RP-Serie "Verborgene Orte" Hinter der Tresortür lagern Beuys-Werke

Kleve · Im Depot des Museum Schloss Moyland werden unzählige Kunstwerke aufbewahrt - allein von Joseph Beuys sollen mehr als 5000 Arbeiten dort liegen. Die Rheinische Post wirft einen Blick in den größten Depotraum des Museums.

 Eine Gittertür mit Plexiglasscheibe sorgt für zusätzlichen Schutz des Depots im Schloss Moyland - dort lagern rund 117 000 Kunstwerke.

Eine Gittertür mit Plexiglasscheibe sorgt für zusätzlichen Schutz des Depots im Schloss Moyland - dort lagern rund 117 000 Kunstwerke.

Foto: Gottfried Evers

Hinter einer dicken Tresortür aus Stahl und einem massiven Gitter mit Plexiglasscheibe liegen sie: rund 117 000 Kunstwerke, ordentlich sortiert in Schubladen. Es ist kühl, um die 18 Grad Celsius zeigt das Thermometer an, die Luftfeuchtigkeit beträgt 50 Prozent. Im größten Kunstdepot vom Museum Schloss Moyland in Bedburg-Hau lagern Druckgrafiken, Lithographien, Plakate und Aquarelle. Allein von Joseph Beuys soll es dort mehr als 5000 Kunstwerke geben. Aber auch Arbeiten von Käthe Kollwitz, Erwin Heerich und Hermann Teuber werden im Kellerdepot aufbewahrt. In weißen Regalschränken an der Wand gibt es zudem Bücher, zum Teil mit Originalgrafiken.

"In diesem Depot lagern ausschließlich Papierarbeiten", sagt Barbara Strieder, Leiterin der Grafischen Sammlung am Museum Schloss Moyland. In fünf weiteren Depots liegen Gemälde, Fotografien und Skulpturen. "Sie benötigen andere Lagerbedingungen als Grafiken", erklärt die Kunsthistorikerin.

Vorsichtig öffnet Strieder eine Schublade, legt einen Schutzbügel zurück. Mit hellen Baumwollhandschuhen nimmt sie ein großes Passepartout heraus, legt es auf einem hüfthohen Tisch neben dem Archivschrank ab. Sorgfältig zieht sie das Seidenpapier zur Seite, eine Zeichnung von Joseph Beuys auf vergilbten Papier kommt zum Vorschein. "Die Passepartouts sind aus säurefreien Karton. Das ist sehr wichtig, denn durch schlechte Papiere könnten die Kunstwerke geschädigt werden", sagt Barbara Strieder. Das sei besonders bei Beuys von Bedeutung, denn "er hat früher auf fast jedes Blatt gezeichnet, das er finden konnte - auch alte Kneipenzettel sind dabei". Sie seien zum Teil sehr empfindlich. Die stabilen Papprahmen sollen die Arbeiten zusätzlich vor Druck und Kratzern bewahren.

Die großen Schubladen aus Metall schützen die Arbeiten zudem vor Licht. Viele Werke seien sehr lichtempfindlich, sagt Strieder: "Falls keiner hier unten arbeiten muss, ist das Licht im Depot auch ausgeschaltet." Zutritt zum Depot hätten ohnehin nur wenige Kollegen im Haus. Besucher von außerhalb müssen sich anmelden, dürfen zudem nur in Begleitung in den Keller des Museums. "Wir bekommen auch viele Anfragen von anderen Museen, die Bilder als Leihgabe haben möchten. Mit den Kollegen komme ich dann oft hierher, zeige ihnen die Originale", sagt Strieder.

Die Bilder der Grafischen Sammlung werden nach einem einheitlichen Muster sortiert. "In der Regel bewahren wir sie alphabetisch nach Künstlern auf. Wissen wir nicht, von wem das Werk stammt, lagern wir es unter 'anonym'", sagt Strieder. Zudem würde innerhalb der Sortierung systematisch nach Epochen unterschieden, die Beuys Werke werden zudem noch nach Themen und Techniken sortiert. Jede Arbeit bekommt einen festen Standort zugewiesen, damit sie schnell in einer der zahlreichen Schubladen gefunden werden kann - denn die Schränke seien gut gefüllt. "Wir sind mit unserem Depotplatz ziemlich an der Grenze. Deshalb prüfen wir genau, ob wir neue Werke - etwa durch eine Schenkung oder Erbschaft - in die Sammlung aufnehmen. Sie müssen gut hineinpassen", sagt Strieder.

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Wird eine neue Ausstellung geplant, so erfolgt eine Vorauswahl über die Datenbank des Museums. "Eine endgültige Auswahl muss man jedoch mit den Originalen treffen. Nur so sieht man, in welchem Zustand sie sich befinden oder welche Größenverhältnisse sie zu anderen Arbeiten haben", sagt Strieder. In der Regel lege sie die ausgewählten Arbeiten nebeneinander - in der Reihenfolge, wie sie später auch an der Wand im Ausstellungsraum hängen sollen. "Dann guckt auch unser Restaurator noch einmal über die Werke, entscheidet ob sie noch bearbeitet werden müssen", erklärt Strieder.

Im Anschluss an die Auswahl werden die Arbeiten in gesonderte Schubladen sortiert - sie tragen die Bezeichnung des Raumes, wo sie später einmal in der Ausstellung hängen sollen. Im nächsten Schritt werden sie gerahmt und für die Museumsbesucher ausgestellt - und irgendwann landen die Bilder wieder in einer der vielen Schubladen im Depot von Schloss Moyland.

(RP)
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