Kreis Kleve Heilungsrate bei Brustkrebs ist im Kreis Kleve stark gestiegen

Kreis Kleve · Noch vor wenigen Jahrzehnten erreichte der Kreis Kleve mit der höchsten Sterblichkeitsrate von Brustkrebs-Patientinnen einen traurigen Rekord im Krebsatlas. Jetzt liegt die Zahl der Sterbefälle nicht nur 12 Prozent niedriger als der Durchschnitt in NRW (44,6), sondern ist im Vergleich auch einer der niedrigsten Werte. Weil immer mehr Menschen Nichtraucher sind, zeigt die Statistik ebenso bei Lungenkrebs, Herzkrankheiten und Asthma einen Rückgang der Todesfälle mit Quoten unter dem NRW-Durchschnitt. Das sind die guten Nachrichten im Gesundheitsreport der AOK Rheinland/Hamburg.

Dass immer weniger Frauen im Kreis Kleve an Brustkrebs sterben, führt Barbara Nickesen, Regionaldirektorin der AOK Kreis Kleve/Kreis Wesel, auf eine optimale Behandlung in den zertifizierten Brustzentren und auf die Einführung des Mammografie-Screenings zurück. "Alle zwei Jahre haben Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren Anspruch auf diese Untersuchung", so die Regionaldirektorin. Das gilt zwar auch für die gynäkologische Krebsvorsorgeuntersuchung, diese wird aber nur von 42,2 Prozent der 20- bis 64-jährigen Kreis Kleverinnen wahrgenommen, einer der schlechtesten Werte im Rheinland.

Alarmierend ist die Mortalität von Prostatakrebs-Patienten im Kreis. Hier treten Sterbefälle mit 39,6 je 100.000 Männer häufiger auf als im Landesdurchschnitt (35,9). Vor allem Angebot und Nutzung der Früherkennungsuntersuchung spielt dabei wahrscheinlich eine Rolle, denn diese wird nur von 16 Prozent der Männer in Anspruch genommen. Barbara Nickesen: "Einmal jährlich sollten Männer ab 45 Jahren für diese kostenlose Untersuchung zum Hausarzt oder Urologen gehen."

Trotz einer guten Versorgungsstruktur für Schlaganfall-Patienten liegt auch deren Lebenserwartung im Kreis Kleve unter dem Landesdurchschnitt. Im Kreis verzeichnet der Gesundheitsreport 70 Todesfälle je 100.000 Einwohner, auf NRW gerechnet sind es im Schnitt nur 64,3. Sorgen bereitet der AOK-Chefin zudem die Versorgung von Diabetes-Patienten. Zwar gab es im Kreis unter allen Kreisen und kreisfreien Städten den geringsten Anstieg von Neuerkrankungen, allerdings kommt es hier außergewöhnlich oft zu schweren Folgeschäden wie Geschwüren am Unterschenkel, Dekubitus, Herzinsuffizienz, Nierenleiden und Amputationen.

In keiner anderen Region des Rheinlandes sind so viele Menschen Mitglied in einem Sportverein wie im Kreis Kleve. "Das ist erfreulich", sagt Nickesen, "denn Bewegung ist wichtig. Der Kreissportbund und die vielen Sportvereine leisten hier eine hervorragende Arbeit. Ich würde mir aber wünschen, dass mehr Männer und Frauen an den Vorsorgeuntersuchungen teilnehmen." Nirgendwo im Rheinland wird der "Check-up", bei dem Versicherte ab 35 Jahren im wahrsten Sinne "auf Herz und Nieren" untersucht werden, von weniger Männern und Frauen genutzt als im Kreis Kleve. Mit 42,4 Prozent bei den Frauen und 36,4 Prozent bei den Männern bildet der Kreis das Schlusslicht auf den Ranglisten. Auch die Koloskopie zur Früherkennung von Darmkrebs scheuen die Kreisbewohner. Nur 13,2 Prozent der 55- bis 59-Jährigen gehen zum Gastroenterologen, um vorsorglich eine Darmspiegelung vornehmen zu lassen.

Mehr als die eigene liegt den Kreis Klevern die Gesundheit ihrer Kinder am Herzen. 96,2 Prozent der Sprösslinge sind gegen Masern geimpft. Damit ist hier die von der Weltgesundheitsorganisation angestrebte Quote von 95 Prozent mehr als erreicht. Ein anderes Ziel der WHO ist, dass bis 2020 insgesamt 80 Prozent der Kinder in Deutschland bei ihrer Einschulung kariesfrei sind. Bisher wird dieses Ziel in keiner Region erreicht. Im Kreis Kleve hat aber nur ein Drittel der Kinder eine Zahnfüllung. Erfreulich auch: Der Kreis ist die Region mit der geringsten Anzahl an übergewichtigen Kindern. Nur 4,8 Prozent haben Adipositas, im rheinlandweiten Mittelwert sind es 7,0 Prozent. Allerdings sind mit 5,9 Prozent überdurchschnittlich viele Kinder und Jugendliche von der Verhaltensstörung ADHS betroffen (Rheinland 4,4 Prozent).

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort