Kleve Forstwirte im Einsatz: Der Wald wird verjüngt

Kleve · Der Sternbusch wird durchforstet. Während der kühlen Jahreszeit sind Förster Joachim Böhmer und seine Mitarbeiter im Fäll-Einsatz.

 Mit einem speziell umgebauten Traktor werden die gefällten Bäume vorsichtig abtransportiert: Der Bestand darf dabei nicht beschädigt werden.

Mit einem speziell umgebauten Traktor werden die gefällten Bäume vorsichtig abtransportiert: Der Bestand darf dabei nicht beschädigt werden.

Foto: Evers

In der Ferne surrt die Kettensäge. Dann ertönt ein dumpfer Aufprall. Mehrere Tonnen Gewicht schlagen auf den laubübersäten Waldboden: In wenigen Minuten ist die mehr als 120 Jahre alte Buche gefällt. Seit Wochen stehen im Waldgebiet Sternbusch Durchforstungsmaßnahmen an. Revierförster Joachim Böhmer vom Landesbetrieb Wald und Holz NRW und Forstinspektoranwärter Lukas Lenneps machen einen Rundgang. Außer ihnen sind zwei Maschinen und fünf Forstwirte im Einsatz. Zwei von ihnen sind Marco Oemkes und Elena Drees-Pieper. Die Forstwirte fällen die Bäume, die Böhmer mit einer roten Markierung versehen hat. Dazu gehören mehrere hundert Jahre alte Buchen und Nadelholz. In der Nähe der Reithalle sind es 15 Bäume, am Haus Freudenberg 30.

Oemkes und Drees-Piper schauen sich den markierten Baum an und achten auf Besonderheiten. Ein Ziel ist es, den Wald zu verjüngen. Förster Böhmer zeigt auf eine Reihe kleiner Buchen. "Sie haben sich natürlich angesamt", erklärt er. Damit die kleinen Laubbäume mehr Licht bekommen, werden die Altbuchen weggenommen. In Teilen, in denen Brombeere und Adlerfarn wächst, werden Rotbuchen nachgepflanzt. Die Fällarbeiten dienen jedoch nicht nur der Verjüngung, an der Uedemer Straße und am Gelände vom Haus Freudenberg geschieht es zur Sicherheit. "Die Leute wundern sich, warum Bäume an der Straße gefällt werden", sagt Böhmer: "Es sind aber solche, die zu einer Gefahr werden könnten", erklärt er.

Da der Sternbusch kein Naturschutzgebiet ist, spricht nach Dietrich Cerff von der NABU-Naturschutzstation Niederrhein nichts gegen die Durchforstungsmaßnahmen. Generell können sie sogar den Naturschutz fördern. "Wenn ein Wald nie durchforstet wird, wird er zu dunkel", sagt Cerff. Darunter leiden dann die unteren Waldschichten, die ein Lebensraum für viele Insekten sind. Zehn Minuten dauert es, bis ein Baum gefällt ist - geschlagen, wie es heißt. "Da sieht man, welche Verantwortung hinter der Entscheidung steht", sagt Böhmer. "Ein Baum wächst lange und ist schnell geschlagen."

Joachim Böhmer und Lukas Lenneps ziehen weiter, es geht vorbei an Baumstümpfen und großen Ästen. Sie sind ein Resultat der Fäll-Arbeiten. "Wenn wir fertig sind, wird der Wald wilder aussehen", sagt Böhmer. Das ist gewollt: Denn in dem Totholz können sich Tiere ansiedeln. Der Förster zeigt auf einen toten Baum mit einer Spechthöhle und Pilzbefall. "Dass die toten Bäume nicht als Brennholz genutzt werden, ist für den Naturschutz wichtig", betont Cerff : "Unser Anliegen ist, dass auch lebende Bäumen verbleiben, welche absehbar ein besonders wertvolles Biotop werden und dass man diese absterben lässt." Förster Böhmer achtet auch auf diese Bäume. Die schon gefällten Stämme schafft Forstwirtschaftsmeister Frank Schlephack mit einem speziell umgebauten Traktor aus dem Weg. An einem Stahlseil schleift der Schlepper einen drei bis vier Tonnen schweren Buchenstamm hinter sich her. Der Forstwirtschaftsmeister muss darauf achten, dass er den anderen Bestand nicht beschädigt. "Es ist eine gefährliche Arbeit, da dürfen nur die Spezialisten dran", sagt Böhmer. Die bis zu 11,70 Meter langen Baumstämme werden an den befestigten Hauptweg gebracht. Dort holt sie ein Lkw für den Transport ab: "Wir sind ein Wirtschaftswald", erklärt Böhmer. Das Holz aus Kleve wird verkauft und nach China gebracht. Oft kehrt das Holz wieder nach Europa zurück - als Stuhlbein oder Sperrholzplatte. All das geschehe nach einem Wirtschaftsplan, in dem festgelegt ist, wie viel in einem Jahrzehnt geschlagen werden darf. "Es wächst mehr nach, als wir schlagen", betont Böhmer.

(ubg)
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