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Kleve Holocaust-Überlebende spricht am "Stein"

Kleve · Eva Weyl, Überlebende des Holocaust, hat vor den Schülern der Jahrgangsstufe 9 in der Aula des Freiherr-vom-Stein-Gymnasiums gesprochen. "Um Euch daran zu erinnern, bin ich da. Gegen das Vergessen. Gegen Auschwitz", lauteten die Worte, mit denen Eva Weyl ihren Vortrag eröffnete.

Bereits zum dritten Mal besuchte Eva Weyl das Klever Gymnasium, um den Schülern dort einen Einblick in das Leben eines Kindes zur Zeit des Nationalsozialismus zu gewähren. In einem bewegenden Vortrag schilderte sie die Geschichte ihrer Familie, die Verfolgung der Juden durch die Nationalsozialisten in Deutschland sowie die daran anschließende Flucht ihrer Eltern in die benachbarten Niederlande. Bevor ihre Familie sich nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten zur Flucht ins niederländische Arnhem gezwungen sah, gehörte der Familie das damalige Kaufhaus Weyl, an deren Stelle sich heute die Galeria Kaufhof in Kleve befindet. In den Niederlanden angekommen, dauerte es nicht lange bis Eva Weyl in Arnhem das Licht der Welt erblickte.

Nach dem deutschen Überfall auf das Nachbarland wurde alsbald auch die Familie Weyl aufgefordert, sich in das sogenannte Durchgangslager Westerbork zu begeben. In diesem Lager, von dem aus wöchentlich die Züge in die zahlreichen Arbeits- und Vernichtungslager rollten, verbrachte Eva Weyl - damals erst sechs Jahre alt - einen Großteil ihrer Kindheit. Auch die kleine Eva ging während ihrer Zeit im Lager ganz "normal" zur Schule. Lediglich dank der Anstellung ihres Vaters in der Administration des Lagers überlebte die Familie Weyl mit viel Glück diese Zeit im Lager Westerbork, das bis heute als Symbol für die Deportation der niederländischen Juden gilt.

Die Schüler, die gebannt den Worten der Holocaust-Überlebenden lauschten, hatten im Anschluss an den Vortrag die Gelegenheit, Fragen an die Zeitzeugin zu stellen. Dabei wollten sie beispielsweise wissen, wie das Verhältnis Eva Weyls nach dem Krieg zu den Deutschen gewesen sei oder auch wie das Verhältnis der Lagerinsassen während der Inhaftierung zu den Wachmannschaften im Lager war. Weiterhin wollten die Schüler erfahren, ob Eva Weyl es angesichts gegenwärtiger rechtsradikaler Tendenzen in Deutschland noch für möglich hielte, dass sich so etwas wie Auschwitz heute wiederholen könnte.

Eine Frage, die Eva Weyl sichtlich bewegte, kam von einem Schüler, der sie im Anschluss an den Vortrag fragte, ob "man als junger Mensch", angesichts derartiger in Deutschland stattgefundener Verbrechen, "heute noch sagen dürfte, dass man stolz sei, Deutscher zu sein". Eva Weyl verwies auf ein Zitat von Elie Wiesel, Auschwitzüberlebender und Friedensnobelpreisträger, dass nicht die junge Generation Schuld trage an den Verbrechen der Nationalsozialisten, dass es jedoch ihre - unsere - Pflicht sei, an das, was geschehen ist zu erinnern und diese Erinnerung stets aufrecht zu erhalten.

(RP)
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