Kleve Holland-Rocker suchen Lokal in Kleve

Kleve · Im Internet waren kurzzeitig Nachrichten zu lesen, dass die niederländische Motorradfahrer-Gang "Satudarah" in der Kreisstadt ein "Chapter" gründen will. In der Nacht zu Sonntag zeigte die Polizei deshalb bereits "erhöhte Präsenz".

Rockergewalt in Deutschland - eine Chronik
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Es war "nur" ein schönes Bild der Klever Schwanenburg, das für wenige Stunden im Internet zu sehen war. Und es war nur eine knappe Mitteilung auf Facebook. Aber Bild und Nachricht bargen einen brisanten Inhalt — zumindest für die Duisburger Polizei. Auf dem Schwanenburg-Bild prangte die Aufschrift "Satudarah MC — Kleve".

In der Facebook-Nachricht kündigte der niederländische Rockerclub, der in den Niederlanden etwa 400 Mitglieder hat und nach Einschätzung der dortigen Polizei in den Drogenhandel und in die Prostitution verwickelt ist, die Gründung einer Niederlassung (Chapter) in Kleve an.

Die Information aus dem Internet zur bevorstehenden Gründung eines Chapters der Satudarah in Kleve versetzten die Polizei in Alarmbereitschaft. "Das kann in diesen Kreisen eine Provokation sein, die zur Gewalt führt", meint der Duisburger Polizeisprecher Ramon van der Maat. In Duisburg kam es bereits mehrfach zwischen den verfeindeten "Hells Angels"-Rockern einerseits und den "Bandidos" sowie "Satudarah" andererseits zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, seit Ende September 2012 "Satudarah MC" neben dem Lokal der befreundeten Bandidos ein eigenes Clubhaus im Rotlichtviertel eröffnet hatten.

Das Viertel wird allerdings bislang von den verfeindeten Hells Angels kontrolliert. Um nach den Internet-Hinweisen auf Kleve eine erneute Eskalation der Gewalt zu verhindern, erhöhte die Duisburger Polizei in der Nacht zum Sonntag ihre Präsenz in Duisburg.

Bis zum Ende des Polizeieinsatzes am frühen Sonntagmorgen blieb alles ruhig. Dann aber, gegen sieben Uhr am Morgen, peitschten Schüsse durch die Friedrich-Ebert-Straße in Duisburg, an der die Satudarah ihr Lokal haben. "Die Schüsse waren wohl eine offene Provokation der Hells Angels", vermutet Ramon van der Maat. Verletzt wurde niemand, aber ein Auto und das Bistro "Top Secret" wurden beschädigt.

Auch in Kleve zeigte die Polizei unter der Einsatzleitung der Duisburger Fahnder "erhöhte Präsenz" wegen der Internet-Ankündigungen. "Es wurde dort verstärkt Streife gefahren", erklärte Ramon van der Maat. Zu Zwischenfällen sei es in der niederrheinischen Kreisstadt jedoch nicht gekommen.

Nach Informationen aus Polizeikreisen beobachteten die Beamten vor allem das Umfeld des Vereinsheimes des Motorradclub-Chapters "Night Riders MC Kleve", das sich 2000 gegründet hat. Bei dem Gebäude handelt es sich um ein altes Fabrikgebäude an der Brahmsstraße in der Klever Oberstadt. Das Gelände ist durch einen stabilen Metallzaun gesichert. Über dem Eisentor ist auf einem Plakat zu lesen: "everbody welcome" (Jeder ist willkommen). Auf dem Dach des Lokals ist ein Motorrad angeschweißt, Fahrer ist ein künstliches Skelett. Laut den Informationen sollen die niederländischen Rocker planen, das Vereinsheim zu übernehmen, wenn sie in Kleve ein Chapter gründen.

"Night Riders MC Kleve" ist der Polizei bekannt, bislang aber noch nicht durch kriminelle Aktivitäten aufgefallen. "Gerade jetzt aber, wo die Gefahr des Abdriftens in den kriminellen Bereich droht, beobachten wir alle Motorradclubs", erklärte der Klever Polizeisprecher Manfred Jakobi und fügte hinzu: "Die Polizei wird es nicht dulden, dass Probleme, die derzeit Großstädte mit Rockern haben, sich in den ländlichen Raum verlagern."

(RP/rl)
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