Kleve Flüchtlingsheim beunruhigt Nachbarn

Kleve · Ab März sollen bis zu 200 Asylbewerber in die alte Post am Klever Bahnhof ziehen. Anders als angekündigt, haben die Anwohner noch keinen Brief der Stadt zu ihren Plänen für das Gebäude erhalten. Bürgerversammlung im Februar.

 Im ehemaligen Postgebäude am Klever Bahnhof sollen ab März bis zu 200 Asylbewerber einziehen.

Im ehemaligen Postgebäude am Klever Bahnhof sollen ab März bis zu 200 Asylbewerber einziehen.

Foto: Gottfried Evers

Im alten Postgebäude am Bahnhof sollen nun nicht mehr, wie zunächst von der Stadt angekündigt, 300, sondern bis zu 200 Asylbewerber untergebracht werden. Das teilte die Verwaltung auf Anfrage mit. Ab März soll die Einrichtung bezogen werden. Bislang wurden die Anwohner noch nicht schriftlich, wie von der Verwaltung versprochen, zu den Plänen für das Asylbewerberheim informiert. Zurzeit würden Anfragen der Nachbarn zu der Einrichtung individuell beantwortet, so Stadt-Sprecher Jörg Boltersdorf. Eine Einwohnerversammlung, die es ursprünglich nicht geben sollte, werde zurzeit vorbereitet und soll "im Laufe des Februar 2016" durchgeführt werden, so die Stadt.

Ein Anwohner der direkt an der alten Post gelegenen Stephanstraße kritisiert das Vorgehen der Stadt: "Man setzt uns quasi vor vollendete Tatsachen, informiert uns erst, wenn alles schon beschlossene Sache ist und der Einzug der Asylbewerber unmittelbar bevorsteht." Er könne nicht mehr ruhig schlafen, seitdem er aus der RP erfahren habe, dass in der alten Post Flüchtlinge untergebracht werden sollen. "Unmittelbar in der Nachbarschaft liegen der Bahnhof und die Bushaltestellen. Dort halten sich immer viele Kinder und Jugendliche auf, die auf den Zug oder Bus warten", sagt der Mann, der anonym bleiben möchte.

Eine weitere Nachbarin, deren Haus direkt an die alte Post angrenzt, macht sich Sorgen um ihre 14-jährige Tochter, die morgens im Dunkeln mit dem Fahrrad zur Schule fährt. "Ich habe ein mulmiges Gefühl - gerade nach den Vorfällen in Köln", sagt die Frau. Sie kann nicht verstehen, warum die Stadt am Bahnhof eine solche Asylbewerberunterkunft einrichtet, wenn es doch ihr erklärtes Ziel sei, das Bahnhofsumfeld attraktiver zu machen.

Anwohnerin Lilli Kostiw ist besorgt um den Wiederverkaufswert ihres Hauses. "Wer will schon in unmittelbare Nachbarschaft eines Flüchtlingsheims ziehen? Wird die Stadt uns einen Wertminderungsausgleich zahlen", fragt sie sich.

Die Anwohner der Stephanstraße haben Ende Dezember einen Brief an Bürgermeisterin Sonja Northing geschrieben. Darin beklagen sie, dass sie über die Pläne für das Flüchtlingsheim nicht informiert wurden. "Uns fehlt die Transparenz und viel beschworene Bürgernähe", heißt es in dem Brief. Als einzige Reaktion erhielten die Nachbarn ein Schreiben der Stadt, dass der Brief eingegangen und mit einer Antwort "zu gegebener Zeit" zu rechnen sei.

Noch einer macht sich derzeit Sorgen: der Klever Unternehmer Udo Kempkens. Er hatte das Klever Bahnhofsgebäude mit dem Vorhaben gekauft, dort ein Brauhaus mit Restaurantbetrieb unterzubringen. Jetzt steht in direkter Nachbarschaft ein Asylbewerberheim. Udo Kempkens sagt: "Das macht es nicht gerade einfacher."

Susanne Siebert (Bündnis90/Grüne), Vorsitzende des Sozialausschusses, findet es hingegen "unsinnig, Anwohner lange im Voraus zu informieren". Sie sagt: "Die Ängste, die da sind, lassen sich nicht durch Informationen im Vorfeld abbauen, sondern nur durch die konkrete Begegnung mit den Menschen." Den Standort des Asylbewerberheims findet sie "grundsätzlich gut, weil er so zentral in der Stadt liegt und gute Anbindungsmöglichkeiten hat. Allerdings finde ich es nicht gut, dass so viele Menschen an einer Stelle untergebracht werden." Ihr sei kein Termin für eine Bürgerversammlung bekannt.

Die Stadt geht davon aus, dass die Menschen in der Unterkunft länger verweilen, "da es sich hierbei um zugewiesene Asylbewerber handelt", so Boltersdorf. Geplant sei, dass die Wohn- und Schlafräume in der Regel mit vier bis sechs Personen belegt werden. Im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss sollen Männer untergebracht, im zweiten Obergeschoss Räume für Familien bereitgehalten werden. Die Stadt verfolge weiterhin das Ziel, die Asylbewerber dezentral unterzubringen. Boltersdorf sagt: "Es werden dringend noch weitere Wohnungen sowie Häuser gesucht"

(RP)
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