Kranenburg Euregio-Schule wirbt um Sprachbegabte

Kranenburg · Damit Grenzen Menschen nicht mehr trennen, sollte zumindest die sprachliche Hürde überwunden werden. Das ist Grundsatz der zweisprachigen Euregio-Realschule Kellen, die ab jetzt Kinder in den dritten Jahrgang aufnimmt.

 Ulrich Falk ist der Schulleiter der zweisprachigen Realschule.

Ulrich Falk ist der Schulleiter der zweisprachigen Realschule.

Foto: Settnik

Nachdem die Hannah-Heiber-Schule in Kranenburg ihre Tore vor vier Jahren geschlossen hatte, war lange Zeit unklar, ob es in Kranenburg überhaupt noch ein weiterführendes Schulangebot geben würde. Eine private Ersatzschule ist es schließlich geworden: die Euregio-Realschule, die deutsche und niederländische Jungen und Mädchen zweisprachig und im Ganztag unterrichtet. Mit einem Tag der offenen Tür am Samstag, 11. November, stellen Schulleiter Ulrich Falk und seine Kollegen interessierten Eltern nun vor, womit sie zu rechnen haben, wenn sie ihr Kind dort anmelden. Drei Info-Abende stehen für intensive Gespräche zur Verfügung.

Eins ist klar, und darum machen die Pädagogen auch kein Geheimnis: Wer sich mit Sprachen schwer tut oder keinen Austausch mit den Nachbarn möchte, der ist an der Euregio-Realschule eher nicht richtig. Denn neben Englisch als obligatorischer Fremdsprache lernt dort jeder Deutsch oder Niederländisch. "Viele unserer Schüler haben einen niederländischen Elternteil und so eine gewisse Nähe zu der Sprache. Ob geringe oder schon umfassendere Kenntnisse: Wir sind konsequent zweisprachig", erklärt Falk. Deutsche Kinder müssen auch akzeptieren, dass Mathematik auf niederländisch unterrichtet wird. Ebenso müssen die niederländischen Schüler damit umgehen, dass manches Fach in deutscher Sprache gelehrt wird. Oder eben "tweetaalig".

Die Euregio, im Boot mit den Universitäten Nimwegen und Essen /Duisburg, begleitet die Kranenburger Schule und einige andere in der Region. Alette Doreleijers ist die Projektkoordinatorin, betreut unter anderem "Tandems" aus jeweils zwei Schulen, die sich intensiv austauschen. "Manche Schulklassen schreiben sich Briefe oder produzieren Filme, viele besuchen sich auch gegenseitig", weiß die Niederländerin. Auch Workshops für die Lehrer werden organisiert. "Niederländische Lehrer einzustellen ist in unserem Land nicht einfach", weiß Joachim Janßen, Vorsitzender des Trägervereins. Das Land Nordrhein-Westfalen verlangt von Lehrern einen Hochschulabschluss und zwei studierte Fächer - in den Niederlanden genügt für die Sekundarstufe I ein Fachhochschulabschluss und ein studiertes Fach. Ein spezialisierter Anwalt unterstützt die Bemühungen der Schule, Anerkennungen für neue Kollegen zu bekommen.

22 und 20 Kinder haben die aktuellen fünften und sechsten Klassen der einzügigen Schule. "Mittelfristig sollten es 24 oder 25 sein, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Aber die Bezirksregierung gönnt uns einige Jahre für den Aufbau", sagt Janßen. Rektor Falk ermuntert alle interessierten Familien, sich informieren zu lassen. Dabei spiele weniger die Grundschulempfehlung, als vielmehr der persönliche Eindruck des Kindes eine Rolle. Auch Kinder mit Förderbedarf (etwa Autisten) wurden schon angenommen - die Auswahl erfolge sehr individuell.

Da die Gemeinde Kranenburg nur Vermieter der Immobilie und eben nicht Schulträger ist, gibt es kein unterstütztes Bussystem für die Schüler. "Die Eltern bilden Fahrgemeinschaften, andere Kinder kommen mit dem Fahrrad", erklärt Janßen. Eine weitere Unbequemlichkeit betrifft das Schulgeld: Etwas über 100 Euro zahlen die meisten Eltern monatlich, Geringverdiener werden deutlich weniger belastet. Zum Übergang in Klasse 7, der für Niederländer im Grunde erst das Ende der Grundschulzeit bedeutet, kann es sein, dass einige Kinder auf eine Schule in Holland wechseln, anders herum kommen eventuell "Neue" aus den Schulen des Nachbarlandes. Oder eben von hiesigen Grundschulen.

(RP)
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