Kalkar Gesprächskonzert für den neuen Kalkarer Flügel

Kalkar · "Ein Sommernachtstraum" brachte den neuen Shigeru Kawai-Konzertflügel im Rathaussaal Kalkar zum Klingen: Der deutsch-russische Pianist Lev Vinocour trat mit einem spritzigen Konzert auf. Und wer ihn kennt, der weiß, dass dann nicht einfach nur Kammermusik auf dem Programm steht, sondern ein Gesprächskonzert vom Feinsten. Davon ließen sich die Zuschauer, die zahlreich in den Saal füllten, gerne begeistern. Lev Vinocour hat eine spezielle Art, sein enormes Wissen über Epochen, Komponisten und Werke weiterzugeben: feingeistig und lebhaft in Worten und Gesten, so dass auch hier die zwei Stunden wie im Flug vergingen. Und der Künstler war sich nicht zu schade, dabei als hochkarätiger Pianist in seinem Programm die "Evergreens" der Klavierliteratur zum Besten zu geben: gleich zu Beginn mit Mendelssohns "Hochzeitsmarsch" aus dem titelgebenden "Sommernachtstraum", dann mit Beethovens "Für Elise", Chopins "La Tristesse" und der Revolutionsetüde, Schumanns "Träumerei" oder Liszts Nocturne "Liebestraum".

Eine besondere Überraschung und kleines "Highlight" des Abends war die gerade erst von Klavierbaumeister Georg Neinhuis fertiggestellte Celesta der Marke Schiedmeyer Stuttgart, ein Metallophon in der Form eines Harmoniums. Diese stellte Lev Vincour zum einen ausführlich vor und brachte sie zum anderen gekonnt zum Klingen. Mit einem Mozart-Adagio zeigte er die dynamischen Möglichkeiten des Instruments auf und führte in der zweiten Konzerthälfte - vielleicht zum ersten Mal in Deutschland überhaupt? - drei Bagatellen eines unbekannten Komponisten namens Toby auf. Der dagegen bekannte Brahms-Walzer op. 16 in einer Bearbeitung für Celesta passte ebenso zu dem speziellen, "himmlischen" Glockenklang wie der absolute Celesta-Klassiker, der "Tanz der Zuckerfee" aus Tschaikowskys "Nussknacker", der durch sie besonders märchenhaft und sphärisch erklingt.

Als Meister an den Tasten präsentierte sich Lev Vinocour am Flügel mit weiteren Kleinodien wie Griegs "Solveigs Lied" und Debussys "Au clair de lune", bevor er den mit den Worten "Es ist auch ein Sommernachtstraum - wenn auch ein trauriger" mit Gershwins "Summertime" beschloss. Das Konzert gelang zu einem vergnüglichen und mitreißenden Event, das hoffentlich entsprechend entlohnt wurde: Die Spendenaktion "Ein Flügel für Kalkar" ist nämlich noch in vollem Gange. Es können nach wie vor Patenschaften für die Tasten Flügels übernommen werde, d.h. nach einer Spende wird die Wunsch-Taste auf der Rückseite mit dem Namen des Spenders signiert, und es sind noch einige Finanzspritzen nötig, bis der Flügel komplett finanziert ist.

Die Konzertreihe sowie Aktionen zu diesem Zwecke laufen weiter; Flyer dazu sind bei der Stadt Kalkar erhältlich, als nächstes dürfen die Studenten des Campus an den Flügel.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort