Niederrhein IHK will ein Bündnis für Infrastruktur

Niederrhein · Präsident Burkhard Landers warnt beim Neujahrsempfang der Kammer davor, am Güterbahnhof ein Outletcenter zu errichten. Denn das sei für den Standort Duisburg fatal. Er spricht sich vielmehr für hochwertigen Bürobesatz aus.

 Schon vor Beginn des offiziellen Teils des Neujahrsempfangs plauderten die Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angeregt im Foyer der Mercatorhalle miteinander.

Schon vor Beginn des offiziellen Teils des Neujahrsempfangs plauderten die Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft angeregt im Foyer der Mercatorhalle miteinander.

Foto: Christoph Reichwein

Das Wohnzimmer ist traditionell der Raum, in dem man sich mit seinen Gästen zusammensetzt. Für Burkhard Landers, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK), ist die Mercatorhalle diese gute Stube. Umso mehr freute er sich, endlich wieder dort mit den vielen Teilnehmern des Neujahrsempfangs der Kammer zusammenzukommen. Bekanntlich war diese Veranstaltung wegen der Hallensanierung in den vergangenen Jahren ins Theater am Marientor verlegt worden. So nett es dort war, die Gäste der gestrigen Begegnung waren sich einig: Besser ist es am König-Heinrich-Platz.

Die Zusammenkunft zum Jahresanfang nutzten mehrere hundert Unternehmer aus dem Kammerbezirk, um miteinander und mit den zahlreichen Vertretern, die Spitzenämter in Stadtverwaltungen, in Kirche, Politik oder auch in bedeutenden Vereinen und Verbänden bekleiden, ins Gespräch zu kommen. Es ging vielfach um Flüchtlingsprobleme, um Terrorismus, um den Brexit und - vor allem - um den baldigen US-Präsidenten Donald Trump.

Wie verwirrend die jüngsten Äußerungen des neuen amerikanischen Präsidenten für die Wirtschaft sind, hatte Landers in seiner Begrüßungsansprache angerissen. Er habe es im Herbst für ausgeschlossen gehalten, dass ein "in politischen Fragen völlig unerfahrener Unternehmer" das Weltgeschehen bestimmen könne, bekannte er. Verwirrt habe ihn zudem, dass die Demoskopen mit ihren Vorhersagen in diesem Fall ähnlich danebengelegen hätten wie beim Brexit.

Landers konzentrierte sich in seiner Ansprache dann aber auf drängende regionale Themen. Wirtschaftlich gesehen sei 2016 für die hiesigen Unternehmen ein durchweg gutes Jahr gewesen, auch die Prognosen für 2017 ließen ein moderates Wachstum von 1,2 Prozent erwarten. Und dennoch: "Wir schauen auf die nach wie vor zu schwachen Investitionen, wir wissen um die ungelösten Fragen des demografischen Wandels, wir kennen die großen globalen Themen der Wohlstandsverteilung und des Ressourcenschutzes."

Eine gesellschaftliche Herausforderung ist und bleibt zum Beispiel die Integration der Flüchtlinge, um die sich im vergangenen Jahr viele Unternehmen im Kammerbezirk aktiv bemüht haben. Wichtig sei nun, zügig Gewissheit über den Aufenthaltsstatus der Zugewanderten zu bekommen und deren berufliche Qualifikation einzuschätzen.

Fast schon ein Dauerproblem: Es mangelt an Auszubildenden. "Die Prognosen sagen uns, dass wir am Niederrhein bis zum Jahr 2030 - das sind gerade einmal noch 13 Jahre - einen Bedarf von 40.000 Fachkräften haben." Gefragt seien fast ausnahmslos Facharbeiter und Kaufleute. Landers forderte die Zuhörer auf, mehr als heute für die duale Ausbildung zu werben, ein weit anerkanntes Erfolgsmodell.

Er wandte sich aber auch einem aktuellen lokalen Problem zu: der Diskussion um das Outletcenter am Duisburger Güterbahnhof. "Wir erinnern uns, dass genau dieses Gelände schon vor rund zehn Jahren für das damalige Multi-Casa-Projekt abschließend als nicht geeignet befunden wurde." Es sei zu befürchten, "dass wir die gleiche Debatte erneut führen", was für den Standort fatal wäre. Landers appellierte an die Politik, den Standort besser für hochwertigen Bürobesatz zu entwickeln.

Duisburg und auch das Umland hätten derzeit gute Chancen, Unternehmen und Wohnungssuchende hierher zu locken, denen beispielsweise der Standort Düsseldorf zu teuer ist. Die "Metropolregion Rheinland", der auch Duisburg und der Kreis Wesel angehören, biete eine gute Basis für eine Kooperation, mit der Türen aufgestoßen werden könnten, "die unseren Niederrhein im europäischen Wettbewerb der Regionen weit nach vorne tragen wird". Dazu sei allerdings eine gute Infrastruktur notwendig, womit Landers auf die Betuwe, den RRX, den A 40-Brückenbau und die Vertiefung des Rheins zu sprechen kam. Er schlage ein regionales Bündnis für Infrastruktur vor, das Interessen abwäge und Lösungen erarbeite.

Das Mikrofon übergab er danach an den Ehrengast des Abends, Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes.

(RP)
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