Kleve Esel-Schreie beim Rüpeltanz

Kleve · Reihenkonzerte: Mendelssohn-Bartholdy für die ganze Familie

Die Kinder im Saal der Klever Stadthalle machten die Hälse lang und warteten darauf, dass auf der Bühne endlich etwas passiert - besonders die historische Kutsche in Originalgröße machte neugierig. Doch plötzlich hörte man von hinten Musik: Streichquartettklänge drangen durch eine geöffnete Saaltür aus dem Foyer. Kurz darauf marschierte Felix Mendelssohn Bartholdy (alias Schauspieler Jörg Schade) auf die Bühne und raunte seinem jungen Publikum hinter vorgehaltener Hand zu, dass er sich jetzt aus dem Staub machen werde. Während die da draußen noch seine Musik aufführten, wolle er endlich mal wieder verreisen - denn beim Reisen kämen ihm immer die besten Ideen zum Komponieren.

Es wurde viel gelacht beim Familienkonzert im Rahmen der Besonderen Reihe. Die Mitglieder des Aachener Chapelle Quartetts und Felix' Schwester Fanny, verkörpert durch Sopranistin Melanie Spitau, beschlossen kurzerhand, den Komponisten auf seiner Reise zu begleiten. Sie kletterten in die Kutsche und wieder heraus (später durften zwei Kinder aus dem Publikum das Gefährt besteigen), übten sich im Landkartenlesen und stritten sich über die richtige Fahrtrichtung. Man fuhr durch die Schweiz und nach Italien (wo das Quartett die Sonnenbrillen auspackte), machte einen Zwischenstopp in Paris, durchquerte England und bewunderte die schottische Landschaft, bis man sich plötzlich im heimischen Kutschstall wiederfand - war alles doch nur ein Traum gewesen?

Verknüpft durch den roten Faden der Reise, spielte das Streichquartett allerhand Musik von Mendelssohn, etwa den Rüpeltanz aus dem "Sommernachtstraum" (in dessen Eselschreie die Kinder lauthals einstimmen durften), einen Satz aus der "Schottischen Sinfonie" und das Lied "Leise zieht durch mein Gemüt", dessen Melodie Schade und Spitau mit den Kindern einübten. Es erklangen auch zwei Lieder von Fanny Mendelssohn, von Spitau mit ausdrucksvoller Stimme vorgetragen. Während der amüsanten Kabbeleien zwischen Felix und seiner Schwester erfuhr man einiges über das innige, doch nicht immer einfache Verhältnis der Geschwister Mendelssohn: dass sich die begabte Musikerin und Komponistin von ihrem Bruder als Künstlerin nicht ernst genug genommen fühlte.

Schades Fragen, Aufgaben und phantasievolle Mitmachaktionen hielten die Kinder gut bei der Stange, wenn er auch der Musik manchmal etwas mehr Raum hätte geben können. Der Schauspieler agierte und sprach häufig auch während der Stücke, wodurch das einfühlsam musizierende Chapelle Quartett stellenweise unterzugehen drohte. Dennoch überzeugte das Konzept, die Kinder hatten Spaß.

(RP)
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