Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Weichenstellungen Für Generationen (10) Euregio Rhein-Waal: Als die Grenze fiel

Kleve · Der öffentlich-rechtliche deutsch-niederländische Zweckverband hat mittlerweile 54 Mitglieder. 1971 begann alles mit einer Arbeitsgemeinschaft, der Vertrag von Anholt vom 23. Mai 1991 war eine Premiere in Europa.

 Repräsentativer Sitz der Euregio Rhein-Waal in Kleve: Das Haus Schmithausen.

Repräsentativer Sitz der Euregio Rhein-Waal in Kleve: Das Haus Schmithausen.

Foto: Markus van Offern

Kreis Kleve Eine wichtige Schnittstelle für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen dem Kreis Kleve und seinen niederländischen Nachbarn ist die Euregio Rhein-Waal. Ihr Hauptanliegen ist die Verbesserung und Intensivierung der Kooperation über die Landesgrenze hinweg. Die Euregio ist aufgestellt als ein öffentlich-rechtlicher deutsch-niederländischer Zweckverband mit 54 Mitgliedsorganisationen. "Im Vergleich zu anderen Grenzregionen umfasst das Arbeitsgebiet der Euregio eine große Anzahl an Fachhochschulen und Universitäten. Diese Bildungseinrichtungen bieten ein großes wirtschaftliches Potenzial. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Stärke der Wissensinfrastruktur in unserer Euregio optimal genutzt wird. Aus diesem Grund haben wir uns entschlossen, die Kompetenzen der Bildungseinrichtungen zu bündeln", so Sjaak Kamps, Geschäftsführer der Euregio.

 So präsentiert sich das neue Euregio-Forum.

So präsentiert sich das neue Euregio-Forum.

Foto: van Offern, Markus (mvo)

Ausgangspunkt war letztlich der Zweite Weltkrieg, der in der Region rund um Kleve, Emmerich, Arnheim und Nijmegen tiefe Wunden hinterlassen hatte. Aus anfänglich privaten Kontakten entstand erst langsam ein offizieller grenzüberschreitender Austausch. Im Jahr 1971 gründeten Grenzgemeinden und Wirtschaftsverbände die "Arbeitsgemeinschaft Regio Rhein-Waal". Der Rat der Regio Rhein-Waal nahm seine Arbeit 1978 auf. In seiner neuen Satzung erklärt die Arbeitsgemeinschaft die Stärkung der wirtschaftlichen Strukturen, die Intensivierung der sozialen und kulturellen Kontakte und die Tourismusförderung zu seinen Zielen. 1993 wurde aus der Regio Rhein-Waal die Euregio Rhein-Waal. Auf der Grundlage des Vertrages von Anholt (23. Mai 1991) entstand die Euregio als der erste grenzüberschreitende, öffentlich-rechtliche Zweckverband in Europa.

Erstreckte sich das Arbeitsgebiet in den 70er Jahren auf 1600 Quadratkilometer mit 750 000 Einwohnern, so verfügt man heute über eine Fläche von 8663 Quadratkilometern, wo rund 4,2 Millionen Menschen leben. Der Euregiorat ist das wichtigste Gremium der Euregio Rhein-Waal. In ihm sind alle Mitgliedsorganisationen vertreten. Er besteht aus 135 Vertretern, die mindestens zwei Mal pro Jahr zusammenkommen.

Zur Vorbereitung sind drei Ausschüsse eingerichtet worden: der Ausschuss für grenzüberschreitende Verständigung, der Ausschuss für Wirtschaft und der Ausschuss für Finanzen und Projekte. Diese Ausschüsse bestehen aus jeweils 18 Euregioratsvertretern. Sie beraten über die Genehmigung von Projekten und den Haushalt der Euregio. Der Vorsitzende und sein Stellvertreter werden aus der Mitte des Euregiorates gewählt.

Das Arbeitsgebiet umfasst auf deutscher Seite die Kreise Kleve und Wesel sowie die Städte Duisburg und Düsseldorf. Auf niederländischer Seite gilt dies für einen Großteil der Provinz Gelderland mit den Gebietsteilen Arnheim-Nijmegen, West-Veluwe, Zuid-West-Gelderland, Teile Nordost-Brabants sowie den nördlichen Teil der Provinz Limburg.

Das "Service-Netzwerk Euregio-Ambassadeure" unterstützt die Euregio bei der Zusammenarbeit und fördert die Kontakte innerhalb des Zweckverbandes. Die Ambassadeure nutzen ihre Netzwerke, um grenzüberschreitendes Denken anzuregen. Sie halten Kontakt zu wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, sozialen und kulturellen Einrichtungen, um die Möglichkeiten grenzüberschreitender Zusammenarbeit auszuloten. Seit seiner Gründung ist der Kreis der Mitglieder stetig gewachsen.

Seit dem 1. Januar 2015 hat die Euregio Rhein-Waal 54 Mitglieder. Sie setzen sich zusammen aus 49 deutschen und niederländischen Kommunen, drei regionalen Behörden sowie zwei Industrie- und Handelskammern.

Die Mitgliedschaft verspricht viele Vorteile. Dazu gehört insbesondere das große internationale Netzwerk, in dem Aktivitäten vorbereitet und umgesetzt werden können. Kamps weist darauf hin: "In der Euregio Rhein-Waal gibt es etwa 20 000 Grenzpendler. Eigens für sie haben wir eine monatliche Sprechstunde eingerichtet. Mit der Einrichtung eines neuen Grenzinfopunktes wird dieses Angebot noch erweitert. Auf www.euregio-jobroboter.com können Menschen, die auf der Suche nach Arbeit sind, ganz einfach passende Stellenangebote im Nachbarland finden."

Diese Initiativen werden auch durch Mittel aus dem EU-Programm INTERREG A Deutschland-Nederland ermöglicht. "Mit dem Programm stellt die EU zwischen 2014 und 2020 mehr als 220 Millionen für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit entlang der deutsch-niederländischen Grenze zur Verfügung. Das Augenmerk liegt auf der Stärkung der Innovationskraft der Region. Gern informieren wir über die Möglichkeiten der Entwicklung eines grenzüberschreitenden INTERREG-Projekts", sagt Kamps. Die Euregio bietet ferner eine qualifizierte Beratung der Mitglieder zu unterschiedlichsten Möglichkeiten.

Außerdem leistet der Zweckverband finanzielle Unterstützung bei verschiedensten Veranstaltungen und Projekten. Für repräsentative Tagungsmöglichkeiten bei Begegnungen und Konferenzen sorgen das Haus Schmithausen und das Euregio-Forum in Kleve.

(RP)
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