Kleve Gefangen in Kleve

Kleve · 228 Häftlinge haben Platz in der Justizvollzuganstalt Kleve. Oft gibt es mehr Insassen, als Zellplätze zur Verfügung stehen. Die Fluktuation der Männer ist hoch.

 Ein Blick in die Gänge der JVA lässt nicht erahnen, dass die Zellen fast alle immer belegt sind. Teilweise kommt es sogar zu Überbelegungen.

Ein Blick in die Gänge der JVA lässt nicht erahnen, dass die Zellen fast alle immer belegt sind. Teilweise kommt es sogar zu Überbelegungen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

28 Quadratmeter Fläche, eine abgetrennte Toilette und drei Betten - 15 solcher Drei-Mann-Zellen gibt es in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kleve. Daneben zehn Doppelzellen sowie 163 Einzelhaftplätze. "Jeder Haftraum wird genau ausgemessen", sagt Wolfgang Fengels, Leiter des Gefängnisses. Denn danach richtet sich die Auslegung der Zelle, jedem Häftling stehen mindestens fünf Quadratmeter Wohnfläche zu. "Wir richten uns nach den Grundsätzen der menschenwürdigen Unterbringung."

Von den insgesamt 228 Plätzen sind 222 derzeit belegt (Stand 2. März 2016). Doch die Zahl wechselt fast täglich. "Wir haben hier eine starke Fluktuation", erklärt Jörg Neyenhuys, Bereichsleiter der JVA, "da einige Häftlinge beispielsweise nur für kurze Zeit in Untersuchungshaft bei uns sind." So gab es Ende Februar nur 212 Gefangene, Mitte Februar aber sogar 234. "Es kam schon wiederholt zu Überbelegungen", sagt Fengels. "Denn wir müssen jeden aufnehmen, egal, wie voll unser Gefängnis ist."

 RP-Autorin Saskia Nothofer beim Probesitzen: Einzelzellen wie diese sind mit Bett, Schreibtisch, Schrank und Fernseher ausgestattet.

RP-Autorin Saskia Nothofer beim Probesitzen: Einzelzellen wie diese sind mit Bett, Schreibtisch, Schrank und Fernseher ausgestattet.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Bis zu fünf Männer in einer Zelle

Um die zusätzlichen Häftlinge unterzubringen, werden weitere Betten in den Mehr-Mann-Zellen aufgestellt, so dass die Häftlinge dort zu viert oder fünft leben. Kommt die JVA aber auch bei dieser Lösung an ihre Grenzen, kann sie veranlassen, Häftlinge in andere Gefängnisse zu verlegen. Möglich ist dies mit Hilfe eines taggenauen Belegungsmanagement-Systems, in dem die Belegungszahlen aller Gefängnisse in NRW gelistet sind. "Man kann also genau sehen, wo noch Plätze für die Häftlinge frei sind", erklärt Fengels. "Egal ob in Geldern, Aachen oder Münster."

Aufgrund dieses Systems sehen die Beamten keinen Bedarf, weitere Haftanstalten oder einer Erweiterung der JVA Kleve in Erwägung zu ziehen. "Das Belegungsmanagement funktioniert gut", sagt Neyenhuys. Außerdem habe es laut Fengels bei der Gesamtanzahl der Häftlinge in den vergangenen zehn Jahren keinen Zuwachs gegeben. Wohl aber hat sich die Anzahl der ausländischen Gefangenen erhöht. So betrug der Anteil dieser Mitte Februar 2016 knapp 54 Prozent an der Gesamtbelegung.

Yoga hinter Gittern

Für die Asylsuchenden unter ihnen werden Integrationskurse angeboten. Darin sollen ihnen deutsche Werte und Verhaltensregeln vermittelt werden. "Es soll aber kein Unterricht sein. Der Zuständige des Kurses agiert als Coach", sagt Fengels. Auch für die übrigen Häftlinge gibt es einen ausgedehnten Freizeitplan. So gibt es Schach- oder Gitarrenkurse, es wird gekocht, gemalt und vor allem sehr viel Sport getrieben. Von Fußball über Tischtennis und Yoga sind sämtliche Sportarten vertreten. "Gerade der Yogakurs ist immer voll", sagt Neyenhuys. Zudem gibt es Alphabetisierungskurse sowie Unterrichtseinheiten, in denen Deutsch als Fremdsprache angeboten wird. In der Kantine der JVA kann sogar eine neunmonatige Grundausbildung zum Koch absolviert werden.

Im Schnitt sind die Gefangenen sieben bis acht Monate in der JVA Kleve in Haft. Konflikte gibt es laut der Beamten zwischen ihnen kaum. Sexualstraftäter oder Mörder sind wenn dann für einen kurzen Zeitraum in Kleve untergebracht - während sie sich in Untersuchungshaft befinden. Zwei Drittel der Gefangenen machen jedoch diejenigen aus, die ihre Freiheitsstrafe absitzen - und zwar aufgrund von Delikten wie Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz, Diebstahl oder Körperverletzung. Maximal sind sie zwei Jahre in Haft.

Weibliche Gefangene gibt es in der JVA Kleve nicht. Frauen im Kreis, die in Untersuchungshaft sind, werden in der JVA Dinslaken untergebracht. Um ihre Freiheitsstrafen nach einem Urteilsspruch zu verbüßen, steht für Frauen die JVA Willich II zur Verfügung.

(RP)
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