Kleve Hüter des Ahnenschatzes

Kleve · Im Klever Mosaik-Archiv lagern unzählige Aufzeichnungen über die Menschen des Kreises Kleve. Familienforscher wie Christina Hansen können dort nach ihren Wurzeln suchen und das bis weit ins Mittelalter zurück.

Kleve: Hüter des Ahnenschatzes
Foto: mvo

Christina Hansen sitzt an einem langen Tisch, vor ihr viele Bücher und Schriftstücke. So viele, dass sie mehr als zwei Plätze in Anspruch nimmt. Konzentriert blickt sie in eines der Bücher, immer wieder macht sie sich Notizen. Sie ist eine von vielen Besuchern, die ins Klever Mosaik-Archiv kommen, um die Geschichte der eigenen Familie zu erforschen. Angefangen hat bei ihr alles bereits in den 90er Jahren. Damals, so sagt sie, habe ihre Cousine ihr einige Familien-Unterlagen gegeben. Anfangs noch zögerlich, machte Hansen, die Heinsberg lebt, sich bald auf die Suche nach ihren Ahnen - und die stammen aus dem Kreis Kleve, besser gesagt aus Nütterden.

"Irgendwann wurde ich auf das Archiv in Kleve aufmerksam, schaute vorbei und wurde fündig", sagt sie. Inzwischen hat sie ihre Vorfahren bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgt, unzählige Stunden in Archiven verbracht. "Wenn man einmal anfängt, kann man nicht mehr aufhören." Der Stammbaum, den sie nach und nach erstellt hat, zählt inzwischen weit mehr als 100 Personen, die alle im Raum Kleve lebten. Die meisten Mitglieder der Familie Thiel waren Bauern, das fand Christina Hansen anhand alter Kirchenbücher heraus, in denen die Berufe zum Teil notiert wurden. Vermerke, auf die man weniger stolz sein kann, etwa in Gerichtsbüchern, fand sie bislang nicht.

Neben ihr sitzt Mann Jürgen. Seine Familie stammt zwar nicht aus der Region, eine Verbindung zu Kleve konnte aber auch er in Archiven finden. Denn sein Ur-Ur-Großvater war einst für den Bau des Trajekts Spyck-Welle in Griethausen zuständig. "Das war eher ein Zufallsfund", sagt er. Angefangen hat Jürgen Hansen nur mit einer Sterbe- und Heiratsurkunde. Mit der Zeit wuchs aber auch seine Ahnenliste. Und weil auch ihn das das "Ahnenfieber" gepackt hat, versucht das Ehepaar so oft es die Zeit zulässt in Archiven zu stöbern, um noch mehr über ihre Familien herauszufinden.

Bei Christina Hansen neigt sich diese Zeit allerdings langsam dem Ende entgegen. "Die Zeugnisse werden immer weniger. Ich hätte aber zu Beginn erst gar nicht gedacht, dass ich meine Familie überhaupt bis ins 16. Jahrhundert zurückverfolgen könnte", sagt sie. Ohne Aufgabe wird sie bald aber nicht dar stehen. Denn wenn alle Recherchen abgeschlossen sind, will sie eine große Familienchronik erstellen.

Möglich wurde dies vor allem durch die Mitglieder des Mosaik-Archivs, die zwei Mal in der Woche die Pforten zu Büchern, Akten und ihren digitalen Verzeichnissen öffnen. Seit der Gründung des Archivs im Rund 800 Besucher kämen pro Jahr, sagt Dieter Greffin, Schriftführer des Vereins. "Nicht-Mitglieder zahlen bei uns pro Tag fünf Euro, um zu forschen. Damit finanzieren wir unsere nur unsere Unkosten, denn wir arbeiten ehrenamtlich", sagt Greffin. Er selbst ist seit weit mehr als zehn Jahren Mitglied des Vereins. "Ich habe mich schon in meiner Jugend für Ahnenforschung interessiert. Zudem gefällt mir die Kombination mit regionaler Geschichte, die ich sehr spannend finde", sagt er. Niederländer, Belgier, Franzosen, Preußen - das Klever Land kann auf eine bewegte Geschichte zurückblicken.

Dieter Greffin holt Kirchenbücher aus dem Regal. Dort sind minutiös alle Eheschließungen, Todesdaten und zum Teil sogar Informationen über Familie und Berufe der Genannten aufgezählt. Spätestens seitdem die Franzosen den Niederrhein besetzt hatten, finden sich diese Daten in einem Formblatt, wie man es auch heute noch von verschiedenen Amtsblättern kennt. Die Preußen führten diese bürokratisierte Fassung der Einträge fort. Mit der Zeit, so sagt Greffin, habe er sich in die Schriftbilder und Sprachen eingearbeitet. "Als ich hier anfing zu helfen, konnte ich kaum etwas lesen", sagt er. Zu schnörkelig ist das Schriftbild. Zum Teil wurden die Einträge noch auf Latein oder Französisch verfasst. Nun aber ist er ein echter Profi auf dem Gebiet, kann den Besucher schnell und unkompliziert helfen. "Ohne die Hilfe der Ehrenamtlichen vom Mosaik-Archiv, hätte ich meine Nachforschungen nie so weit führen können", sagt Christina Hansen.

Die nächste Generation steht indes schon in den Startlöchern. Zwar ist das jüngste Mitglied schon 40 Jahre alt, dafür aber bestens qualifiziert. So besuchte Thorsten Heeck spezielle Ahnenforschungs-Seminare und darf sich offiziell "Qualifizierter Genealoge" nennen.

(maxk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort