Kleve Hörstelle erinnert an Vernichtung Kleves

Kleve · Am Mittwoch wurde mit einem Festakt die Hörstelle an einem Stein neben der Heideberger Mauer enthüllt.

 Bürgermeister Theo Brauer, Jens Geier und Wiel Lenders enthüllen den Stein (v.l.).

Bürgermeister Theo Brauer, Jens Geier und Wiel Lenders enthüllen den Stein (v.l.).

Foto: Markus van Offeren

Der Himmel trug Trauer - es regnete in Strömen, als sich die gesperrte Kreuzung Heideberger Mauer/Schollenrondell mit den offiziellen Gästen und den Besuchern aus der Stadt füllte. Der Chor des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums schien passend in Moll zu intonieren, bevor das schwarze Tuch, das den Findling deckte, abgezogen wurde und den Stein enthüllte.

Den Stein, der künftige Generationen an die schwärzeste Stunde der Klever Geschichte erinnern sollte: An die fast komplette Zerstörung der Stadt durch britische Bomber am 7. Oktober 1944, als 355 Flugzeuge ab 13.40 Uhr viele Tonnen Bomben auf die Stadt warfen, die als Dreh- und Angelpunkt der späteren größten Schlacht um den Niederrhein in Nord-Westeuropa galt (so in ihren Ansprachen Bürger-meister Theo Brauer und der niederländische Museumsdirektor Wiel Lenders).

"Die Bevölkerung in Kleve wurde 1944 völlig unvorbereitet getroffen", sagte Brauer. Die Nazi-Oberen seien zu feige gewesen, die Klever in die Zwangsevakuierung zu schicken. 526 zivile Opfer wurden registriert, 80 Prozent der Innenstadt wurden dem Erdboden gleichgemacht, der Turm der Schwanenburg, die Kirche - sie standen nicht mehr. "Wir haben den Punkt an der Mauer ausgewählt, weil man von hier aus den Schwanenturm sehen kann", sagte Brauer. Die Tafel auf dem Stein zeigt den Stumpf des Turms nach der Zerstörung. Brauer zitierte Aussagen Klever Bürger nach dem Angriff: "Ich glaube nicht, dass Kleve wieder aufgebaut werden kann", seien viele Klever resigniert gewesen.

Doch die Klever bauten das Wahrzeichen der Stadt als erstes auf. Nicht aus staatlichen Mitteln: "Es war im Rahmen einer Initiative aus der Bürgerschaft auf ehrenamtlicher Basis. Die Wiedererrichtung des Turms symbolisierte die Wiederbelebung der Stadt", sagte Brauer.

Zuvor hatte Wiel Lenders vom Befreiungsmuseum in Nimwegen betont, dass die Steine, die derzeit zwischen Südengland und Danzig den "Weg in die Freiheit" im letzten Kriegsjahr nachzeichnet, in Zukunft Europa vor einem kollektiven Gedächtnis-Verlust bewahren sollen. Dass jetzt in Kleve Niederländer und Deutsche beisammenstehen, zeige, dass ein gemeinsames Europa möglich sei. Es sei wichtig, dass jetzt die Fakten gesammelt wurden, jetzt, wo aus der Erinnerung an den Krieg Geschichte werde, so Lenders.

Das bestätigte auch der Europaabgeordneter Jens Geier, der an die Anfänge der EU erinnerte: Man sei damals der festen Überzeugung gewesen, dass Menschen, die miteinander Handel treiben, nicht aufeinander schießen.

Das deutsch-niederländische Projekt "Der Weg in die Freiheit" wird aus EU- und NRW-Mitteln finanziert.

(RP)
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