Kleve/Goch Ferienwohnungsboom stösst an Grenze

Kleve/Goch · Wichtigste Gästegruppen sind "normale" Urlauber und Verwandten-Besucher. Für viele Anbieter ist die Vermietung ein Nebenerwerb oder ein "Hobby". Kreis-Wirtschaftsförderer Kuypers sieht die Gefahr einer Sättigung des Marktes.

 Im Garten der Ferienwohnung "Hasenkath am Deich" in Düffelward sitzen Ferienwohnung-Vermieterin Elisabeth Löpelmann-Kohlleppel (links) und ein Paar aus Fulda , das erstmals am Niederrhein einen Kurzurlaub macht.

Im Garten der Ferienwohnung "Hasenkath am Deich" in Düffelward sitzen Ferienwohnung-Vermieterin Elisabeth Löpelmann-Kohlleppel (links) und ein Paar aus Fulda , das erstmals am Niederrhein einen Kurzurlaub macht.

Foto: Gottfried Evers

Die Urlauber im Gästehaus "Hasenkath am Deich" in Düffelward starten gemütlich in den Tag. Gegen 9.45 Uhr sitzen sie noch im Frühstücksraum - Kaffee, Eier, Brötchen mit Aufschnitt, Käse oder Marmelade. Stefan Renz (52) aus Fulda ist für einen fünftägigen Kurzurlaub mit seiner Frau an den Niederrhein gekommen. Das Paar erkundet mit Fahrrad oder Auto die Umgebung. Das Rosendorf Lottum in den Niederlanden und der nahe Theetuin in Millingen standen schon auf ihrem Touren-Programm. Am Nebentisch sitzen Ursula Hoffmann (68) und ihre in Düffelward geborene Mutter Elisabeth Widdermann (92), die seit Ende des 2. Weltkrieges nahe Detmold wohnt. Sie sind drei Tage im "Hasenkath" zu Gast, treffen Verwandte, die noch im Kleverland leben, und suchen die Stätten auf, an denen die 92-Jährige ihre Jugend verbracht hat.

Touristen, die den Niederrhein kennenlernen wollen, und Menschen, die Verwandte besuchen, sind zwei Arten von Gästen die Elisabeth Löpelmann-Kohlleppel in ihrem Düffelwarder Gästehaus beherbergt. Hinzukommen "Monteure", die im Kleverland einige Zeit beschäftigt sind. "Aber das werden in letzter Zeit weniger", berichtet die 46-jährige Vermieterin, die seit elf Jahren Ferienwohnungen anbietet.

Insgesamt jedoch steigt die Nachfrage nach Ferienwohnungen im Kreis. Entsprechend hat sich in den vergangenen zehn Jahren ihre Zahl erhöht. Waren es vor einem Jahrzehnt noch etwa 150, so sind es derzeit laut Hans-Josef Kuypers von der Kreis Klever Wirtschaftsförderung schon 386. In Kleve gibt es derzeit 53, in Goch 34, in Kalkar 29, in Kranenburg 22, in Bedburg-Hau 13 und in Uedem acht Ferienwohnungen.

Allein von der Vermietung können wenige Vermieter leben. "Zusatzaufgabe" und "Nebenverdienst" ist der "Hasenkath" für Elisabeth Löpelmann-Kohlleppel. "Zudem bin ich gerne mit Menschen zusammen. Es macht Spaß, Gästen meine Liebe zu meiner Heimat zu vermitteln. Und mancher war eine echte Bereicherung", sagt die Ehefrau und Mutter von zwei Söhnen.

Damit ist die 46-Jährige nach Einschätzung von Hans-Josef Kuypers kein Einzelfall unter den Anbietern von Ferienwohnungen. "Für 90 Prozent ist das ein Nebenerwerb oder gar ein Hobby", meint der Wirtschaftsförderer. Deshalb spiele die "Rentabilität", die bei Auslastungen zwischen 25 und 70 Prozent sehr unterschiedlich sei, für die Vermieter auch oft lediglich eine untergeordnete Rolle. Vielmehr gehe es ihnen darum, ungenutzten Wohnraum - beispielsweise nach dem Auszug der Kinder - sinnvoll und etwas gewinnbringend zu nutzen. Statt Wohnungen dauerhaft zu vermieten, möglicherweise mit den Bewohnern dann viel Ärger zu haben, sie aber nur schwer kündigen zu können, zögen es immer mehr Eigentümer vor, Ferienwohnungen anzubieten. Die Einnahmen einer andernfalls erzielten Monatsmiete von beispielsweise 500 Euro seien dann schon nach Buchung von etwa zehn Tagen erreicht - und ansonsten habe der Wohnungseigentümer seine Ruhe.

Dass durch diese Einstellung die Not auf dem Klever Wohnungsmarkt, wo unter anderem gerade kleinere Wohnungen Mangelware sind, noch vergrößert wird, sieht der Klever Makler Heinz Mülleneisen nicht. Der Fachmann sagt: "Dafür ist die Zahl der Freienwohnungen, die eigentlich auch als normale Mietwohnungen auf dem Markt sein könnten, zu gering"

Auch die Hoteliers im Kleverland leiden derzeit nach den Erfahrungen von Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers (noch) nicht unter der Konkurrenz der Ferienwohnungsanbieter. Dies bestätigten beispielsweise Sonja Hoffmann vom "Schwanenhof" in Bedburg-Hau, Chantal Vehreschild vom "Wellnesshotel Till-Moyland", Giuseppe Ramirez vom "Landhaus Nierswalde" sowie Sibylle Merrettig vom "Lindenhof" in Kranenburg-Mehr. Dennoch meint der Kreis Klever Wirtschaftsförderer, mit der aktuellen Zahl an Ferienwohnungen sei im Kreis mancherorts - wie beispielsweise in Emmerich - eine Grenze erreicht, an der es dem Markt langsam "weh" tue.

(RP)
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