Kampagne #frogdatfröle Jecke Mädchen wollen gefragt werden

Kleve · Bützen, tanzen und mehr: Manchmal fehlt es im Karneval an Respekt zwischen den Geschlechtern, finden sechs Studentinnen der Hochschule Rhein-Waal. Sie fordern auf Klever Platt: #frogdatfröle (dt: Frag das Fräulein).

Kampagne #frogdatfröle: Jecke Mädchen wollen gefragt werden
Foto: Milena Reimann

Frau Große, Sie haben früher an vielen Karnevalstagen in einer Kneipe gearbeitet, mitten in der Karnevalshochburg Köln - wie ging es da zu?

Große Meistens hatte ich die Theke als Schutz vor mir, aber wenn ich da rausgegangen bin, wurde man mit einer Selbstverständlichkeit von Fremden gedrückt und in den Arm genommen. Ich habe den Eindruck, viele sehen Karneval als Ausnahmezeitraum, in dem man alles darf. Es gibt einige, die das nicht toll finden, aber billigend in Kauf nehmen. Denn wenn man sich dem widersetzt, gilt man schnell als prüde.

Wie ist das in Kleve?

Diekhoff Karneval ist ja ein riesen Ding für die Leute in der Stadt. Hier gibt es zum Beispiel viel Sitzungskarneval, gerade diese Veranstaltungen sind sehr einladend - auch durch die Enge - sich das zunutze zu machen und als Freifahrtschein zu sehen, Leuten nahezukommen. Das ist sicher nicht nur in Kleve so.

Wie reagieren Sie auf solche Annäherungen?

Große Ich bin da sehr rabiat und fahre auch schon mal die Ellenbogen aus. Aber es gibt Leute, die sich das nicht trauen.

Was also sollen die jecken Männer tun - oder nicht tun?

Große Das geht zwar häufig von Männern aus, aber übergriffiges Verhalten gibt es auf allen Seiten. So oder so: Man sollte den Hashtag wörtlich nehmen: Frag nach! Darf ich dich bützen? Möchtest du tanzen? Sollen wir rausgehen?

Diekhoff Dabei sollte man die Frage ehrlich stellen und nicht manipulativ. Wenn man merkt, dass extrem viel Alkohol im Spiel ist oder jemand emotional aufgewühlt ist, dann sollte man das nicht auszunutzen.

Aber ist die Fragerei nicht auch unromantisch?

Große Nein, das glaub ich nicht. Das sind ja einfache Fragen: Hey, darf ich dich in den Arm nehmen? Wenn dann ein "Nein" kommt, muss die Sache aber auch zu Ende sein. Die Möglichkeit "Nein" zu sagen, sollte immer gegeben sein.

Welche Unterstützung haben Sie?

Große Wir haben den Klever Prinzen Andreas den Grenzenlosen gefragt und er war sofort dabei und wir haben ein Video gedreht, das auf unserem Blog www.frogdatfroele.tumblr.com zu sehen ist. Wir haben auch Unterstützung vom Prinzen aus Geldern oder von einer ehemaligen Prinzessin aus Goch. Auch die Klever Gleichstellungsbeauftragte begleitet das Projekt.

Das Uniprojekt ist beendet. Wie soll es jetzt mit #frogdatfröle (Frag das Fräulein) weitergehen?

Diekhoff Eigentlich stehen wir am Anfang. Gerade haben wir noch mal Flyer drucken lassen, die werden in Festzelten verteilt. Und wir sind auf der Suche nach Sponsoren für unsere selbstdesignten Bierdeckel: Im Gegensatz zu Flyern kommt man um die Bierdeckel an Karneval nämlich nicht drum herum, die sind allgegenwärtig. Wir haben viel Arbeit und Herzblut in das Projekt gesteckt und würden uns freuen, wenn andere Städte oder Gruppen das Thema aufgreifen.

Milena Reimann führte das Gespräch.

(mre)
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