Kranenburg/Groesbeek Gemeinden werden Grenzen aufgezeigt

Kranenburg/Groesbeek · 2006 wurde im Rat der Beschluss gefasst, die Grenze am Hettsteeg nach Groesbeek wieder zu öffnen. Doch weiß die niederländische Gemeinde acht Jahre später immer noch nicht, ob sie überhaupt die Genehmigung erhält.

 Auf deutscher Seite läuft der kostspielige Ausbau des Hettsteegs planmäßig. Der ist notwendig, um den Übergang nach Groesbeek wieder zu öffnen. Den Niederländern fehlen dafür die Genehmigungen.

Auf deutscher Seite läuft der kostspielige Ausbau des Hettsteegs planmäßig. Der ist notwendig, um den Übergang nach Groesbeek wieder zu öffnen. Den Niederländern fehlen dafür die Genehmigungen.

Foto: Klaus-Dieter Stade

Die Gemeinden Kranenburg und Groesbeek arbeiten hartnäckig daran, die Grenze an den Straßen Hettsteeg/Cranenburgsestraat wieder zu öffnen. Und dies seit acht Jahren. Die Niederländer hatten den Übergang 2004 geschlossen, da für diese Straße das Verkehrsaufkommen zu hoch war.

2006 war in einer symbolträchtigen gemeinsamen Sitzung der Räte von Groesbeek und Kranenburg beschlossen worden, an dieser Stelle die Einreise ins Nachbarland für den Pkw-Verkehr wieder freizugeben. Bei diesem Beschluss ist es bislang geblieben. Derzeit kommen Autofahrer immer noch allein über Wyler nach Groesbeek. Diese Strecke ist acht Kilometer länger, als würde man über die Cranenburgsestraat fahren.

Während auf deutscher Seite die erforderlichen Ausbauarbeiten des Hettsteegs auf der Zielgeraden sind, haben die Niederländer mehr Probleme als ihnen lieb ist. Die Genehmigungen für die Öffnung fehlen noch. Ein Grund für die zähe Entwicklung: Auf der anderen Seite der Grenze gibt es Steinkauz- und Schleiereulen-Populationen, die in ihrem Bestand gefährdet wären, sollte das Verkehrsaufkommen hier enorm steigen.

Einige Anwohner der Cranenburgsestraat lassen zudem keine Möglichkeit aus, "ihre" Straße vor der Grenzöffnung zu schützen und kämpfen an zahlreichen Stellen für die Beibehaltung der aktuellen Situation.

 Seit 2004 kein Durchkommen: Groesbeek hatte die Grenze für den Pkw-Verkehr am Hettsteeg geschlossen.

Seit 2004 kein Durchkommen: Groesbeek hatte die Grenze für den Pkw-Verkehr am Hettsteeg geschlossen.

Foto: Stade, Klaus-Dieter (kds)

Die Lage, in der sich die Gemeinde Groesbeek derzeit befindet, ist unangenehm. Erst lässt man zusammen mit den Kranenburgern die Sektkorken knallen und stößt auf die gute Nachbarschaft an und jetzt wagt man kaum mehr in den Briefkasten zu schauen. Regelmäßig liegen dort Schreiben drin, die nicht darauf hindeuten, dass die Probleme für die Genehmigung kurzfristig behoben werden können. Aktuell hat die Verwaltung einen Brief des Wirtschaftsministeriums erhalten, zu dem auch das Umweltministerium gehört. In der Stellungnahme heißt es sinngemäß: Die Cranenburgsestraat darf verbreitert werden, was erforderlich für die Öffnung ist, aber die Grenze bleibt zunächst dicht. Die Gemeinde hatte Vorschläge erarbeitet, um die bedrohten Eulen zu schützen: 30-Kilometer-Höchstgeschwindigkeit, Sträucher am Wegesrand pflanzen und durch Lichteffekte die Eulen von der Straße fernhalten. Das Ministerium jedoch sortierte die Maßnahmen in die Kategorie "Nette Vorschläge" ein.

Theo Giesbers ist Beigeordneter der Gemeinde Groesbeek und kennt sich bestens mit der Grenze, den Eulen aber vor allem mit den Problemen aus. Aktueller Stand ist nach dem jüngsten Ministeriumsbrief. "Unsere Juristen prüfen das. Wir müssen Ruhe bewahren", sagt Giesbers. Ruhe hat Groesbeek schon reichlich lange bewahrt. So hätte man vor drei Jahren problemlos den Übergang wieder öffnen können. Erst als die Niederländer nachgezählt hatten, wie viele Eulen noch in ihrem Land unterwegs sind, kamen die Probleme aufgrund der Schutzmaßnahmen.

766000 Euro hat die Gemeinde Groesbeek für die Mission eingeplant. Bislang freuen sich in erster Linie Advokaten über den Posten. Wie viel Geld durch die neuen Auflagen noch in die Aktion "Grenzöffnung" gepumpt werden muss, ist unklar. Irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem sich die Politiker der Nachbargemeinde umgucken, ob man mit dem Geld nicht an anderer Stelle etwas Gutes tun kann. Wann dies sein wird, weiß Giesbers nicht, der erklärt: "Wir haben noch Hoffnung."

Kranenburgs SPD-Chef Jürgen Franken sieht angesichts der aktuellen Entwicklung noch andere Probleme auf die Gemeinde zukommen. "Sollte die Grenze nicht geöffnet werden, müssen eventuell Zuschüsse für den Ausbau des Hettsteegs an die Bezirksregierung zurückgezahlt werden. Denn die hat die klare Ansage gemacht, die Fördermittel werden nur für eine Haupterschließungsstraße gewährt", sagt Franken. Zudem stellt er sich die Frage: "Was soll eine derart ausgebaute Straße, die so nicht genutzt wird?"

Wenig begeistert zeigte sich auch CDU-Fraktionschef Joachim Janßen: "Ich bin überrascht. Die Auflagen kenne ich noch nicht. Es gibt den politischen Willen, die Grenze wieder zu öffnen. Die Stellungnahme des Ministeriums passt uns überhaupt nicht."

Zumindest ansatzweise können die Kranenburger wohl Verständnis für die Groesbeeker Probleme aufbringen. So hat seltenes Federvieh auch schon im eigenen Gebiet größere Projekte gekippt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort