Kleve Gedenken an die Zerstörung Kleves

Kleve · Im Oktober vor 70 Jahren wurde Kleve fast völlig zerstört: 80 Prozent der Stadt fielen in Schutt und Asche. Die Singgemeinde erinnert an den Tag in einem Gedenkkonzert mit Dvoráks "Stabat Mater"

Am 7. Oktober 1944 kam das Verderben: Zwischen 13.30 und 14 Uhr entluden 335 britische Bomber ihre tödliche Fracht über Kleve: 1728 Tonnen Spreng- und Brandbomben zerstörten das alte Kleve. Die Perle des Niederrheins fiel in Schutt und Asche. Am Dienstag, 7. Oktober werden deshalb wie jedes Jahr wieder alle Kirchen Kleves läuten und an den Tag gemahnten, als vor 70 Jahren die Stadt frei nach Gryphius ganz, ja mehr denn ganz verheeret war und ihre Türme verlor, ihre Kirchen.

Die Klever Singgemeinde wird mit Dvoráks "Stabat Mater" in einem grenzüberschreitenden Konzert an diesen Tag erinnern, ebenso, wie an die Zerstörung Emmerichs und Nimwegens und damit an eines der dunkelsten Kapitel dieser Städte. Anlässlich dazu fängt am Freitag, 10. Oktober, in der Emmericher Aldegundiskirche um 20 Uhr die Konzertreihe zum Gedenken an die Ereignisse an. Am Samstag, den 11. Oktober, folgt ein Konzert in der Stevenskerk in Nimwegen. Den Abschluss bildet das Konzert am Sonntag, 12. Oktober, um 18 Uhr in der Stiftskirche Kleve. Jene Kirche, die bei den Bombenangriffen fast komplett zerstört und wie die Burg nach dem Krieg wieder aufgebaut wurde. Singen werden die Chorgemeinschaft St. Aldegundis / St. Martini Emmerich, der Bachkoor Nijmegen und die Städtische Singgemeinde Kleve. Solisten sind: Hanneke de Wit (Sopran), Margareth Beunders (Alt), Andreas Post (Tenor) sowie Jens Hamann (Bass), dazu das Orchester Vac Symphony Orchestra aus Budapest. Die beiden Dirigenten Rob Vermeulen und Stefan Burs üben bereits seit mehreren Wochen mit den Chören, die Stabat Mater von Antonín Dvorák vortragen werden.

Dvorák stellt mit seiner Komposition aus dem 19. Jahrhundert den Chor vor interessante Herausforderungen, aber lösbare und dankbare Aufgaben - auch für die vier Solisten (Sopran, Alt, Tenor und Bass), die ebenfalls schöne und ausdrucksvolle Partien bekommen haben. Nicht umsonst gehört sein Stabat Mater nun schon seit mehr als 120 Jahren zu den bevorzugten Werken für große Kirchen- und Konzertchöre. Mit drei Chören sowie großem Orchester erinnert die Inszenierung auch an Dvoráks monumentale Aufführungen des Stabat Mater.

Antonin Dvorák schrieb das Stabat Mater in einer der tragischsten Perioden seines Lebens. Innerhalb weniger Jahre verloren er und seine Frau nacheinander drei Kinder. Im Jahr 1876 entwarf er die erste Version des Stabat Mater, die er im Jahr darauf noch erweiterte. Es ist die Klage Mariens über ihren Sohn am Kreuz, die Klage der Mutter über das tote Kind.

Theo Brauer, Bürgermeister der Stadt Kleve ist einer der Schirmherren. Im Jahr 2004 - also vor zehn Jahren zum 60. Jahrestag der Bombardements - hat er bereits einer Gedenkveranstaltung zu den schrecklichen Ereignissen im Zweiten Weltkrieg als Bürgermeister beigewohnt. "Ich habe die sehr beeindruckende Veranstaltung in der überfüllten Stiftskirche noch sehr gut in Erinnerung", erklärt Brauer. "Die Erinnerungen an diese Ereignisse dürfen nie verblassen und vergessen werden", sagt Brauer. Man solle aber auch nicht immer nur die Vergangenheit und die Zukunft sehen, sondern auch den "Ist-Zustand, die Gegenwart", rät Brauer. Und genau dort befänden sich die Gedenkkonzerte.

(RP)
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