Kleve Gelungene Premiere im XOX-Theater

Kleve · Unter der Regie von Wolfgang Paterok war Ibsens "Hedda Gabler" zu sehen. Das dreistündige Stück war dank der Darstellung der Schauspieler kurzweilig und hochspannend. Mitreißende Renate Hendricks.

 Die Figuren Hedda Gabler mit Jorgen und Thea, dargestellt von Renate Hendricks, Katja Gerritzen und Klaus Gerritzen (v.r.).

Die Figuren Hedda Gabler mit Jorgen und Thea, dargestellt von Renate Hendricks, Katja Gerritzen und Klaus Gerritzen (v.r.).

Foto: Markus Van offern

Das Schicksal von Hedda Gabler, einer der bemerkenswerten Frauengestalten des norwegischen Dramatikers Henrik Ibsen, war in einer Inszenierung durch Wolfgang Paterok, Leiter des Klever XOX-Theaters, zu sehen. Die gut besuchte Premiere im Obergeschoss der alten Fabrik nahm die Zuschauer mit auf eine Reise ins 19. Jahrhundert: das Bühnenbild war ein eleganter Salon in geschmackvollem Rot, die Personen trugen die Kleidung ihrer Zeit, die dramatische Geschichte aber, die sie erzählten, war zeitlos.

Hedda Tesman, geborene Gabler, jungvermählt mit dem Kulturhistoriker Jörgen Tesman, hat sich auf eine Versorgungsehe eingelassen. Sein Mitbewerber um die erhoffte Professorenstelle ist Heddas Ex-Liebhaber Eilert Lövborg, der ein Werk über die Kulturgeschichte geschrieben hat, um das Jörgen ihn beneidet. Eilert hat die Trennung von Hedda nie verwunden, seine Alkoholkrankheit aber mithilfe von Thea Elvsted, einer Schulfreundin von Hedda, in den Griff bekommen. Zwischen den beiden entwickelte sich durch die gemeinsame Arbeit an seinem Buch Liebe und Kameradschaft. Hedda beginnt ein gefährliches Spiel.

Sie verleitet Eilert dazu, wieder zu trinken. Eilert verliert im betrunkenen Zustand sein kostbares Manuskript und stirbt durch einen Schießunfall. Jörgen Tesman findet Eilerts Werk, Hedda aber, in blinder Eifersucht auf die Beziehung zwischen Thea und Eilert, verbrennt es. Assessor Brack, juristischer Berater des Hauses Tesman, versucht Hedda zu erpressen, weil er erkannt hat, dass die Waffe, die Eilert tötete, aus Heddas Besitz stammt. Auch er ist ein ehemaliger Verehrer Heddas und fordert für sein Schweigen eine intime Beziehung zu ihr. Um dieser Abhängigkeit zu entgehen, tötet Hedda sich selbst.

Henrik Ibsen, dessen Dramen zu den meistgespielten Stücken der Weltliteratur gehören, schrieb das Schauspiel in vier Akten am Ende des 19. Jahrhunderts an der Schwelle zur Moderne. Die dargestellte Gefühlswelt der Personen und die Verdeutlichung ihrer inneren Antriebe macht das Stück hochspannend. Renate Hendricks verkörpert die schillernde Hauptfigur mit all ihren Launen und dem tödlichen Spiel, das sie treibt, mitreißend. Perfekt beherrscht sie den lauernden Seitenblick. Ihr Leid an der Langeweile ihres Daseins ist deutlich spürbar. Als sie Eilert zum Abschied umarmt, zeigt die sonst so kalt berechnende Figur starke Gefühle, die den Zuschauer bewegen. Manfred Küper als Tesman trifft den naiven Sammler und tölpelhaften Ehemann genau.

Alle Darsteller zeichneten die sehr unterschiedlichen Charaktere des Stückes überzeugend, was an den Reaktionen im Zuschauerraum erkennbar war. Emotional nuanciert auch die Verkörperung der Thea durch Katja Gerritzen. Die Geliebte von Eilert verbirgt ihre Gefühle nicht. Auch sie wird zum Opfer von Heddas Intrigenspiel. York Dehnen begeisterte als hinterlistiger Assessor Brack, Heike Singendonk verkörperte glaubwürdig Berte, das Dienstmädchen. Klaus Gerritzen gestaltete treffend die Figur des genialen, aber labilen und unglücklichen Eilert. Mirjam Kirschberger zeigte als Tante Julle alle Facetten einer lästigen aber liebevollen Schwiegermutter. Eins zu eins mit dem Originaltext dauerte das Stück drei Stunden. Dennoch war es kurzweilig. Es gab viel Applaus und Bravo-Rufe für die Darsteller und den Regisseur. Eine gelungene Premiere.

(RP)
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