Kranenburg Flüchtlingsunterkunft in altem Zollhaus

Kranenburg · Die Gemeinde Kranenburg plant ein ausrangiertes Zollgebäude an der Grenze zu den Niederlanden in Wohnungen für Asylbewerber umzubauen. Derzeit sind knapp 150 hilfesuchende Menschen in der Kommune untergebracht.

 Die Öffnung der Grenze machte sie überflüssig: Die Zollhäuser wurden noch als Bürogebäude genutzt. Jetzt wird die Gemeinde Kranenburg Asylbewerber unterbringen.

Die Öffnung der Grenze machte sie überflüssig: Die Zollhäuser wurden noch als Bürogebäude genutzt. Jetzt wird die Gemeinde Kranenburg Asylbewerber unterbringen.

Foto: Gottfried Evers

Die Kranenburger Verwaltung ist seit Wochen auf der Suche nach Unterkünften für Flüchtlinge. Der Druck, neuen Wohnraum zu finden, steigt nahezu täglich. Aktuell sind knapp 150 Asylbewerber aus insgesamt 24 Nationen in der Grenzgemeinde untergebracht. Erst gestern waren sieben Menschen neu in Kranenburg angekommen. Allein in dieser Woche wurden 15 Personen aufgenommen. Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht abzusehen, so Kranenburgs Kämmerer Ferdinand Böhmer. Sollte der Zustrom so anhalten wie zuletzt, müsse man bis Jahresende noch einmal mit mindestens 100 neuen Flüchtlingen rechnen, so der Kämmerer.

Um nicht täglich nach neuen, kleinen Lösungen suchen zu müssen, ist geplant, in dem alten Zollamt an der Bundesstraße 9, Grenzübergang Nimwegen, eine Unterkunft einzurichten. Es handelt sich um einen Flachdachbau, der bislang immer nur als Bürogebäude diente. Ferdinand Böhmer bestätigte gestern, dass die Gemeinde plant, dort Asylbewerber unterzubringen. Der Rat beschloss, das ehemalige Zollgebäude zu kaufen. Derzeit befindet es sich noch im Besitz eines Niederländers befindet. Doch bevor dort die ersten Asylsuchenden wohnen können, müssen noch Umbauarbeiten durchgeführt werden. Sanitäre Einrichtungen oder die Stromversorgung gehören dazu. Insgesamt sollen hier etwa 70 Menschen einen Platz finden. Die Belegung des Hauses soll sukzessive erfolgen. Im März 2016 soll der komplette Gebäudekomplex bezugsfertig sein. Zuvor will man in bereits fertiggestellten Teilbereichen Flüchtlinge unterbringen.

Der Kranenburger Kämmerer betonte die Notwendigkeit, stets Wohnraum vorzuhalten. "Die Zuweisungen erfolgen kurzfristig. Wir können auch heute noch per Mail die Nachricht erhalten, dass Montag die nächsten Flüchtlinge bei uns eintreffen", sagt Böhmer. Die Zahl der Asylsuchenden, die auf die Kommunen verteilt werden, wird nach Ansicht von Böhmer weiter steigen. Der Kämmerer fordert deshalb die Bürger auf: "Wer vernünftigen Wohnungen anbieten kann, der sollte sich bei der Verwaltung melden." Böhmer erklärte, dass man zunächst davon absehen wolle, Turnhallen zu belegen, um Vereinen und Schulen nicht die Möglichkeit auf Sportunterricht und Training zu nehmen.

Zunächst war in Kranenburg vorgesehen, ein weiteres Asylbewerberheim neben dem bereits bestehenden an der Tiggelstraße zu errichten. Doch sollen nach Informationen unserer Redaktion die Kosten für einen Neubau nicht unerheblich über den dafür im Haushalt eingeplanten Ausgaben liegen. Knapp 400.000 Euro sind nach Angaben des Kämmerers für den Bau vorgesehen. Dieser Betrag reicht offenbar nicht aus. 40 Personen würden in dem Neubau einen Platz finden. Die Lösung, Flüchtlinge in den alten Zollhäusern einzuquartieren, soll nach RP-Informationen nicht nur die kostengünstigere Variante sein. Hier können auch etwa doppelt so viele Menschen untergebracht werden.

Die kleine Gemeinde wird es wohl nicht mehr lange schaffen, ohne neue und größere Lösungen - wie etwa jetzt in den Zollhäusern - die Aufgaben der Unterbringung zu bewältigen. Nicht nur was den personellen Einsatz und die Kosten betrifft, ist man in Kranenburg schon an der Grenze angekommen.

(RP)
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