Kreis Kleve Heide Naderer neue HSRW-Präsidentin

Kreis Kleve · In einer Kampfabstimmung mit denkbar knappem Ergebnis von 10:9-Stimmen bestätigte der Senat der Hochschule Rhein-Waal nach mehr als zweistündiger Diskussion die Kanzlerin der Filmhochschule Babelsberg als neue Präsidentin.

 Die neue Präsidentin Heide Naderer. Im Hintergrund HSRW-Sprecherin Christin Hasken.

Die neue Präsidentin Heide Naderer. Im Hintergrund HSRW-Sprecherin Christin Hasken.

Foto: Gottfried Evers

Die Hochschule Rhein-Waal hat eine neue Präsidentin: Einstimmig hatte der Hochschulrat die Kanzlerin der Potsdamer Filmhochschule Babelsberg, Dr. Heide Naderer, als Nachfolgerein für Prof. Marie-Louise Klotz vorgeschlagen. Gestern bestätigte der Senat der Hochschule in einer Kampfabstimmung nach mehr als zweistündiger Diskussion mit 10:9-Stimmen die Wahl des Rates. Damit wird Klotz am 30. April 2015 ihr Amt als Präsidentin an Heide Naderer übergeben. Punkten konnte Naderer mit ihrer Tätigkeit an der RWTH Aachen, wo sie bei der Bewerbung als Exzellenzhochschule an entscheidender Stelle mitarbeitete, punkten konnte sie mit ihren US-amerikanischen Hochschul-Erfahrungen.

Nicht punkten konnte Naderer in Forschung und Lehre. Allerdings konterte die 50-Jährige: "Ich muss nicht selber forschen, um exzellente Kenntnisse von Forschung zu haben. Ich verstehe etwas von Fächerkulturen und bin in der Lage, diese zusammenzubringen." In der zweistündigen Befragung der neuen Präsidentin durch den Senat (unter Leitung von Prof. Ralf Klapdor) wurde aber auch klar, dass viele Dinge, die Naderer in ihrer Vorstellung in bestem Englisch vor dem Hochschulgremium als wichtig präsentierte, längst in den Fakultäten zur Tagesordnung gehören, wie Prof. Thorsten Brandt, Dekan der Fakultät Technik und Bionik feststellte. Dekan Prof. Hasan Alkas mahnte, dass die Hochschule noch nicht in einer Konsolidierungsphase sein könne: Die ersten Studenten würden erst in kommenden Jahren ihren Master in Kleve machen.

Die 1964 geborene Naderer wuchs in Kamp-Lintfort auf - ihre Großeltern waren Österreicher und arbeiteten unter Tage, ihr Vater sei der erste in ihrer Familie gewesen, der in einem Büro arbeitete, erzählt sie. Sie ging mit 18 Jahren nach Hamburg und studierte dort politische Wissenschaften, Recht und Geschichte. Sie wird in der natur- und ingenieurwissenschaftlich geprägten Hochschule Rhein-Waal vor allem als Wissenschaftsmanagerin gefragt sein. Ausschlaggebend für die Auswahlkommission sei gewesen, dass nach der jetzt abgeschlossenen Aufbauphase die Konsolidierungsphase der Hochschule anschließe, erklärte gestern der Vorsitzende des Hochschulrates, Prof. Dr. Gerard Meijer, Präsident der Radboud Universität Nimwegen.

Naderer möchte die Hochschule Rhein-Waal mehr auf die namengebende Region Rhein-Waal konzentrieren und legt großen Wert auf eine qualitative Lehre nach US-amerikanischem Vorbild: "Die US-Standards sagen, wenn ein Student die Hochschule verlässt, dann kann er das und das." Klar wurde in der teils hitzigen Diskussion aber auch, dass auf Naderer große Integrationsarbeit wartet. Gerade aus Kamp-Lintfort kam Kritik an der bisherigen Entwicklung der Hochschule, die so Prof. Rolf Becker, Fakultät Kommunikation und Umwelt, zu schnell ging. "Das ist nicht spurlos an uns vorbeigegangen", sagte er. Die Dekanin der Fakultät, Prof. Ingeborg Schramm-Wölk, bekam für ihre Hoffnung, dass die Kamp-Lintforterin Naderer die Dependance in der Bergarbeiterstadt mehr in den Fokus rücken möge, als den vom Land festgelegten Hauptstandort, eine Absage. "Ich vestehe die Hochschule regional, und wenn ich sage, ich komme hier nach Hause, dann meine ich die Region", so Naderer.

"Prof. Marie-Louise Klotz war entscheidend am Aufbau in der Gründungsphase beteiligt, ihr Handeln war ausschlaggebend für die starke Entwicklung der Hochschule Rhein-Waal", sagte der Kreis Klever Landrat Wolfgang Spreen. Er werde die künftige Präsidentin noch kennenlernen. Schließlich sei die Hochschule Rhein-Waal von "nicht zu überschätzender Bedeutung für den Kreis Kleve". Er setzt darauf, dass die gute Zusammenarbeit zwischen Hochschule und Kreis Kleve fortgesetzt werde. Warnte aber: "Konsolidierung darf nicht bedeuten, dass man auf die Bremse tritt."

(RP)
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