Kleve Genossenschaften machen viel möglich

Kleve · Die Teilnehmer der Zukunftswerkstatt von Rheinischer Post und Volksbank Kleverland haben die Frage diskutiert: "Wie wichtig sind Genossenschaften fürs tägliche Leben?" Viel Lob erhielt beispielsweise das Griether Hanselädchen.

Geld, Energie, Lebensmittel, sogar Wohnraum - es gibt kaum etwas, das nicht genossenschaftlich verwaltet oder gehandelt werden könnte. Und wir haben es häufiger mit dieser Geschäftsform zu tun, als wir denken. Manfred Tielkes, der Vorstandsvorsitzender der WohnBau eG, legte bei der jüngsten Zukunftswerkstatt Zahlen vor: "In Deutschland gibt es fast 8000 Genossenschaften. Sie haben 22 Millionen Mitglieder und stellen 930 000 Arbeitsplätze."

Noch immer kommen neue Genossenschaften hinzu. Jüngstes Beispiel in der Region ist die Griether Hanselädchen eG. Deren Vorstandsmitglied Christian Reintjes berichtete, dass die Genossenschaft derzeit knapp 100 Mitglieder habe - bei insgesamt 220 Haushalten, die es in dem Kalkarer Vorort überhaupt gibt. Konzept des geplanten Geschäfts ist, dass es sechs Tage pro Woche öffnet. Zum Laden gehört ein Café, das auch am Sonntag besucht werden kann. Geplant ist ein Vollsortiment, bei dem es auch Windeln oder Zahnpasta gibt.

Professor Dr. Klaus Hegemann von der Fakultät Kommunikation und Umwelt der Hochschule Rhein-Waal ist vom Projekt Griether Dorflädchen ganz begeistert. "Das ist eine wunderbare Idee. Die Einwohner verfolgen ein gemeinsames Ziel und organisieren sich selbst. Das ist vorbildlich", sagte Hegemann. Das Konzept ließe sich auch auf andere Lebensbereiche ausdehnen, meint der Wissenschaftler. "Wenn Ältere und Jüngere sich zusammentun, müssen Dienstleistungen nicht unbedingt in Euro bezahlt werden. "Der eine hilft dem anderen. Damit kann eine ganze Region belebt werden", schwärmte Hegemann.

Aus Sicht der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK) seien Genossenschaften "sehr sympathisch", betont IHK-Zweigstellenleiter Dr. Andreas Heneseler. Zwar seien nur ein Prozent der IHK-Mitglieder in einer Genossenschaft organisiert, jedoch seien 38 Prozent der im kaufmännischen Bereich ausbildenden Betriebe Genossenschaften.

Dachdecker Eric Jansen berichtete aus der Praxis. Mit seinem Unternehmen ist er der der Handwerkereinkaufsgenossenschaft DEG angeschlossen. Das habe ganz handfeste Vorteile, denn dadurch, dass die DEG in großen Mengen Material einkaufe, könnten ihre Mitglieder es günstig beziehen, erläuterte Jansen. Das bestätigte Christof Dammers, Geschäftsführer der Intersport Profimarkt GmbH. "So können alle am Prinzip ,think big' teilnehmen", sagte Dammers.

Josef Peters, der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Kleve, kann sich "ein Leben ohne Genossenschaften nicht vorstellen". Der genossenschaftliche Gedanke sei in der Landwirtschaft entstanden, habe inzwischen auf viele Bereiche übergegriffen. Früher seien Vorstände in Genossenschaften ehrenamtlich tätig gewesen. "Das geht in den heutigen Dimensionen nicht mehr", betonte Peters. Er mahnte, Vorstände besser zu kontrollieren. "Es ist, auch in Banken, viel Geld verbrannt worden, das eigentlich für die Mitglieder gedacht war", sagte Peters. Er mache sich manchmal Sorgen, ob Genossenschaften im harten Wettkampf mit anderen Unternehmen noch bestehen könnten. Beispiel Milch: "Genossenschaften sind verpflichtet, jeden Liter vor Ort bei den Erzeugern abzuholen Die Privaten würden das nie machen. Die schöpfen nur ab", sagte der Landwirt.

Christian Tuschen, der Leiter des Hagebaumarkt Swertz in Kleve, ist sich sicher, dass Genossenschaften immer wichtiger werden. "Die Nahversorgung und das Gesundheitswesen sind Bereiche, in denen das Prinzip der Genossenschaften eine immer größere Rolle spielen wird. Da muss man den Profit hinten anstellen", sagte Tuschen. Auch den Bereich Wohnungsbau findet Tuschen "sehr spannend". Und der boomt in Kleve. Allein die WohnBau eG baut in der Schwanenstadt derzeit 100 Wohnungen, die dann an die Mitglieder vermietet werden.

(RP)
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