Kreis Kleve "Green Live" macht der Branche Mut

Kreis Kleve · Nachdem der Motor der Landwirtschaft 2015 bildlichgesprochen "gestottert" hatte, läuft er jetzt wieder runder. Investitionen werden getätigt oder zumindest geplant. Infos noch bis morgen auf der Kalkarer Fachmesse.

 Elisabeth und Wilhelm Michels aus Rees begeistern sich auch in fortgeschrittenem Alter für moderne Technik.

Elisabeth und Wilhelm Michels aus Rees begeistern sich auch in fortgeschrittenem Alter für moderne Technik.

Foto: Gottfried Evers

Soll niemand sagen, reifere Semester sehnten sich nur nach den schönen alten Dingen von früher. Wilhelm Michels jedenfalls ist so einer nicht - der 78-Jährige inspizierte gestern mit großem Interesse den Deutz-Schlepper, den die Firma Pieper aus Millingen auf der Kalkarer Messe "Green Live" aufgebaut hatte. Michels, der mit Sohn Paul einen Milchviehbetrieb in Bienen führt, hat kürzlich erst einen hochmodernen Trecker gekauft. "Wenn ich da ein paar Tage nicht drauf saß, muss ich zwar meinen Enkel bitten, mir noch mal die ganzen Hebel zu erklären", sagt er schmunzelnd. Aber es sei toll, was die Geräte heute alles könnten - 120 Kühe in 20 Minuten füttern zum Beispiel oder ein Feld gleichzeitig mit der Egge bearbeiten und einsäen. "Die Landwirtschaft entwickelt sich,und das müssen wir Praktiker auch. Am allerwichtigsten ist übrigens, intelligente Leute zu haben, die die Knöpfe an den Maschinen auch bedienen können." Ehefrau Elisabeth nickt - auch sie ist früher mit Begeisterung Trecker gefahren.

Die Zeiten, wo ein Bauer groß und stark sein muste, sind vorbei. Betriebswirtschaftlich etwas auf dem Kasten haben, Vertriebswege kennen und die Zeichen der Zeit wahrnehmen ist wichtiger. So sind es zahlreiche nachgelagerte Branchen, die sich in den Messehallen präsentieren und auf Interesse stoßen. Das Messe-Team um Wunderland-Geschäftsführer Han Groot-Obbink und Organisator Georg Remy begrüßte nicht nur Landwirte, sondern ebenso die Techniker, Elektriker, Messebauer und alle Aussteller, die inzwischen schon die fünfte "Green Live" zum Treffpunkt der Branche machten. Josef Peters als Vorsitzender der Kreisbauernschaft verstand die freundliche Mahnung Remys, "nicht so negativ" zu sein, genau richtig, denn Niederländer Groot Obbink hatte Optimismus verordnet. Auf der Messe solle jeder seine Chancen nutzen und Probleme mal vertagen. Peters gehorchte und stellte (wie auch vorher schon) fest, dass der Motor der Landwirtschaft bildlich gesprochen 2015 ja durchaus deutlich gestottert habe, jetzt aber wieder runder laufe. Konkret ist ja insbesondere der Milchpreis aus Sicht der Produzenten wieder auf dem richtigen Weg, weswegen manche Anschaffung wieder ins Kalkül gezogen wird.

 Messeleitung, einige Bürgermeister, Wirtschaftsförderer und Touristiker bei der Messe-Eröffnung

Messeleitung, einige Bürgermeister, Wirtschaftsförderer und Touristiker bei der Messe-Eröffnung

Foto: Evers Gottfried

Auf einer Fachmesse stoßen auch Geräte wie ein Güllemixer oder Salbe für gerissene Kuh-Klauen auf Begeisterung. Melkstände in jeder Größenordnung, Zubehör für Biogasanlagen oder günstiges Mineralöl sowieso. Selbst ein Reinigungsspray, mit dem der Landwirt den Spiegel über dem Spülbecken, das er für die Reinigung seiner Hände nutzt, bevor er ins Wohnhaus zurückkehrt, war im Angebot. Ein bisschen "Flachsmarkt" mit Schuhputzern, chinesischer Nackenmassage und Töpfen für schonendes Garen darf auf keiner Messe fehlen. Und beim Bierchen oder ein paar Gabeln Grünkohl fanden die Berufskollegen (oft mit ihren Familien) ganz unbeschwert zueinander.

(RP)
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