Kleve Gute Arbeit zahlt sich nicht aus

Kleve · Unter Schock: Belegschaft traf die Schließung des Klever Werkes von National Starch wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Das Unternehmen fuhr Gewinne ein. Mitarbeiter fühlten sich durch Henkel-Übernahme sicher.

Karin Wilhelm ist seit 30 Jahren bei National Starch. Fünfmal hat sie in dieser Zeit einen Eigentümer-Wechsel des Klever Betriebes erlebt. Beim jüngsten Verkauf der Firma im Frühjahr von Akzo Nobel an Henkel sei die Belegschaft "unglaublich froh und euphorisch gewesen", zu einem deutschen Unternehmen zu gehören, dazu noch zu Henkel, berichtete gestern Karin Wilhelm im RP-Gespräch. Nun steht die Betriebsratsvorsitzende des Klever Werkes wie ihre Kollegen "unter Schock". Denn die Nachricht von der Schließung sei "sehr überraschend" gekommen.

"Wir sind so gut aufgestellt wie nie. Wir machen Gewinne. Die Belegschaft bringt eine exzellente Leistung. Und das zahlt sich nicht mehr aus. Aber das ist heute so", sagte Karin Wilhelm verbittert. Die schwarzen Zahlen in Kleve werden bald Geschichte sein. Denn der Klebstoff-Hersteller mit seinen 130 Mitarbeitern wird bekanntlich zum Jahresende 2010 die Produktion in der Kreisstadt einstellen und auf andere deutsche Standorte verteilen. " Dabei haben wir uns in Kleve sehr gut und sicher gefühlt", gab die Betriebsratschefin die Stimmung der Belegschaft wider. Für sie und die Mitarbeiter gehe es nun darum, einen vernünftigen Sozialplan auszuhandeln.

Neue Arbeitsstellen

"Die Anpassung unserer Produktionsstruktur ist im Rahmen der Integration der National Starch-Geschäfte notwendig, um die langfristige Produktion unserer Klebstoff-Herstellung sicherzustellen", erklärte Thomas Geitner, Vorstandsmitglied bei Henkel und verantwortlich für das Klebstoffgeschäft. Branchenkenner sagen dazu, dass die Finanzierung der National Starch-Übernahme für den Konsumgüter-Konzern Henkel wegen der Finanzkrise schwieriger geworden sei. Henkel habe allerdings das Ziel, den Stellenabbau so gering wie möglich zu halten, betonte Geitner. Es sei geplant, mehr als die Hälfte der 130 Mitarbeiter unter anderem eine Weiterbeschäftigung an den Standorten Düsseldorf, Porta Westfalica und Heidenau anzubieten. Diesen Vorschlag begrüßte Karin Wilhelm gegenüber der RP.

Der deutsche Konsumgüterkonzern hat nach eigenen Angaben für die Geschäftsbereiche Klebstoffe und Electronic Materials an Akzo Nobel etwa 3,7 Milliarden Euro bezahlt. Dadurch wollte Henkel auch seine führende Position im weltweiten Klebstoffmarkt stärken.

Industriebrache?

Ob an der Kalkarer Straße möglicherweise nach dem Abzug von National Starch eine Industriebrache droht, darüber wollte Bürgermeister Theo Brauer nicht spekulieren. Dazu sei es zu früh. Es könnte doch auch sein, dass hier eine Folgenutzung möglich sei, erklärte Brauer.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort