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Kleve Holländer wollen 30.000 Gänse abschießen

Kleve · Am Niederrhein droht eine Gänseplage: Die niederländische Provinz Gelderland gibt für diesen Sommer 30.000 Wildgänse zum Abschuss frei. Jäger und Bauern befürchten, dass die Tiere im Kreis Kleve Schutz suchen werden.

 Wildgänse könnten bald vor Jägern in den Niederlanden flüchten.

Wildgänse könnten bald vor Jägern in den Niederlanden flüchten.

Foto: nabu

Sommergäste sind im Kreis Kleve gern gesehen, doch es gibt auch Besucher, auf die Josef Peters, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Kleve, verzichten kann: die Sommergänse. Jedes Jahr gesellen sich diese zu den heimischen Gänsen. Dabei richten sie auf den landwirtschaftlichen Flächen große Schäden an: Sie sorgen für Ernteausfälle und verdrecken die Felder. "Es gibt Wiesen, die sind vollkommen zugekotet. Dieses Gras kann man nicht mehr an andere Tiere verfüttern", sagt Peters. "Einige Bauern beklagen Schäden von mehreren Tausend Euro."

Etwa 10.000 Sommergänse gibt es laut Nabu-Naturschutzstation am Niederrhein - und es könnten mehr werden. Denn die niederländische Provinz Gelderland hat die Tötung von 90 000 Sommergänsen über einen Zeitraum von sechs Jahren genehmigt. 30.000 sollen noch in diesem Sommer geschossen werden. Jäger und Bauern befürchten, dass die Tiere im Grenzgebiet Zuflucht suchen werden. "Die Gänse sind nicht dumm. Es ist möglich, dass sie zur Jagdzeit in den Kreis Kleve kommen", sagt Peters. Nicole Feige von der Nabu-Naturschutzstation Niederrhein teilt diese Einschätzung: "Das mag für die Grenzregion stimmen, da die Gänse brutplatztreu sind." Gerhard Thomas, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Kleve, hält das Vorhaben der Niederländer für wenig erfolgversprechend. "Gänse sind hochintelligent. Wenn ein Schuss fällt, wird man die anderen so schnell nicht mehr sehen. 90.000 Gänse abzuschießen halte ich für unrealistisch." Eine Lösung müsse anders aussehen.

Kritik übten die Jäger auch, da sie oft nicht wüssten, was die Nachbarn gegen die Gänse unternehmen, betont Thomas. Daher hat man sich jetzt gemeinsam an einen Tisch gesetzt, um über die neue Situation zu sprechen. Das Ergebnis: "Es wird keine Zusammenarbeit geben", sagt Thomas. Es sei der Verdacht aufgekommen, dass die Nachbarn durch Vergasen der Gänse Herr werden wollen, "und das wollen wir nicht". Während der Mauser sind die Gänse flugunfähig, ebenso wie die Küken. In den Niederlanden ist es erlaubt, sie in dieser Zeit zusammenzutreiben, einzufangen und zu vergasen. "Anders wäre es nicht möglich, 90.000 Tiere zu töten", sagt Thomas. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden im Kreis Kleve gut 4000 Gänse geschossen.

Die Jagdzeit in NRW zu verlängern, um ebenfalls mehr Gänse schießen zu können, würde sich manch einer wünschen, doch sei dies undenkbar. Die Tendenz gehe eher zur Verkürzung der Jagdzeit. "Wir wollen die Ausbreitung der Gänse auch nicht verhindern, sondern mindern - schließlich ist das Natur", sagt Thomas. Um die Gänsepopulation einzuschränken, müssten neben dem Abschießen auch andere Lösungsansätze her. So sei ein Pilotprojekt in Wesel erfolgversprechend. "Es gibt ein Notfalltelefon: Wenn Bauern Gänse sichten, können sie anrufen und eine Truppe rückt aus, die die Vögel schießt." Ebenso müssten Flächen rekultiviert werden: "Baggerlöcher und Acker sind wegen des Wassers und der guten Sicht für die Vögel sehr attraktiv. Zumindest die Baggerlöcher müssten für sie unattraktiv gemacht werden."

Dass die Gänse aus den Niederlanden bis in die Region Düsseldorf kommen, bezweifelt die Landschaftsbiologin Nicole Feige. Das wiederum freut Carl-Josef Wiegand und Peter von Rappard, die am Elfrather See in Krefeld und am Unterbacher See in Düsseldorf schon jetzt genug mit Gänsekot zu tun haben. "Auf den Liegewiesen liegt alle zehn Zentimeter Kot, und die Tiere halten sich auch am See auf, wenn Gäste da sind", sagt Wiegand, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Krefeld. Mit Beschießen komme man in den Naherholungsgebieten nicht weit, denn das sei wegen der Gefährdung von Menschen nicht erlaubt. Aber auch er lehnt die Beschießung von flugunfähigen Tieren ab.

Wie eine Lösung aussehen könnte, erklärt Peter von Rappard von der Zweckgemeinschaft Unterbacher See. Er betreibt in Düsseldorf seit fünf Jahren "Gänsemanagement". "Wir haben Ausgleichsflächen geschaffen, auf denen sich die Gänse sehr wohl fühlen." Gleichzeitig müssten die Liegewiesen unattraktiv werden, etwa, indem Büsche die Sicht versperren. "Die Tiere sehen gerne weit, um Feinde rechtzeitig zu bemerken." Für den Kreis Kleve dürfte das nicht funktionieren. Dort könnte das Austauschen der Eier eine Maßnahme sein, sagt Josef Peters. Für Nicole Feige ist es eine schwierige Diskussion: "Wir verändern den Lebensraum der Tiere, und sobald sie Schaden anrichten, werden sie zum Problemvogel."

(RP)
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