Kreis Kleve Hendricks lobt Rheinfischer Rudi Hell für Umweltschutz

Kreis Kleve · Wenn man den Rheinfischer Rudi Hell das erste Mal sieht, muss man automatisch lächeln - entspricht er doch jedem Klischee eines alten Seebären. Doch in ihm steckt viel mehr als Seemannsgarn. Der 79-jährige letzte Aalfänger in NRW betreibt ehrenamtlich Umweltschutz am Rheinabschnitt in Kalkar-Grieth.

Auf Einladung von Rudi Hell machte sich die Bundesumweltministerin und SPD-Bundestagsabgeordnete für den Kreis Kleve selbst an Bord ein Bild. Kaum auf dem sogenannten Aalschocker - niederländische Bezeichnung für solch ein fest vertäutes Aalfangboot - angekommen, zeigt einem der Fischer ein Speißfass voll Müll aus dem Rhein - und das ist nur der "Fang" aus den letzten vier Tagen. "An schlimmen Tagen liegt mein ganzes Boot voll Müll", erzählt Hell.

Bei manchen Stücken kann man erkennen, woher sie kommen. So werfen sowohl Privatpersonen, aber auch Reedereien, die Rheinfahrten anbieten, ihren Unrat in den Fluss. Der Fischer berichtet von seinen unschönen Funden: "Da sind Servietten mit Logo oder blaue Plastikstühle von den Schiffsterrassen dabei. Aber so kann man die Täter wenigstens identifizieren."

Innerhalb eines Jahres hat Hell elf Kubikmeter Plastik mit seinem 60 Quadratmeter großen Netz aus dem Rhein gezogen und dafür aus eigener Tasche 1300 Euro ausgegeben. Die Entsorgungsgebühren übernahm im Endeffekt in den vergangenen zwei Jahren die Rheinfischereigenossenschaft NRW, um in der Öffentlichkeit auf das Problem der Müllfrachten im Rhein aufmerksam zu machen. Doch als dies nicht mehr geschah, suchte Hell Sponsoren. So begleitete Barbara Hendricks Thomas Becher, Anwalt bei einer Kanzlei aus Düsseldorf. Diese übernimmt nun die Kosten.

Neben bereits genannten Müllsorten findet der Rheinfischer auch viele Hygieneartikel in seinem Netz - Windeln oder Damenbinden. Hier wird vermutet, dass dieses über die Emscher bei Starkregenereignissen aus dem Ruhrgebiet in den Rhein gelangt. "Hier stehen wir schon mit der Emschergenossenschaft in Kontakt", so Günter Engels, Vorsitzender der Rheinfischereigenossenschaft NRW, und ebenfalls beim Besuch auf der "Anita II" dabei.

Barbara Hendricks nimmt die Anregung auf, dass sie als Bundesumweltministerin an die Reedereien schreibt, um sie auf das Müll-Problem aufmerksam zu machen. Vor dem ehrenamtlichen Engagement des Rentners hat die Ministerin Respekt: "Es ist schade, dass Menschen ihrer Umwelt durch Gedankenlosigkeit, Faulheit und Respektlosigkeit so schaden. Aber es ist toll, dass es Menschen wie Rudi Hell gibt, die dagegen einstehen."

(RP)
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