Kleve Frau vor Flusslandschaft

Kleve · Der Projektraum-Bahnhof25 in Kleve präsentiert Werke von Paula Roesch, Dean Ruddock und Sjaak Kooij. Die Ausstellung in dem Klever Kunstverein wird Samstag eröffnet und ist bis 25. Februar zu sehen.

 Sjaak Kooij - Porträts.

Sjaak Kooij - Porträts.

Foto: matthias Grass

Lyrisch-poetisch ist der scheinbar sachlich schwarz-weiße Blick auf die Stadt, auf Häuserblocks mit ihren Lochfassaden, auf Straßen und Fahrzeuge, auf die Stromleitungen voller Vögel, die so grafisch gegen den trüben Himmel stehen. Eindrücke, Impressionen reihen sich aneinander. "Alles bewegt sich. Alles wird gleich. Alles bleibt anders. Nichts ist schwarz-weiß", dichtet Dean Ruddock zu den Bildern einer Stadt, seiner Stadt. Mit Kameramann Kamil Hertwig zog er durch Paderborn, fing Bilder ein, Stimmungen, schrieb dazu die Zeilen, die so nachdenklich über den Film gesprochen sind.

 Malerei auf Glas von Paula Roesch.

Malerei auf Glas von Paula Roesch.

Foto: matthias Grass

"Vögel auf Stromleitungen" heißt die Installation im abgedunkelten hinteren Raum des Kunstvereins Projektraum-Bahnhof25, den Ruddock eingerichtet hat. Eine Mischung aus Film, Video-Installation und gesprochenes Wort, die 2014 den 2. Paderborner Video-Slam gewann. Es lohnt, dem poetischen Blick auf seine Stadt in ganzer Länge zu lauschen und sich auf die Bilder einzulassen, es sind nur vier Minuten 22 Sekunden. Selbst wenn dem Autor dabei schwindelig ist, wie es im Gedicht heißt.

 Poet Dean Ruddock mit Paula Roesch in der Installation der Künstlerin im Projektraum-Bahnhof25.

Poet Dean Ruddock mit Paula Roesch in der Installation der Künstlerin im Projektraum-Bahnhof25.

Foto: mgr

Lyrisch-poetisch präsentiert sich auch die Einrichtung von Paula Roesch gleich im vorderen Raum des Klever Kunstvereins. Still wogt in einer Endlosschleife schwarz-weiß das Wasser des Rheins über die Wand, wird eins mit den Werken dort: Ein Brett wie Schwemmholz, Zeichnungen, ein Foto von alten Händen, deren Haut wie eine gefurchte Gebirgslandschaft wirkt. Sie wird eins mit den Menschen, die durch die Ausstellung flanieren und als Schatten vom Licht vor der Projektion auf der Wand stehen. So steht Roesch als Frau vor Flusslandschaft vor dem Wasser des Rheins mit seinen meditativen Wellen.

Wie eine Wasser-Landschaft wirkt auch die malerische Arbeit auf der Erde - drei fragile Glasscheiben, die von einem Holz gehalten werden, darauf Farblandschaften. Roesch gießt die Farbe aufs Glas, überlässt es dem Zufall, wie die Farbe fließt, oder verteilt die Farbe mit den Händen auf dem Glas. Im Trockungsprozess, so die Künstlerin, entsteht dann letztlich die Landschaft aus Farbe, Licht und Glas. Landschaft und Köper sind die Themen der in Kleve geborenen Künstlerin, die sie in den gezeigten Arbeiten ergründet. Sie bearbeitet Aktfotos von Edward Weston (die aus einem Fotobuch stammen) mit dem Zeichenstift, mit Farbe. Auf eigenen Fotos zieht sich grafisch Astwerk von Bäumen über den nackten Körper - als Zeichnung oder auch als Tattoo, die Roesch sticht.

Ganz anders als die poetischen Bilder und Impressionen von Ruddock und Roesch durchbricht die Malerei von Sjaak Kooij die stille Poetik der anderen Räume: Der Niederländer liebt starke Farben und den kräftigen Strich. Spannend seine Serie von "Porträts" auf Holz: Studien in Öl von Köpfen und Gesichtern, teils realistisch-gegenständlich, teils zur Fratze übersteigert, teils ins Abstrakte aufgelöst. Im Projektraum zeigt Kooij auch seine Bilder, die er nach einem Studienaufenthalt in Detroit/USA malte: Auch hier kräftig leuchtende Farben in Szenen, die vom Alltag der Menschen in der Stadt erzählen, von ihrer Arbeit, ihrem Leben. Die gegenständlichen, fein gemalten Figuren dieser Szenen stehen dabei auch in abstrakten Farblandschaften. Kooij malt seine Szenen nach Eindrücken oder Fotografien, nach Zeitungsausschnitten. Es gehe ihm darin auch, so Elisabeth Schink vom Projektraum über die Arbeit des Niederländers, um einen kritischen Blick auf diesen Alltag, beispielsweise auf Umweltverschmutzung durch Plastik, wie die nicht kleine Auswahl von Bildern, die der Projektraum präsentiert, zeige.

Die Ausstellung wird am Samstag, 3. Februar, 16 Uhr, eröffnet. Es spricht Peter Lodermeyer, Kunsthistoriker, Dean Ruddock liest.

(mgr)
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