Niederrhein Fachtagung zu den Nöten von homosexuellen Jugendlichen

Niederrhein · Ist es wirklich so einfach für junge Menschen zu sagen: "Ich bin schwul!", "Ich bin lesbisch!"? Mit diesem Thema beschäftigten sich die Teilnehmer einer Fachtagung der Erziehungsberatungsstellen mit der Schulberatungsstelle.

Thorsten Schrodt vom Sozialverein für Schwule und Lesben in Mülheim berichtete, dass rund fünf Prozent der Jugendlichen betroffen sind. Wenn Jugendliche spüren, dass sie anders fühlen, löst dieses bei vielen Unsicherheit und Angst aus. Wem können sie sich anvertrauen?

In einer Gesellschaft, in der "schwul" als gebräuchliches Schimpfwort gilt, sei es schwer, eine positive Haltung zu der eigenen Gefühlswelt zu finden, so Schrodt. Die Gefahr von psychischen Folgeschäden wie Isolation, Essstörungen, Abnahme des Selbstwertgefühls, Drogenmissbrauch bis hin zu Suizidfantasien sei deutlich erhöht. Besonders schwer sei es für Jugendliche aus dem ländlichen Raum, sich zu offenbaren oder Gleichgesinnte zu finden, mit denen sie offen über ihre Sorgen sprechen können. Traumatherapeut Klaus Becker berichtete von Erfahrungen in der Arbeit mit Betroffenen. Demnach gehe es nicht nur darum, schwulen Jugendlichen zu helfen, dass es auch um eine kritische Reflexion der eigenen Haltung gehe. Wie sind meine Wertvorstellungen? Lache ich bei Witzen über Schwule mit? Er hofft, dass eines Tages nicht "schwul", sondern "schwulenfeindlich" ein Schimpfwort ist. Klaus Krimgen, Leiter der kreiseigenen Erziehungsberatungsstellen in Wesel, betonte, dass es wichtig sei, den Betroffenen und ihren Familien beizustehen, für sich einen guten Lebensweg zu finden.

(RP)
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