Bauausschuss Kleve: "Gutes Projekt nicht zur Posse machen"

Kleve · Hedwig Meyer-Wilmes (Grüne) ist sauer über die Informationspolitik der Verwaltung: Zu spät seien Rat und Politik über die tatsächliche Anzahl der zu fällenden Bäume entlang der e-Rad-Bahn informiert worden.

Das Projekt ist vorbildlich. Dieses Statement stand am Ende des Bauausschusses der Stadt Kleve unwidersprochen im Raum. Doch für das Projekt müssen Bäume gerodet werden - und zwar sehr viele: Die e-Rad-Bahn soll die Umwelt schützen, weil sie die e-Mobilität auf zwei Rädern fördert, und sie soll Kleve und Nimwegen grenzüberschreitend miteinander verbinden. Geführt wird die Strecke dort, wo in den 1960er Jahre das zweite Gleis der Eisenbahn entfernt wurde, die Trasse aber erhalten blieb. Deshalb sei der Bewuchs auf dieser Strecke als "Natur auf Zeit" zu werten, so Stadtsprecher Jörg Boltersdorf.

Doch wie viele jetzt auf diesem Bereich wachsen, wie dick die Bäume sind und wie viele davon fallen müssen, das erfuhren Rat und Politik eher tröpfchenweise: "Es war uns immer klar, dass gerodet werden muss. Erst war von 195 Bäumen die Rede, dann von 547 und jetzt sind es über 1500. Wenn die Information so stückweise an die Öffentlichkeit kommt, dann gibt das Ärger, und das gute Projekt wird zur Umweltposse", konstatierte Hedwig Meyer-Wilmes (Grüne) im Klever Bauausschuss. "Es ärgert mich, wenn wir nicht rechtzeitig die wahren Zahlen haben - dann können wir nicht richtig auf Kritik reagieren", sagt Meyer-Wilmes.

Kleves Technischer Beigeordneter versprach, die Information zu liefern, schließlich habe man, so Rauer auf Nachfrage von Heinz Goertz von den Offenen Klevern, ein auswärtiges Büro bestellt, die Bäume zu zählen. Demnach müssen rund 1.550 Gehölze in einem Gesamtkorridor mit einer Fläche von 35.500 Quadratmeter entfernt werden. Zwei Drittel (rund 1.000 Bäume) dieser Gehölze seien als Bäume oder Sträucher mit einem Stammdurchmesser von 11 - 30 Zentimetern einzustufen. Hinzu kämen insgesamt 135 Bäume mit einem Stammdurchmesser von 50-70 Zentimeter und 60 Bäume mit einem Stammdurchmesser über 70 Zentimeter. Die übrigen Bäume (rund 305) hätten einen Stammdurchmesser von 31-50 Zentimeter, so Boltersdorf. Die notwendigen Ersatzpflanzungen auf Ausgleichsflächen seien selbstverständlich Bestandteil der Planungen.

Dabei liegen diese Bäume nicht nur auf Klever Stadtgebiet: "Die Strecke ist auf deutscher Seite 11,12 Kilometer lang, davon liegen 4,67 Kilometer auf Klever Stadtgebiet, und 6,45 Kilometer führen durch die Gemeinde Kranenburg", sagt Boltersdorf. Rauer unterstrich im Ausschuss, dass - trotz der Rodungsarbeiten - die e-Radbahn eine vorbildliche Umweltschutzmaßnahme sei, die Verkehre von der Straße hole und nachhaltig zum Klimaschutzziel beitrage. Man müsse die Zahlen auch in Relation zu anderen Maßnahmen sehen: So habe die Stadt allein für den Umbau der Sportstätte in Materborn 200 Gehölze gerodet.

Die Veränderungssperre für den Bereich Tiergartenstraße von Kreuzung Gruft bis Einmündung Wasserburgallee auf der Seite des Waldes wurde einstimmig dem Rat empfohlen. "Wir beschließen, dass dort zwei Jahre nichts passieren kann. Dem stimmen wir gerne zu", sagte Wiltrud Schnütgen, Grüne. Tatsächlich, das bestätigte Rauer auf Nachfrage der Offenen Klever, hat es Gespräche über ein Bauvorhaben für ein Grundstück zwischen den Denkmälern gegeben. "Das ist eine historisch wichtige Straße - da möchten wir dann auch einen gestalterischen Rahmen setzen", sagte der Technische Beigeordnete.

Dass ein solcher Rahmen nötig ist, unterstrich Jörg Cosar (CDU): "Wir haben in der Flucht der denkmalgeschützten Villen ja mit dem dazwischen gequetschten Mehrfamilienhaus ein abschreckendes Beispiel. Und wir sollten klar machen: Was da nicht hinpasst, wird nicht gebaut!", ließ der Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Stadtgestaltung keinen Zweifel aufkommen, was sich die Politik da unten vorstellt. Anne Fuchs (Offene Klever) formuliert die Forderung so: "Da muss ein Knaller hin". Fuchs schränkte gleich ein, dass sie keine Hoffnung habe, dass das in Kleve gelinge. Deshalb enthielt sie sich mit ihrer Stimme.

Einstimmig wurde auch der Bebauungsplan für die Sportstätte in Griethausen verabschiedet, der die Möglichkeit bieten soll, dort - in Absprache mit dem SV Griethausen - das Feuerwehrgerätehaus zu bauen. Rauer bestätigte zugleich auf Nachfrage von Josef Gietemann, dass das Gerätehaus auch in Nähe der alten Schule gebaut werden könne. "Der Sportplatz ist eine Option, hier wäre das eher möglich", so Rauer.

Der Bebauungsplan Lindenallee, Bresserbergstraße, Stadionstraße, Hellingsbüschchen wurde erneut geteilt und soll so das Gesicht der oberen Lindenallee wahren. Wegen der Straßenführung durch das neue Wohngebiet, das dort mit Einzelhäusern entstehen soll, geht der Plan auf Antrag der SPD in die Fraktionsberatung.

(mgr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort