Kleve Freie Schulwahl nahezu abgeschafft

Kleve · Die Stadt Kleve hat als Schulträger die Zahl der aufzunehmenden Schüler an den Grundschulen auf 27 Erstklässler pro Klasse begrenzt. Das führt dazu, dass die Marien- und St.-Michael-Grundschule zahlreiche Absagen verschicken mussten.

 Klettern auf dem Pausenhof der Marienschule: 54 Kinder dürfen hier im Schuljahr 2014/15 aufgenommen werden.

Klettern auf dem Pausenhof der Marienschule: 54 Kinder dürfen hier im Schuljahr 2014/15 aufgenommen werden.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Die Lage an den Klever Grundschulen ähnelt der eines Verschiebebahnhofs. Nachdem die Anmeldungen für die Grundschulen im Oktober 2013 erfolgten, wissen einige Eltern immer noch nicht, wo ihr Kind am 20. August eingeschult wird. Ein Grund ist das 8. Schulrechtsänderungsgesetz Nordrhein-Westfalens. In diesem wurde festgelegt, wie viele Kinder in eine Klasse gehen dürfen. Die 417 Klever Kinder, die ab August erste Erfahrungen mit dem "Ernst des Lebens" machen, werden aufgrund der kommunalen Richtzahlen für das Schuljahr 2014/15 auf insgesamt 18 Eingangsklassen verteilt.

Das Problem in Kleve sind die enormen Unterschiede bei den Anmeldezahlen. So stehen die St.-Michael-Grundschule in Reichswalde sowie die Marienschule in Materborn extrem hoch in der Gunst der Eltern. Beide Schulen haben wesentlich mehr Anmeldungen als sie Kinder aufnehmen dürfen. Die vom Schulträger, also der Stadt, festgelegte Obergrenze von 27 Kindern pro Klasse führte dazu, dass die Marienschule 15 und St. Michael 13 Kindern absagen musste. So die Angaben der Schulen. Kleves Schulamtsleiterin Annette Wier erklärt: "Für diese beiden Schulen ist eine Zweizügigkeit vorgeschrieben. Demnach können hier jeweils 54 Kinder eingeschult werden." Für Schwerpunktschulen wurde die Zahl der aufzunehmenden Kinder auf 23 begrenzt, um die Herausforderung der Inklusion zu erleichtern.

Ein Kriterium für die Annahme ist der Schulweg, getreu dem Motto: "Kurze Beine, kurze Wege". Die Stadt hat den Schulweg mit einem Computerprogramm ausgerechnet. Hermann-Josef Leimbach, Rektor St. Michael Reichswalde, erklärt: "Die Kinder, die nah an der Schule wohnen, werden auch angenommen. Wir haben jedoch noch keine Zusagen verschickt. Die Eltern fragen uns schon ständig danach."

Ein Problem ist, dass die Schüler, die in Reichswalde abgelehnt wurden, nun eventuell zur Marienschule müssen, weil diese dann für sie die wohnortnächste Schule ist. Dort würden sie wieder andere Kinder "verdrängen". "Das ist ein Rattenschwanz und recht kompliziert. Wir haben aus diesem Grund noch keine Aufnahmebestätigungen herausgeschickt, sondern lediglich Ablehnungen", sagt Hermann-Josef Leimbach.

Auch die Marienschule hat noch keine Bestätigungen über die Anmeldung versand. Bis auf die Marien- und St.-Michael-Schule haben fast alle Grundschulen noch Kapazitäten. Leimbach ist froh, dass er zumindest alle Reichswalder Kinder aufnehmen kann. Die weiteste Anmeldung für St. Michael stammt von einem Kind aus Nierswalde. Neben der Entfernung ist ein weiteres Kriterium für eine Aufnahme, ob bereits Geschwisterkinder an der Schule unterrichtet werden.

Claudia Zeich, Rektorin der Marienschule, hatte so viele Anmeldungen, dass sie nahezu eine dritte Klasse hätte bilden können. Falls der Trend in den kommenden Jahren anhalte, so befürchtet Zeich, müsse man auch in Zukunft wieder reichlich Absagen verschicken. Es gibt an der Marienschule in keiner Stufe mehr drei Klassen. Die Dreizügigkeit war in vergangenen Jahren noch möglich. Doch muss eine Schule jetzt die Kapazitäten haben, dass in allen vier Jahrgängen drei Klassen unterrichtet werden können. Unter anderem benötigt man dazu mindestens zwölf Klassenräume, die die Marienschule nicht hat.

Zwar gibt es die Schulbezirke offiziell nicht mehr, doch werde man dort nahezu wieder hinkommen, so sehen es Hermann-Josef Leimbach und Claudia Zeich. "Die Wahl der Schule kann man nur dann gewährleisten, wenn auch die Kapazitäten dafür vorhanden sind. Das will der Schulträger so", sagt Leimbach. Die freie Schulwahl scheint somit Geschichte zu sein.

(RP)
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