutzrechtlichen. "Und wenn es dann eben nicht möglich ist, muss man feststellen, dass Kranenburg und der Bevölkerung hier einige Möglichkeiten genommen worden sind", sagt Steins.

Für die Gemeinde wäre das Aus der Erweiterung ein herber Rückschlag. Das Grundstück ist zwar bereits an die Landmarken AG verkauft, jedoch unter Vorbehalt. Es müsse dort Baurecht geschaffen werden, so das Unternehmen. Zuvor ist es ebenfalls erforderlich, dass der Regionalplan dementsprechend geändert wird. Das dürfte das kleinere Problem sein. Der Kiebitz bereitet wohl mehr Sorgen.

(jan)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort