Wirtschaftsförderung Kreis Kleve Und Rp Präsentieren Serie "bauen&wohnen" (22) Gefragt: freistehende Einfamilienhäuser

Kleve · Der Immobilienmarkt im Kreis Kleve läuft. Die Nachfrage nach kleinen Wohnungen ist ungebrochen. Gebrauchtimmobilien finden auch auf den Dörfern ihren Käufer. Die Niederländer halten sich auf dem deutschen Immobilienmarkt deutlich zurück.

 Im RP-Gespräch: Udo Grondowski und Jürgen Schröter von den Volksbanken sowie Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers.

Im RP-Gespräch: Udo Grondowski und Jürgen Schröter von den Volksbanken sowie Kreiswirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers.

Foto: Klaus Stade

Kreis Kleve Der Zenit des Immobileinmarktes im Kreis Kleve ist erreicht. Einerseits. Andererseits: Häuser lassen sich im Kreis Kleve immer noch sehr gut verkaufen. "Wir haben nach wie vor eine hohe Nachfrage nach Gebraucht-Immobilien. Allein das Angebot ist deutlich zurückgegangen. Früher hatten wir rund 600 gebrauchte Immobilien im Angebot, jetzt sind es gut 250", sagt Udo Grondowski von der Voba-Immobilien, die auch für den Bereich der Volksbank an der Niers und der Volksbank Rees-Emmerich zuständig ist und nicht nur alte und neue Immobilien vermarktet, sondern zusammen mit einer Schwestergesellschaft auch als Grundstücks- und Projektentwickler aktiv ist. Jürgen Schröter vom Voba-Immobilien-Center der Volksbank Kleverland teilt die Erfahrungen seines Kollegen. Wobei Schröter noch ein weiteres Problem kennt: "Uns fehlen im Raum Kleve Baugrundstücke", sagt er. Da sei die Nachfrage höher, als das Angebot.

 Häuser verkaufen sich im Kreis Kleve immer noch gut, sagen die Immobilienmakler der Volksbanken.

Häuser verkaufen sich im Kreis Kleve immer noch gut, sagen die Immobilienmakler der Volksbanken.

Foto: Seybert Gerhard

Die Nachfrage nach Häusern ist leicht gestiegen, der Abverkauf geht schneller. "Der Erschwinglichkeits-Index zeigt, warum", sagt Grondowski. Der ergibt sich aus den Faktoren der Immobilienpreise, dem Lohn- und dem Zinsniveau. Dieser Index ist in den vergangenen zehn Jahren um 40 Prozent von 100 auf 140 gestiegen: "Wohneigentum war noch nie so erschwinglich wie heute. Die gestiegenen Baukosten werden durch das niedrige Zinsniveau aufgefangen", sagen die Immobilienmakler. "Viele reden von einer Blase - aber die gibt es hier im ländlichen Bereich des Kreises Kleve nicht", konstatiert Grondowski. "Nach meinem Eindruck haben unsere Immobilien-Preise im Kreisgebiet längst nicht das Niveau, wie es vor wenigen Jahren zu Zeiten der Hochphase niederländischer Nachfrager war", so Kreis-Wirtschaftsförderer Hans-Josef Kuypers. Das wurde von den Gästen in den Räumen der Kreis-WfG bestätigt.

Im Kreis Kleve findet ein Haus auf dem Dorf auch einen Käufer - wenn der Preis stimmt und vielleicht unter 200.000 Euro liegt. "Junge Familien wollen gerne hinaus, suchen größere Grundstücke", sagt Grondowski. Schröter schränkt allerdings ein: "Wer aus den Dörfern in die Stadt ziehen will, bekommt für den Verkauf seines alten Hauses mit großem Grundstück oft nur eine kleinere Eigentumswohnung, sofern es sich um einen altengerechten Neubau handelt", so der Leiter des Voba-Immobilien-Centers. Der Trend, im Alter aus den Dörfern in die bessere Infrastruktur der Städte zu ziehen, ist kreisweit ungebrochen. "Ein Aufzug ist für Neubauten ein ,Muss', auch wenn er die Nebenkosten erhöht", sagt Grondowski. 3000 Euro pro Quadratmeter bei einer Top-Ausstattung ist aber die absolute Schmerzgrenze, die nicht überschritten werden sollte, konstatiert der Immobilienmakler. Der Markt für geförderte "Sozialwohnungen" ist weiter ungebrochen, sagt Schröter. Zumal die Einkommensgrenzen vergleichsweise hoch angesetzt seien.

Beide plädieren, Baugebiete nicht zu verdichtet zu planen. "Das ist dann oft nicht vermarktbar", sagt Grondowski mit Blick auf Straelen, wo die Voba-Immobilien mit der Stadt ein Baugebiet umplante, damit es erfolgreich vermarktbar wurde. "Out" sind im Neubaubereich Reihen- und Doppelhäuser. "Das freistehende Einfamilienhaus liegt absolut im Trend", erklären die Makler. Hier sollten die Kommunen bei der Planung ihrer Baugebiete großzügiger walten, sagt Schröter. Grondowski hat dazu auch die passenden Zahlen: Nach einer Umfrage streben 29 Prozent der Deutschen nach einem freistehenden Einfamilienhaus, neun Prozent nach einem Bungalow, acht nach einem Landhaus und ebensoviele nach einem Penthouse. Nur noch zwei Prozent streben eine Doppelhaushälfte an, nur ein Prozent ein Reihenhaus. "Das ist die Nachfrage, die wir bedienen müssen", appellieren die Makler an die Planer der Baugebiete. Beim Kauf einer gebrauchten Immobilie oder beim Neubau gilt der alte Spruch, dass nichts mehr zählt, als die Lage. Beim Kauf einer Gebrauchtimmobilie raten Schröter und Grondowski, die Folgejahre im Blick zu haben: "Oft werden nach wenigen Jahren eine neue Heizung fällig, stehen Sanierungen bzw. Modernisierungen an", so Schröter.

Den geforderten Energieausweis für Häuser, sieht Grondowski als "Papiertiger": Das seien oft Werte, mit denen ein Käufer wenig anfangen könne, gerade wenn der Ausweis auf individuellen Verbrauchswerten beruhe. Außerdem hätten die meisten Käufer einer gebrauchten Immobilie sowieso eine Sanierung in Planung - da ist dann letzten Endes der Kaufpreis entscheidend und nicht die Energie-Ampel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort