Kleve Häuser der Nachbarschaft anpassen

Kleve · Der Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung sieht es als wichtige Aufgabe der Politik an, auf eine "vernünftige" Gestaltung der Stadt Einfluss zu nehmen. Im Fokus steht der Innenstadtbereich. Kritik am Brunnenhaus.

Kleve: Häuser der Nachbarschaft anpassen
Foto: Evers, Gottfried (eve)

Lange schien es, dass es für das Gros der Klever Neubauten nur eine Blaupause gibt: Zwei bis drei Geschosse, verklinkert, darauf ein Staffelgeschoss, verputzt, darüber ein in die höhe strebendes Pultdach oder ein kleines Zeltdach. Egal, was die Umgebungsbebauung sagt. Oft sprengen diese Bauten auch die Maßstäblichkeit der Straße, in der sie hochgezogen werden.

 Nach einer Bürgerversammlung plante der Investor seinen Bau für die Lindenallee um, der jetzt auf die Umgebung eingeht: Die spitzen Giebel des Neubaus (in der Mitte) reihen sich in die Straße ein, orientieren sich an Häuserfassaden gegenüber und am oberen Ende der Lindenallee.

Nach einer Bürgerversammlung plante der Investor seinen Bau für die Lindenallee um, der jetzt auf die Umgebung eingeht: Die spitzen Giebel des Neubaus (in der Mitte) reihen sich in die Straße ein, orientieren sich an Häuserfassaden gegenüber und am oberen Ende der Lindenallee.

Foto: Gottfried Evers

Aber es geht auch anders: Nach Protesten gegen einen Plan auf der Lindenallee ging der Investor auf die Umgebung ein und stellte einen Bau in die Reihe, der sich daran orientiert, wie die meisten anderen Häuser in der Straße aussehen. Ein Bau, der sich einfügt und mit dem alle zufrieden sind. Der aber erst gezeichnet wurde, nachdem sich Grünen und Christdemokraten nach der Bürgerversammlung in der Gaststätte "Vier Winde" für eine solche Lösung eingesetzt haben. Da stellt sich die Frage, warum man nicht gleich bei Planung und Genehmigung auf die Umgebung eingeht und ob das Beispiel Lindenallee jetzt Schule machen sollte?

Die Stadtverwaltung verweist hier auf die neue Gestaltungssatzung für die City, die eben diesen Weg ebnen soll. Doch auch die Klever Politik sieht sich in der Verantwortung und hat - mit Blick auf manch umstrittene Entwicklung in der Stadt - den Kulturausschuss zum Ausschuss für Kultur und Stadtgestaltung gemacht. "Uns ist bewusst, dass die Stadtgestaltung Einfluss auf das Wohlbefinden der Bürger hat. Da steht die Politik in der Pflicht", sagt Jörg Cosar, Vorsitzender des Ausschusses für Kultur und Stadtgestaltung. Anne Fuchs von den Offenen Klevern sieht dagegen die Lösung in der Schaffung eines Gestaltungsbeirates, den sie immer wieder einfordert. Der Klever Restaurator und OK-Mitglied Clemens Giesen fordert in einer Stellungnahme eindringlich mehr Sensibilität, wie man mit Gestaltungsfragen in Kleve umgehen muss und prangert die Verunstaltung des Brunnenhauses treffend an (siehe unten stehenden Bericht).

Politisch liegt die Diskussion um die Stadtgestaltung jetzt in Cosars Ausschuss. Der weiß um die Verantwortung, die die Politiker in diesem Ausschuss jetzt übernehmen: Sie sollten die Aufgabe erfüllen, die andernorts der von Fuchs geforderte Gestaltungsbeirat übernimmt.

"Es geht um Image und Identifikation der Stadt. Wir müssen den Kompromiss suchen zwischen der Gewinnmaximierung der Investoren und dem Wunsch, Flächen unbebaut zu belassen", sagt er mit Blick auf die gegensätzlichen Forderungen zum Minoritenplatz zwischen einst Sontowskis Gewinnmaximierung durch möglichst dichte Bebauung und der Forderungen der Gegner, überhaupt nichts zu bauen.

Man müsse auch den Kompromiss suchen, dass die Gebäude besser in die Umgebung passen. Einen solchen Kompromiss scheine man in der Lindenallee gefunden zu haben, sagt der Ausschussvorsitzende. Andererseits sei es in Kleve oft schwierig, eine Orientierung zwischen den nicht homogen Nachkriegsaufbauten zu finden, schränkt er ein.

Wiltrud Schnütgen, Stadtführerin und Grünen-Mitglied, verlangt, bei Planungen ganz genau hinzusehen, sonst könne es passieren, dass Mehrfamilienhäuser in Einfamilienhaussiedlungen gebaut werden. "So gibt es auf der Straße "Galleien" auf der dem Kermisdahl zugewandten Seite ein völlig deplatziertes Mehrfamilienhaus. Begründung: Auf der anderen Straßenseite stehen auch Mehrfamilienhäuser. Nur sieht es trotzdem einfach unpassend aus", sagt Schnütgen. Manche Mitarbeiter in der Verwaltung würden planerisch zu großstädtisch denken, konstatiert sie. "Manchmal hat man den Eindruck, dass diese die Situation vor Ort nicht genau kennen. Dann ist die Politik gefragt. Oder die Anwohner. Nur Bauordnung und Paragrafen reichen nicht für die Beurteilung. Ortskenntnis und historische Hintergründe spielen ebenfalls eine Rolle", analysiert sie. Der Baurechtler Wolfgang Gebing (CDU) schränkt ein, dass man die Stadt nicht wahllos mit Bebauungsplänen überziehen sollte. "Wir müssen schauen, wo Handlungsbedarf ist - und das ist meist im Innenstadtbereich", sagt er. Man müsse aber aufpassen, wenn in sensiblen Bereichen der Ortsteil geplant werde, dass auch dort die Maßstäbe gewahrt blieben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort