Kleve Hilfe für Tierbesitzer in Not

Kleve · In der Römerstraße können sich Menschen in finanzieller Not mittwochs Futter für ihre Vierbeiner abholen. Die Klever Tierfutterhilfe ist auf der Suche nach Paten sowie neuen Räumlichkeiten.

 Frank Donsbach, Madleen Berns, Renate Goebel, Catja Hafer und Petra van Dülmen treffen sich immer mittwochs in der Tierfutterhilfe.

Frank Donsbach, Madleen Berns, Renate Goebel, Catja Hafer und Petra van Dülmen treffen sich immer mittwochs in der Tierfutterhilfe.

Foto: Gottfried Evers

Von heute auf morgen hat sich das Leben von Madleen Berns und ihren beiden Katzen verändert: "Plötzlich verlor ich meinen Job. Nichts war mehr so, wie zuvor und ich musste sehen, wie ich klar komme", sagt die 29-Jährige. Auch das Futter für die Tiere konnte sich die junge Frau nicht mehr leisten. Lange hat es gedauert, bis sie sich zur Tierfutterhilfe in Kleve getraut hat, um dort Futter für ihre Vierbeiner zu besorgen. Es war der Katzenbesitzerin unangenehm.

Doch Silke Scholz und Petra van Dülmen von der Tierfutterhilfe hätten sie herzlich empfangen. Die Anlaufstelle öffnet jeden Mittwoch von 10 bis 12 ihre Räumlichkeiten in der Römerstraße 32 und verteilt Futter für Hunde, Katzen und auch einige Frettchen. 40 bis 60 Personen kommen wöchentlich. Der ehrenamtliche Verein wurde Ende 2014 ins Leben gerufen und von Silke Scholz geführt. Sie verstarb allerdings im Mai diesen Jahres. "Ich habe ihr versprochen, die Einrichtung weiterzuführen", sagt Petra van Dülmen, nun ehrenamtliche Vorsitzende.

In die Station können Obdachlose, Menschen mit geringer Rente, Studenten und Sozialhilfeempfänger kommen. "Es geht ja nicht nur ums Futter, auch Tierarztkosten, Hundesteuer oder ein Schlafkörbchen, werden gebraucht", erklärt van Dülmen. Die Anwensenden nicken. Vor allem die Tierarztkosten seien immer eine hohe Belastung. Die 55-Jährige van Dülmen lebt selbst von Hartz 4 und hat zwei Hunde. "Hätte ich die Tierfutterhilfe nicht gefunden, hätte ich sie ins Tierheim geben müssen", sagtTi van Dülmen. "Von Hartz 4 kann man einen Hund nicht finanzieren".

"Sie sollen die Tiere doch abgeben!" - so würde ein häufiger Vorwurf lauten. Die meisten hatten ihre Vierbeiner jedoch schon vor der Arbeitslosigkeit. "Ich kann sie nicht einfach ins Tierheim abschieben. Lieber esse ich nichts, aber ich weiß, meinen Tieren geht es gut", sagt die 29-Jährige Berns. "Man ist sowieso schon psychisch angeschlagen wenn man seinen Job verliert, da möchte man nicht auch noch die Tiere ins Tierheim abgeben", sagt van Dülmen. Ihr seien die Hunde gerade in der schweren Zeit eine große Stütze gewesen. Die Vierbeiner würden auch über die Einsamkeit hinweghelfen. Katzenbesitzerin Renate Goebel fand nach der Scheidung von ihrem Mannes und der Erziehung der Tochter nicht mehr zurück ins Berufsleben. Dann verlor die 56-Jährige durch eine Krankheit auch noch den Großteil ihrer Sehkraft. "Dadurch war ich aus dem Leben gerissen. Ich war ziemlich isoliert und habe durch die Tierfutterhilfe und die Kontakte wieder Mut gefunden". Denn die Menschen kommen nicht nur zum Futterabholen her. Sie tauschen sich aus, reden über Probleme und Sorgen. "Bald möchten wir uns auch außerhalb Futterausgabe einmal verabreden", sagt van Dülmen.

Damit alle satt werden, würden in der Woche etwa 400 Dosen für Katzen und Hunde benötigt werden. Auch zur Essensausgabe für Obdachlose an der Klosterpforte kommt der Verein und verteilt Tierfutter. "Bis jetzt schaffen wir das noch", allerdings läge das an einer Spende von Ralf Seeger (Helden für Tiere) und Marianne Braß (Freie Tierhilfe).

Auch Geschäfte unterstützen den Verein mit abgelaufenem Futter. Um selbst Geld zu sammeln, verkauft Petra van Dülmen unter anderem Selbstgebasteltes auf dem Trödelmarkt. Bald seien die Vorräte jedoch verbraucht und der Verein ist dringend auf Spenden oder Tierpaten angewiesen. Ebenso werden neue Räumlichkeiten gesucht, denn in der Römerstraße gäbe es kein Futterlager (siehe Infokasten).

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort