Kleve Gutachter: Tat eher keine Blutrache

Kleve · Ein Gutachter gab vor Gericht ausführlich Auskunft über den kulturellen Hintergrund der Angeklagten. Ohne die Möglichkeit, die Brüder im persönlichen Gespräch zu begutachten, traf er dabei vor allem allgemeine Auskünfte über Blutrache und Ehrenmord als Mittel der Konfliktlösung in dem Kulturkreis.

Demnach befänden sich vor allem die Nachkommen der ersten Generation jesidischer Einwanderer in einer Gemengelage aus jesidischem Glauben, Strukturen der ost-anatolischen und patriarchischen Gesellschaft ihrer Familien und westlichen Werten. Dies führe zu einer Orientierungslosigkeit der jungen Generation.

Die Tat als einen Akt der Blutrache einzustufen, halte er aber für schwierig. Dafür hätte es bereits zuvor ein Todesopfer geben müssen - damit Gleiches mit Gleichem vergolten werden könne. Die Vorgeschichte beider Familien addiert könne aber zu einer Ehrverletzung geführt haben, die öffentliche "Wiedergutmachung" zur Folge haben kann. Genauso möglich sei aber auch individuelles Motiv der beiden Angeklagten. Heute wird der Prozess ab 9 Uhr fortgesetzt.

(lukra)
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