Kranenburg Europaminister besucht Euregio-Schule

Kranenburg · 20 Kinder lernen an der privaten Kranenburger Realschule bilingual. Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Franz-Josef Lersch-Mense, unterhielt sich mit Schülern und Lehrern. Abschlüsse niederländischer Lehrer dort nicht anerkannt.

 Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Franz-Josef Lersch-Mense, mit Schüler der Euregio-Schule.

Der Chef der NRW-Staatskanzlei, Franz-Josef Lersch-Mense, mit Schüler der Euregio-Schule.

Foto: Klaus Dieter Stade

Der europäische Gedanke darf nicht nur in abstrakten Debatten und Gipfelkonferenzen zum Ausdruck kommen, sondern muss ganz praktisch gelebt und in den Köpfen und Herzen verankert werden. Das sagt Franz-Josef Lersch-Mense, Chef der Staatskanzlei NRW und Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien. Der Landesminister war gestern zu Gast in der "europaaktiven Kommune Kranenburg", besuchte dort den Draisinen-Bahnhof und die Euregio Realschule. Von der privaten bilingualen Ersatzschule, die erst im Sommer an den Start ging, zeigte sich der Gast aus Düsseldorf beeindruckt und wünschte ihr eine gute Entwicklung.

Bürgermeister Günter Steins berichtete Lersch-Mense, dass Kranenburg schon wegen der Vielzahl an Niederländern im Ort im Grunde eine "Europagemeinde" sei, auch wenn es den Status nicht habe. "Europaaktiv" darf sich die Kommune jedoch nennen und tut das auch gerne. Es wurde nicht verschwiegen, dass Gesetze und Behörden es den Regionen nicht immer leicht machen, grenzüberschreitend tätig zu werden. Lehrer Horst Baranowski äußerte gegenüber dem Minister den "Weihnachtswunsch", er möge sich dafür einsetzen, dass die Lehrerabschlüsse aus dem Nachbarland in NRW anerkannt würden. "Dann wäre es für die Kollegen aus den Niederlanden viel einfacher, bei uns zu arbeiten." Im Umkehrschluss wäre deutschen Schulen - insbesondere den Grundschulen - sehr geholfen, wenn sie niederländische Kollegen einstellen dürften.

Schulleiter Ulrich Falk, der früher an einem christlichen Gymnasium in Düsseldorf tätig war und gerne an seinen Wohnort Kranenburg wechselte, um dort eine neue Ersatzschule aufzubauen, versicherte, es gelinge ihm auch bisher mühelos, Lehrer für seine Schule zu finden. Gerade mal 20 Schüler sind bisher zu unterrichten; derzeit laufen die Anmeldungen fürs zweite Jahr. "Wir wünschen uns eine stabile Einzügigkeit", erklärt Joachim Jansen, Vorsitzender des "Besitzvereins" (der Immobilie), die eng mit dem Trägerverein zusammenarbeitet. Die Lehrerakquise unternimmt die Schule selbst, die Bezirksregierung muss die Einstellungen aber genehmigen. Zum Glück für die Kranenburger gibt es im Grenzgebiet einige Lehrer, die gerne in Teilzeit arbeiten. Denn es müssen die gleichen Fächer unterrichtet werden wie an staatlichen Schulen, man braucht also eine ganze Reihe Lehrkräfte. "Den Niederländisch-Unterricht finanzieren wir selbst", sagt Baranowski. Die Hälfte der Kinder sind Niederländer, einige davon leben in Kranenburg. Alle Lehrer müssen Niederländisch beherrschen, und die deutschen Schüler lernen es.

87 Prozent der Schulkosten werden vom Staat übernommen, den Rest bringen Elternbeiträge ein, die sich am Einkommen orientieren. Der Durchschnitt liege bei 100 Euro inklusive Mittagessen (gebundene Ganztagsschule). "Bei meinem Gespräch mit den Schülern habe ich erfahren, dass sich die Kinder eine Grenze gar nicht mehr vorstellen können. Unterschiede nehmen sie aber durchaus wahr - etwa, dass im Nachbarland viel mehr Fahrrad gefahren wird - auch zur Schule", erzählte der Minister. Nach Kranenburg fahren die Kinder hingegen entweder mit dem Bus oder werden von den Eltern gebracht. Die Anmeldephase für 2016 / 17 läuft.

(RP)
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