Kreis Kleve Gleichstellung als belächelte Pflichtaufgabe

Kreis Kleve · Politik im Kreishaus diskutierte den Zwischenbericht zum Frauenförderplan 2013 bis 2015.

Murren verbietet sich eigentlich, wenn eine Pflichtaufgabe zu erfüllen ist. Dennoch konnte manches männliche Kreistagsmitglied seine Genervtheit nicht durchgängig verhehlen, als die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises jetzt ihren Zwischenbericht zum Frauenförderplan 2013 bis 2015 vorlegte und sich danach noch längere Wortbeiträge anschlossen. Der Großteil der Politik wird Silke Lamers noch kaum kennen, selbst auf der Internetseite der Kreisverwaltung steht noch ein anderer Name. Vorgängerin Andrea Perau war im Februar 2014 als Sachgebietsleiterin in die Kreisjugendabteilung gewechselt, seitdem ist Silke Lamers die Gleichstellungsbeauftragte des Kreises. Der Verwaltungsmitarbeiterin steht für ihren Aufgabenbereich eine halbe Stelle zur Verfügung.

799 Mitarbeiter sind beim Kreis beschäftigt, etwa die Hälfte davon Frauen. Der Großteil von ihnen arbeitet in Teilzeit, und nur langsam erhöhe sich der Anteil der Frauen in den höheren Besoldungsgruppen. Dass bislang kaum Fachbereichs- und Abteilungsleiterstellen von Frauen besetzt sind, liege daran, dass sich nur wenige dafür bewerben, erläuterte Lamers. Inzwischen ist bekanntlich die Quote eingeführt, so dass gewährleistet sein müsste, dass bei gleicher Qualifikation für eine Position Frauen bevorzugt werden, bis die Quote erfüllt ist. Mit Sandra Boxnick gibt es immerhin eine Frau im Spitzen-Team der Verwaltung. Die beiden großen Fraktionen im Kreistag sowie Grüne und FDP nahmen Stellung zu dem Thema, während die übrigen kleinen Fraktionen sich nicht am Thema beteiligten.

Gabriele Schmidt (CDU) regte an, Frauen durch Stellvertreter-Posten auf größere Aufgaben vorzubereiten und verwies darauf, dass es Gründe hat, wenn die meisten Frauen Teilzeit arbeiten. "Es sind immer noch die Frauen, die die familiäre Betreuung der Kinder oder der pflegebedürftigen Angehörigen übernehmen. Es darf eigentlich nicht sein, dass diese Bereitschaft Karrierenachteile nach sich zieht." Schmidt forderte geteilte Stellen für weibliche Führungskräfte und Heimarbeit als Ergänzung zu den Bürostunden. Ute Sickelmann (Grüne) dankte für den Bericht, merkte jedoch an, sie glaube nicht, dass die Bewerberinnen für höhere Positionen schlechter qualifiziert seien und deshalb nicht berücksichtigt würden. Sehr ausgiebig hatte sich Bettina Trenckmann (SPD) mit dem Thema beschäftigt. Sie wies darauf hin, dass die Neueinführung eigentlich keine Frauen-, sondern eine Geschlechterquote sei und die Männer vielleicht noch erleben würden, dass das Verhältnis bei den Beschäftigten kippe. Folge: Lachen im Saal. Als ein Kreistagsmitglied bei den Ausführungen zum Thema Quote das Wort "Schwachsinn" in den Raum rief, konterte sie schnell, "ist aber Gesetz, sogar Grundgesetz". Trenckmann wunderte sich darüber, dass die auch im Kreishaus eingeführte "leistungsgerechte Bezahlung", also Extra-Geld für überdurchschnittlichen Einsatz, an den Frauen weitgehend vorbei gehe. Sie empfahl, jungen Müttern auch Ausbildung in Teilzeit zu ermöglichen und riet dringend dazu, Stellvertreterpositionen mit Frauen zu besetzen. Unbefriedigend findet die SPD-Frau, dass es für die Gleichstellungsarbeit im Kreishaus nur eine halbe Stelle gibt. Damit sei es offenbar kaum möglich, auch externe Aufgaben in dem Maße zu übernehmen, wie es wichtig wäre. Trenckmann wünscht sich in Abstimmung mit den Gleichstellungsbeauftragten der Kommunen kreisweite Frauen-Veranstaltungen. Insbesondere solche, bei denen es um Beratung und Frauenförderung geht.

(RP)
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