Kleve Ferdinand von Schirachs "Terror" wird am Ursprungsort aufgeführt

Kleve · Ferdinand von Schirachs "Terror" gehört derzeit zu den meist gespielten Stücken deutscher Theatern. Am kommenden Dienstag kommt das Drama um Schuld und Moral nach Kleve - und damit sozusagen an den Ursprung des Geschehens.

 Das Ensemble, das von Schirachs berühmtes Stück in der Klever Stadthalle spielen wird.

Das Ensemble, das von Schirachs berühmtes Stück in der Klever Stadthalle spielen wird.

Foto: Landgraf/Bernd Boehner

Denn der (fiktive) Kampfpilot, der in seinem Eurofighter den einsamen Entschluss fassen muss, zu schießen oder nicht zu schießen, wird von Uedem aus geführt, der Hauptzeuge in der Verhandlung wohnt (fiktiv) in Goch.

Der von Schirach konstruierte Fall wurde erst kürzlich in einem großen ARD-Fernseh-Event durchgespielt: Terroristen entführen ein Flugzeug und drohen damit, es in ein ausverkauftes Fußballstadion zu stürzen. 164 Menschen an Bord der Maschine stehen gegen 70.000 Menschen im Stadion. Der Staat lässt den Kampfpiloten der Bundeswehr allein: Darf er diese Rechnung aufmachen, darf er Menschenleben gegen Menschenleben rechnen, darf er ein ziviles, unbewaffnetes Passagierflugzeug, das Terroristen zur Bombe gemacht haben, abschießen. Darf er 164 Menschen töten, um 70.000 zu retten? Nach dem gesetzt darf er es nicht, trotzdem löst er die Rakete aus, die den Passagierjet und damit die Existenzen der Menschen in dem Flieger zerstört.

Es folgt auf der Bühne eine ungemein spannende Verhandlung gegen den Piloten, der jetzt vor Gericht steht. Von Schirach ist Jurist, Strafverteidiger. Er dekliniert das Thema von allen Seiten durch. Aus Sicht der Staatsanwältin hat sich der Pilot zum Herr über Leben und Tod gemacht. Er hat gegen das Grundgesetz verstoßen, dass Menschenleben nicht gegen Menschenleben aufgewogen werden dürfen. Am Ende müssen die Zuschauer entscheiden, wie der Richterspruch ausfällt. Plädiert der überwiegende Teil des Publikums für schuldig, wird die Schuldig-Variante gespielt, hält die Mehrheit den Piloten für unschuldig, die andere.

Der Zuschauer muss sich mit der Frage auseinandersetzen, muss entscheiden. In der Inszenierung am Dienstag, 6. Dezember, 20 Uhr (Einlass 19 Uhr) in der Stadthalle Kleve speilen Johannes Brandrup als Vorsitzender Richter, Christoph Schlemmer als Verteidiger, in weiteren Rollen Christian Meyer, Annett Kruschke, Peter Donath, Tina Rottensteiner.

Karten sind noch im Bürgerbüro der Stadt Kleve (Telefon 02821-84 600) oder an der Abendkasse erhältlich.

(RP)
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