Kreis Kleve Fotojagd mit schwimmender Tarnhaube

Kreis Kleve · Es war eine anstrengende Aktion. Gut elf Stunden musste Achim Vossmeyer vom Naturschutzzentrum des Kreises Kleve im Wasser ausharren, um die richtige Position für Fotos vom Ring der Trauerseeschwalben zu finden.

 Auf dem Foto ist der Ring deutlich zu sehen. Um so ein Bild zu machen, musste sich Achim Vossmeyer lange mit seinem schwimmenden Tarnversteck im Altrhein auf die Lauer legen.

Auf dem Foto ist der Ring deutlich zu sehen. Um so ein Bild zu machen, musste sich Achim Vossmeyer lange mit seinem schwimmenden Tarnversteck im Altrhein auf die Lauer legen.

Foto: Vossmeyer (NZ)

Erstmals ist es gelungen, an sieben Trauerseeschwalben die Ringe abzulesen. Was sich unspektakulär anhört, ist für die Naturschützer eine echte Sensation. Denn um an diese Daten zu kommen, ist ein Riesenaufwand nötig. Die Vögel brüten nämlich auf Schwimmflößen mitten im Wasser. Um da überhaupt nahe genug an die scheuen Tiere heranzukommen, sind schon einige Tricks nötig. Achim Vossmeyer vom Naturschutzzentrum Bienen setzte eine Art schwimmende Tarnhaube ein, um die Vögel zu überlisten.

Dazu wird ein kleines Floß zu Wasser gelassen, das mit grün-braunen Tarnnetzen als kleine schwimmende Insel verkleidet ist. Unter der Haube hat der Naturschützer bequem Platz, um die Kamera in Position zu bringen. Weniger bequem ist allerdings, dass Achim Vossmeyer bis zum Bauch im Wasser steht. Zwar schützt ihn ein Neoprenanzug, doch die Fotojagd auf die Trauerseeschwalben kann sich hinziehen. "Die Vögel landen oft nur für wenige Sekunden, da kommt es darauf an, im richtigen Moment abzudrücken", sagt er.

Sagenhafte elf Stunden harrte er im Wasser aus, um die Fotos vom Ring am Fuß des Vogels zu schießen. Denn vieles ist Glücksache. Wie lange bleibt der Vogel sitzen, ist das hochauflösende Bild auch richtig scharf, sind alle Zahlen des Rings auch zu lesen? All das sind Unwägbarkeiten, die das Registrieren der Ringnummern so aufwändig machen. Zudem waren von jedem Ring auch mehrere Bilder nötig, da sich die Nummer um den ganzen Fuß zieht und sie auf einem Foto alleine nicht abzulesen ist.

Angesichts dieser problematischen Ausgangslage ist Vossmeyer mehr als glücklich, dass es tatsächlich geklungen ist, sieben Ringe abzulesen. Dadurch bekamen die Naturschützer Hinweise auf das Alter der Tiere und können vor allem sehen, ob sie im kommenden Jahr wieder an den Niederrhein zurückkehren.

Das interessiert das Naturschutzzentrum auch deshalb, weil die Kolonie am Altrhein eine große Bedeutung hat und es erfreuliche Bruterfolge gab. 45 Brutpaare hatten für 66 Jungvögel gesorgt. "Das ist eine sehr gute Quote", meint Vossmeyer, der guter Hoffnung ist, dass viele der Jungvögel im nächsten Jahr wieder nach Bienen oder Millingen zurückkehren. Selbst beringen kann das NZ die Tiere allerdings nicht. Dafür ist eine besondere Lizenz erforderlich, über die die Einrichtung nicht verfügt.

Die aufwändige Beobachtung der Tiere hat zur Beantwortung einiger offener Fragen geführt. Die Naturschützer rätselten nämlich, wer denn die Eier auf den Flößen plündert. Durch Fotofallen, die per Bewegungsmelder ausgelöst werden, kamen die Naturschützer auf die Spur der Räuber: Es handelte sich um Waldohreulen.

Zudem konnten die Biologen nachweisen, dass die Trauerseeschwalben nachts überwiegend auf den Flößen sitzen. Bislang waren die Experten davon ausgegangen, dass die Tiere nachts andere Schlafplätze aufsuchen. Zu diesem Thema soll es demnächst noch weitere Informationen geben. Eine Studentin beschäftigt sich nämlich in ihrer Masterarbeit genau mit dieser Frage.

(RP)
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