Weihnachten im Luftschutzbunker "Es war eine herrliche Zeit"

Kleve · Nach dem Zweiten Weltkrieg diente der ehemalige Luftschutzbunker unter dem Markt Linde in Kleve vielen Jugendlichen in der Stadt als Treffpunkt. "Sonst konnten wir ja nirgendwo hin", sagt Else Peters. Die 81-Jährige feierte 1949 sogar das Weihnachtsfest in dem Bunker.

 Die 81 Jahre alte Else Peters zeigt auf die Stelle, an der es früher in den Luftschutz-Bunker ging.

Die 81 Jahre alte Else Peters zeigt auf die Stelle, an der es früher in den Luftschutz-Bunker ging.

Foto: Gottfried Evers

Else Peters steht auf dem Klever Markt "Linde" und zeigt auf den Boden. "Da war der Eingang des Bunkers. Ich weiß es nicht mehr auf den Meter genau, aber ungefähr da war er. Da sind wir immer rein", erzählt die 81-Jährige. Heute ist dort am Rande des Parkplatzes in der Oberstadt ein kleines Beet mit Blumen. Früher ging sie an dieser Stelle in einen Luftschutz-Bunker, der im Zweiten Weltkrieg etliche Klever vor den Bomben geschützt hat. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges diente er als Aufenthaltsort für zahlreiche Jugendliche aus der Schwanenstadt, die dort viele schöne gemeinsame Stunden miteinander verbrachten. Auch die damals 14-jährige Else Peters gehörte zu ihnen.

Von 1944 bis 1948 lebte sie zunächst gemeinsam mit ihrer Familie in einer Evakuierung in der Nähe Magdeburgs, ehe sie zurück in ihre Heimat kehrten. "Viele Klever kamen damals zurück", erzählt Peters, die seit jeher politisch der SPD angehörte. Durch die Jugendgruppe der sozialdemokratischen Partei "die Falken" besuchte sie ab 1949 auch den Bunker am heutigen Markt "Linde".

 So sieht der Luftschutzbunker heute aus - ein triste Röhre aus hartem Stein.

So sieht der Luftschutzbunker heute aus - ein triste Röhre aus hartem Stein.

Foto: Stadt

Kleve war völlig zerstört

"Ich war immer gerne unter Leuten", begründet Peters fast 70 Jahre später ihre Beweggründe, die im Bunker ansässigen "Falken" zu besuchen. An die hat sie durchweg positive Erinnerungen. "Kleve war ja damals quasi bis auf den Erdboden zerstört. Vieles war durch die Bomben niedergemacht worden. Mit dem Bunker hatten wir aber ein Domizil gefunden, wo wir uns aufhalten konnten. Sonst konnten wir ja nirgendwo hin", erzählt Peters. Viele Freundschaften seien entstanden. Zwar habe sie in den vielen Jahrzehnten einige Wegbegleiter aus den Augen verloren, mit einigen habe sie in den all den Jahren aber auch noch mal Gespräche geführt.

Die Klever Jugendlichen verband schließlich damals sehr viel miteinander. "Wir haben viel gespielt und vor allem sehr viele gute Gespräche geführt. Das war einfach schön, dass wir uns unterhalten konnten, und das hat der Gemeinschaft gut getan. Alle haben damals zusammengehalten", sagt die heutige Rentnerin. In der damals schwierigen Nachkriegszeit sei das wichtig gewesen. Else Peters denkt gerne daran zurück. "Es war eine herrliche Zeit, die wir in dem Bunker erlebt haben. Es war damals wie ein zweites Zuhause für uns", so die 81-Jährige, die sogar das Weihnachtfest 1949 zusammen mit der Jugendgruppe verbrachte. Sie sagt: "Es gab zwar nicht viel - keine Geschenke und auch nur etwas zu trinken - aber wir waren dort gerne zusammen."

In den vergangenen Jahrzehnten sei zwar vieles verblasst, aber an das Innere des Bunkers kann sie sich trotzdem in Teilen noch ganz genau erinnern: "Dort waren ja mehrere Jugendgruppen, unter anderem eben wir. Es waren alles sehr beengte Kellerräume, deren Wände von einem Maler aus der Herzogstraße bemalt worden waren." Diese Malereien, welche die Schwanenburg und ihre Umgebung dargestellt hätten, bewunderte die damals 14-Jährige sehr. "Sie waren einfach sehr schön. Ich habe sie mir viel und gerne angeschaut", sagt Else Peters. In einer tristen Zeit und Umgebung brachten auch sie Herzlichkeit in diesen Luftschutz-Bunker unter dem Markt "Linde", der zuvor viele Klever im Zweiten Weltkrieg vor den Bomben geschützt hat und jetzt denkmalgeschützt werden soll.

(RP)
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