Kleve Granit aus Norwegen für den Stelenwald

Kleve · Der Appeldorner Bildhauer Christoph Wilmsen-Wiegmann gestaltete die Erweiterung des Mahnmals in Kellen mit 17 überlebensgroßen Granitsäulen als erweiterte Gedenkstätte für die Opfer von Krieg und Gewalt.

 Die Granitstelen im Kellener Willibrordpark erinnern an die Toten des Zweiten Weltkrieges.

Die Granitstelen im Kellener Willibrordpark erinnern an die Toten des Zweiten Weltkrieges.

Foto: Klaus Stade

Jede Säule ist anders. Schräg bricht die eine oben ab, wird von der Nächsten überragt. Bruchrau die Rückseiten, darin noch die Spuren und Löcher der Bohrstangen, mit denen die Blöcke aus dem Steinbruch gebrochen wurden. Nur die Vorderseiten, die die Namen tragen, sind poliert. 17 Säulen erinnern an 300 Kellener Bürger, die im Zweiten Weltkrieg ums Leben kamen - in der Kellener Gedenkstätte, die am Tag der Deutschen Einheit eröffnet wurde (wir berichteten). Die Stelen haben sich zu einem lichten aber dunklen Wäldchen versammelt, bilden einen Hain aus Stein. Sie stehen wie zufällig und doch geordnet: Zwar ist jeder Stein anders, aber die gemeinsame Formsprache, der Wechsel von bruchrauen und polierten Flächen, der gemeinsame Stein machen die 17 Säulen zu einer Einheit.

Christoph Wilmsen-Wiegmann hat die Gedenkstätte mit den stillen Stelen geschaffen. Mit ihren Graten, halbkreisförmigen Bohrungen, gebrochenen Volumen und Kanten, den Verletzungen, Kratern und Wunden sollen sie wie beredte Zeugen der Kriegswirren wirken, sagt der Bildhauer. Wilmsen-Wiegmann hat die Steine in Norwegen gebrochen, jeder Stein wiegt rund 800 Kilogramm, sie sind zwischen 2,20 und 2,40 Meter hoch. "Der Stein verkörpert Festigkeit und Dauer", sagt Wilmsen-Wiegmann. Die Steine seien nicht willkürlich aufgerichtet, sondern stünden in dialogischer Beziehung zueinander und zu nahen und fernen Bäumen. "Wenn der Besucher diesen Raum beschreitet, kann eine Auseinandersetzung beginnen", sagt der Kalkarer. "Säulenwald" nennt Wilmsen-Wiegmann die Stätte im Willibrord-Park. Doch die Stelen sind nur die eine Seite.

Die andere Seite: 300 in den Stein gemeißelte Namen, in gerader klarer Schrift. Sie halten über Generationen die Erinnerung wach an die Menschen, die zwischen 1939 und 1945 umkamen. Sie erinnern an einen Krieg, der die Menschen aus Kellen wie geworfen über den Erdball verteilte und die dort auch ihr Grab fanden. Und so gibt es auch keine Ordnung in den Namen, sie sind willkürlich, zufällig in die Steine gesetzt. Die Namen erinnern aber auch an die Vernichtung der Stadt Kleve heute vor 70 Jahren. Es sind Namen derer, die im Bombenhagel auf die Stadt am 7. Oktober 1944 zu Tode kamen und als Kellener Bürger galten (Denn Emil und Franzy Kunst sammelten allein die Namen der Kellener Bürger). Frauen, Männer und Kinder, die der Krieg dem Leben riss.

(RP)
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