Kalkar Hendricks testet Fertigbauweise in Holz

Kalkar · Für manche Personengruppen wie etwa Flüchtlinge oder Studenten muss manchmal sehr schnell Wohnraum zur Verfügung stehen. Die Bundesministerin informierte sich bei der Kalkarer Schreinerei Franz Poorten.

 Statt "Stein auf Stein" schichtet Bundesministerin Barbara Hendricks Holzelemente zur Wand übereinander. Die Chefs der Schreinerei Poorten und Lokalpolitiker aus Kalkar sehen zu.

Statt "Stein auf Stein" schichtet Bundesministerin Barbara Hendricks Holzelemente zur Wand übereinander. Die Chefs der Schreinerei Poorten und Lokalpolitiker aus Kalkar sehen zu.

Foto: Gottfried Evers

Vermutlich ist es schon eine Weile her, dass Barbara Hendricks mit Klötzchen gebaut hat. Zumal mit so großen, bei denen die kreative Leistung eher in der Entwicklung statt im Einsatz des Baumeisters liegt. Aber Kleves SPD-Bundestagsabgeordnete zeigte großes Interesse an dem "Baukasten" der Kalkarer Firma Franz Poorten, die sich ganz dem Holz-Bausystem "Steko" verschrieben hat. Sehr schnell und günstig bauen, umweltverträglich und dennoch mit Qualität - dieses Konzept überzeugte die Ministerin, die dabei an gleich mehrere Bereiche ihrer Zuständigkeit denkt - Umwelt und Bauen nämlich. Zudem dürften in diesen Tagen diverse Bürgermeister oder Baudezernenten in den Broschüren aus dem Hause Poorten blättern, denn die Geschäftsführung hat den Werbekatalog "Lebensräume für Flüchtlinge" in jedes Rathaus im Umkreis geschickt.

"Zu dritt können wir innerhalb einer Woche ein Einfamilienhaus aufstellen", sagt Juniorchef Florian Poorten. Einfache Flachdachgebäude eher noch schneller. Was das in diesen Zeiten bedeutet, in denen Kommunen oft sehr kurzfristig eine weitere Gruppe Flüchtlinge unterbringen können, lässt sich denken. Wobei Bürgermeisterin Britta Schulz, gemeinsam mit SPD-Fraktionschef Walter Schwaya beim Besuch der Bundesministerin anwesend, berichtete, dass es bislang noch immer gelungen sei, die Asylbewerber in angemieteten Wohnungen unterzubringen. "Das Problem ist ja, dass wir keinerlei Planungssicherheit haben. Deshalb sind größere Investitionen kaum realisierbar." Immerhin sind die Steko-Gebäude ohne allzu großen Aufwand wieder zu demontieren. Anschließend können sie weiterverkauft und nach den verschiedenen Bedürfnissen wieder aufgebaut werden. Die Bauteile sind aus massivem Fichtenholz, das in Estland nicht nur produziert, sondern auch gleich zu Modulen verarbeitet wird. Hohlräume werden vor Ort mit Dämmmaterial verfüllt - gesundes Raumklima und guter Schallschutz werden versprochen. Weil die "Klötze" vergleichsweise leicht sind, kann man mit ihnen auch gut bestehende Häuser aufstocken, was Ministerin Hendricks gut gefällt. "In Großstädten lässt sich so weitere Bodenversiegelung vermeiden. In den 60-, 70-er Jahren hat man oft dreigeschossig gebaut, um den Aufzug zu sparen; mit dem Steko-System lässt sich eine Etage drauf setzen und zudem ohne großen Aufwand ein Aufzug installieren. Das ist vor allem für ältere Mieter, die oft seit Jahrzehnten in ihrer Wohnung leben, eine gute Sache."

Am Niederrhein ist es eher der Gedanke an einen günstigen und energetisch interessanten Anbau, der bei Bauherren gut ankommt. Neben einigen Einfamilienhäusern und Ferienwohnungen hat die Schreinerei Poorten auch schon den Kindergarten in Altkalkar mit dem Steko-System gebaut. Und Häusergruppen erdacht, in denen nicht nur Flüchtlinge, sondern sehr gut auch Studenten wohnen könnten. Jeder bekommt ein Zimmer, dazu gibt es einen Aufenthaltsraum mit Kochecke, je nach Bedarf ein oder mehrere Nasszellen - Barbara Hendricks gefällt die Idee. Flüchtlinge leben in dem 55-Quadratmeter-Modul etwas beengter, da zu zweit auf einem Zimmer.

Günstiger als konventionell gebaute Häuser sollen die Module in jedem Fall sein. "Unsere Tischlerarbeit betrifft vorwiegend den Innenausbau und das Dach", erklärt Florian Poorten. Wer da keine Besonderheiten wünscht, erhält eine vergleichsweise preiswerte Wohnung.

(RP)
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