Kleve-Kellen Gedenken an die Opfer des Holocausts

Kleve-Kellen · Am Kellener Konrad-Adenauer-Gymnasium berichtete der Zeitzeuge Peter Finkelgruen vom Leiden seiner jüdischen Familie in der nationalsozialistischen Zeit. Schüler stellten Projektarbeit über Karl Leisner vor.

 Peter Finkelgruen, der ab 1943 im Ghetto in Shanghai leben musste, wo sein Vater starb, berichtete im Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kleve-Kellen über seine Erlebnisse in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit.

Peter Finkelgruen, der ab 1943 im Ghetto in Shanghai leben musste, wo sein Vater starb, berichtete im Konrad-Adenauer-Gymnasium in Kleve-Kellen über seine Erlebnisse in der NS-Zeit und in der Nachkriegszeit.

Foto: Klaus Dieter Stade

"Dieser Tag ist keine Routine, sondern eine Herzensangelegenheit", sagte der stellvertretende Schulleiter des Konrad-Adenauer-Gymnasiums (KAG), Heinz Bernd Westerhoff, in seiner Begrüßungsansprache zum Internationalen Holocaust Gedenktag im Pädagogischen Zentrum des KAG. In der Abendveranstaltung "Gemeinsam Gedenken" kamen Schüler sowie Lehrer, Bürger und namhafte Klever zusammen, um den Opfern des Nationalsozialismus zu gedenken.

Zunächst präsentierten Schüler des Kellener Gymnasiums ihre im Religionsunterricht erarbeitete Projektarbeit über Karl Leisner. Mit Plakaten und zwei kurzen Ansprachen riefen die Jugendlichen den Anwesenden Leben und Leid des bekannten katholischen Priesters ins Gedächtnis. Leisner wurde 1939 wegen seiner Hitler-Kritik von der Geheimen Staatspolizei inhaftiert und erlag kurz nach der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau den Krankheitsfolgen seiner KZ-Zeit.

Als im Anschluss Schüler des Geschichts-Leistungskurses Bilder, die Jugendliche in sozialen Netzwerken im Internet posten, an die Wand projektierten, wurde es still im Saal. Die jungen Menschen zeigten sich auf Fotos in dem Lagerkomplex Auschwitz mit strahlenden Gesichtern und posierten sichtlich unbeeindruckt von den Greueltaten und millionenfach durchgeführten Ermordungen in dem Vernichtungslager. Zeitliche Distanz und fehlende Aufklärung in Schule und Familie machten die Schüler dafür verantwortlich, dass den jungen Leuten der emotionale Bezug zu den Ereignissen in der NS-Zeit fehle.

Peter Finkelgruen zählt zu denen, die über Jahrzehnte mit großem Einsatz zur Aufklärung über den Holocaust beitragen. Finkelgruen, zum Ende des zweiten Weltkriegs noch ein Kleinkind, berichtete anhand seiner Bücher im KAG über das Schicksal seiner jüdischen Familie. Im Jahr 1943 emigrierten seine Eltern mit ihm - wie 30000 andere Flüchtlinge - nach Shanghai. Dort kamen sie in das Shanghaier Ghetto, in dem sein Vater starb.

In den 1980er Jahren klärte eine Mitgefangene seiner Großmutter, die durch das NS-Regime nach Auschwitz deportiert wurde und den Holocaust überlebte, Finkelgruen über den Mord an seinem Großvater im KZ Theresienstadt auf. "Elf Jahre lang", sagte Finkelgrün, "brauchte ich, um den Mann vor Gericht zu bringen". Schon seine Großmutter habe nach dem zweiten Weltkrieg Anträge auf Wiedergutmachung gestellt. Doch in der Zeit des Wiederaufbaus interessierte dies einfach nicht, erklärte der heute 72-Jährige.

Dem Rahmen angemessen wurde die Gedenkveranstaltung durch den Chor der Sekundarstufe II und der Big Band des Kellener Gymnasiums unter Leitung des Lehrer-Ehepaars Seuken mit ruhigen Liedern wie "Tears in Heaven" musikalisch begleitet. Eine Brücke von der Vergangenheit in die Zukunft müsse gebaut werden, sagte Heinz Bernd Westerhoff und sprach in seinen Abschlussworten die aktuelle Situation von Flüchtlingen an. Am KAG gibt es seit diesem Schuljahr eine Integrationsklasse. Dies führe sowohl zu Streitigkeiten, als auch zu positivem und unermüdlichen Einsatz. Westerhoff zum Holocaust-Gedenktag: "Es ist ein steter Auftrag: Wir müssen nicht nur daran denken, auch danach handeln."

(vdSa)
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